Wie passt die Maslow Pyramide eigentlich zur Gemeinwohl- und "Wellbeing"- Ökonomie?

Und zu "Genug für alle"? Wie passt Maslows Bedürfnis-Motivationspyramide zur Gemeinwohl- und "Wellbeing"- Ökonomie und zu "Genug für alle"?

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Über dieMaslow Pyramidewird wohl früher oder später so ziemlich jeder mal stolpern.

Die geht auf den PsychologenAbraham Maslowzurück, einem der „Gründerväter“ derhumanistischen Psychologie, bei der die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung und zur Schöpfungskraft (für jeden) im Vordergrund steht.

Passend dazu trennt sich die Bedürfnis-Pyramide von Maslow auch in Defizit- und Wachstumsbedürfnisse auf.

Zunächst geht es um die Befriedung der Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Wohnen, usw., also um das konservative (sich selbst) erhaltende Moment, wenn man so will.

Darauf aufbauend werden dann die Wachstumsbedürfnisse wichtiger. Hier kommen dann Werte, Weltanschauungen und Selbstverwicklung auf die Agenda. Das progressive Momentum, wenn man so will. Wobei bei dem Begriff Fortschritt durchaus die Gewichtung allgemeiner gehalten ist als bei Wachstum. Fortschritt beinhaltet nämlich meist eine optimierende Verkleinerung. Handys sind ja zum Beispiel außer dem Display nicht größer sondern kleiner geworden. Fortschritt heißt ja gerade weniger Verbrauch. Wachstum heißt mehr. Bei Maslow ist der Wachstum aber ja auch begrenzt und definiert. Nicht einfach Wachstum seiner selbst Willen.

Also Maslow ging es um die Lebensmotivation, um die Bedürfnisse und Antriebe. Seine Zielsetzung dürfte also tatsächlich das erfüllte Leben für jeden gewesen sein.

Wenn es um die Frage geht was Menschen motiviert, ist der ökonomische Bereich aber meist nicht weit entfernt. Sowohl diejenigen, die wollen das für alle genug da ist. Als auch diejenigen, die vor allem für sich oder nur für einige möglichst viel wollen.

Da man dafür menschliche Arbeit benötigt, unter anderem auch die eigene, geht es da natürlich immer um die Frage, wie man sicherstellt, dass die Motivation für die benötigten bzw. gewünschten Tätigkeiten hoch genug ist.

So gesehen ist es schon fast erstaunlich, dass es bis 1957 gedauert hat, obwohl Maslow seine Pyramide schon 1943 veröffentlich hatte, bis mitChris Argyrismal jemand angefangen hatte Maslows Erkenntnisse auf die Wirtschaftswelt zu übertragen. Naja im 2.Weltkrieg und direkt danach war man wohl noch mit der Befriedigung der Grundbedürfnissen beschäftigt.

Seitdem heißt es in „Grundlagen der Managementlehre“: „Für eine zielorientierte Verhaltenssteuerung der Mitarbeiter ist die Erkenntnis über individuelle Zielvorstellungen von zentraler Bedeutung.“.

Es geht also um die zielorientierte Verhaltensteuerung. Da fragt man sich natürlich für was für ein Ziel. Ein reines ungebremstes Profitziel? Oder das Gemeinwohl als das Wohl jedes Einzelnen?

In beiden Fällen ist das Wohl des Mitarbeiters Mittel. Im 2. aber auch Ziel. Da wäre auch Kant wieder zufrieden.

In Bezug auf die Gemeinwohlökonomie kann man dann vom 2. Fall ausgehen. Und auch bei der Wellbeing Economy und beim Ziel „Genug für alle“.

Spannend ist aber die Frage der Nachhaltigkeit bei Maslows Pyramide. Denn das Gehalt wird zwar wohl meist ausreichen um seine aktuellen Grundbedürfnisse zu stillen, aber nicht die nachhaltigen bei denen es nicht reicht, wenn man selbst vorsorgt.

Das kommt bei der Bedürfnispyramide nicht so richtig rüber. Die ist eben doch sehr auf die individuell lösbaren Bedürfnisse ausgerichtet.

Klima- und allgemein Umweltschutz lassen sich aber z. B. nicht alleine bewältigen.

Und die eigene Sicherheit hängt auch vom Wohlergehen anderer ab, damit es ruhig bleibt.

Da kann man dann bezogen auf die Arbeitswelt vor dem Problem stehen, dass man zur faktenbasierten Einschätzung gelangt, dass an wichtigen Punkten des nachhaltigen Gemeinwohls, dass einen selbst einschließt, aktuell zu wenig gearbeitet wird. Und das man daher selbst aktiv werden muss/müsste. Das kann dann natürlich schnell zu einem negativen Impakt auf die Arbeitsleistung führen, mit der man seinen Lebensunterhalt verdient. Da kollidiert dann der kurzfristige Bedarf mit dem nachhaltigen. Und je nachdem für wie gefährlich man seine aktuelle Lage durch sein Zusatzengagement hält wird aus dem eigentlich nachhaltigen Bedarf ein kurzfristiger Sicherheits(bewertungs)bedarf.

Und je weiter der öffentliche Informationsstand von der Realität entfernt ist, desto akuter kann das kurzfristig für viele, für die Aufrechterhaltung der Grundversorgung, für zu viel, werden.

Also fehlendes relevantes Wissen für zu viele ist eine tickende Zeitbombe mit mehreren Auslösemöglichkeiten, die möglichst vorsichtig aber auch möglichst zügig zu entschärfen ist.

Vor allem Konzentration verträgt sich nicht gut mit einem zu großen unmittelbaren Verarbeitungsaufwand. Und je nach empfundener Sicherheitsbedrohung wechselt auch die Motivation auf die Sicherheitsbewertung und -gewährleistung.

Da die ersten die solche Schieflagen entdecken selten sofort Unterstützung finden und das erst mal aufbereiten müssen, wäre ein unbedingtes Grundeinkommen zumindest in dem Fall tatsächlich nützlich, dann könnte man Lohnberuflich „kurz“ aussteigen und erstmal an dem arbeiten was einem aktuell die Konzentration nimmt. Beziehungsweise man müsste nur soviel arbeiten wie es für seinen Lohnarbeitgeber nötig ist und nicht für Lohn etwas arbeiten was eigentlich auch jemand anders machen könnte und würde und dass noch bei geringerer Konzentration. Aber wie gesagt auch die Ausführung des Lohnjobs durch einen selbst kann für das Gemeinwohl nötig sein. Da braucht man eben auch hinreichend viele. Aber ich möchte jetzt auch nicht die Vorteile und Gefahren der Bedingungslosigkeit hier diskutieren.

Also zurück zur Nachhaltigkeit und zur Pyramide. Es kann also passieren, dass man plötzlich „Defizit“-Druck verspürt und an etwas anderem arbeiten möchte/muss.

Wenn das die ganze Belegschaft oder gleich das ganze Land bedrückt, und man nicht gelernt hat „Bottom-Up“ Arbeit untereinander zu delegieren dann: „Gute Nacht“.

Das sollten auch diejenigen bedenken, die verschleiert etwas „im Großen“ zu erreichen suchen. Gell, liebe „Proprietäre“, an „Schmollers Saboteure“ denken. Für die wäre das wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen, solange sie Außen oder Opferbereit sind.

Aber zurück zu Maslow, dessen Pyramide wurde mittlerweile auch von anderen als Basis für eigene Konzepte verwendet. NebenClayton Alderfer’sERG-Theorie, welche die Bedürfnisse simultan anstatt hierarchisch ansieht, ist da vor allem diePyramidevonRichard Barrettzu nennen.

Gut, wenn man liest, dass er die meiste Zeit seines Lebens bei der Weltbank war, ist der Gemeinwohlorientierte Erwartungshorizont erstmal nicht so üppig.

Seine „oberste“ Stufe heißt dann „Beitragen“, anstatt „Selbsterfüllung“ wie bei Maslow.

Beitragen heißt ja erstmal was für andere, für die Allgemeinheit, leisten, dass klingt erstmal Gemeinwohlorientierter als bei Maslow.

Aber für Kapitalisten reicht ja, nach Max Weber, die Wahrung des Scheins, alles andere wäre für die unnötig. Daher könnte man natürlich behaupten, dass „Beitragen“ für den Kapitalismus, schon nachhaltig allen nutzt, obwohl nur kurzfristig, demjenigen der den Beitrag des Mitarbeit damit nach dessen Werteschema für dessen Motivation passend machen möchte.

Also so billig wie möglich den Mitarbeiter maximal lange genug motivieren.

Na ja,Barrett Values Centerist ein Unternehmensdienstleister. Hier scheint der Fokus mehr darauf zu liegen, Unternehmen dabei zu unterstützen, dass ihre Mitarbeiter motivierter und besser arbeiten, als darauf, wie bei der GWÖ, zum Beispiel anderen Marktteilnehmern nachweisen zu können, für was man sich engagiert und auf welche Werte man achten. Dazu passen auch Slogans wie „Eine lebendige Unternehmenskultur fördert nachhaltigen Erfolg.“. Wenn der Erfolg durch zufriedene Mitarbeiter kommt ist das aber ja nicht unbedingt schlecht. Außer die Zufriedenheit basiert auf Schein und ist nicht nachhaltig oder hat für andere oder die Allgemeinheit einschneidende Nachteile.

Da kommt es eben auf die Arbeitsintention desBarrett Values Centeran.

Entspricht die wie scheinbar bei derValues Alliancedem Ziel eine Werte-orientierte Unternehmenslandschaft zu schaffen, anstatt einer nur unbegrenzt Profit orientierten?

Oder geht es „nur“ darum möglichst viel Profit damit zu machen, andern zu zeigen, wie sie ihre Mitarbeiter besser motivieren, beziehungsweise auf deren Motivationen eingehen, und verstehen können? Egal ob nur des Profites wegen oder aus Werten heraus?

Na ja, dieValues Allianceist auf jeden Fall direkt mit bei der Wellbeing Alliance (WeAll) im Einsatz. Und bisher konnte ich da noch keine (verdeckte) Profitorientierung entdecken. :)

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Geschrieben von

KSLP

Sozial. Sicher. Standhaft. Je nach innen und außen. Und relativ konservativ. :)

KSLP

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