William Petty und Pierre Le Pesant de Boisguilbert

Klassische politische Ökonomie William Petty und Pierre Le Pesant de Boisguilbert als Ursprung der klassischen politischen Ökonomie

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Schon Karl Marx sah in den Werken von dem EngländerWilliam Pettyund dem FranzosenPierre Le Pesant de Boisguilbertden Beginn der klassischen politischen Ökonomie.

Zu dieser Zeit war allgemein noch der Merkantilismus vorherrschend, also das Ziel Außenhandelsbilanzüberschüsse durch aktive staatliche Eingriffe in den Handel zu erreichen. Also eine Art staatlichem Handelskrieg durch Zölle und Handelsbeschränkungen.

Hierbei stand meist das Wohl der Herrschenden im Vordergrund, weniger der Bevölkerung, weder der Arbeiter noch der Händler.

Das Ziel war auch mehr die Generierung von Geld bzw. Gold und weniger einer hohen Wirtschaftsleitung.

Steuern sollten den Herrschenden und dem Staat dienen.

Vor allem die Sichtweise das Staatswohl anhand der Goldmenge zu bemessen wurde von den beiden Autoren kritisiert. Und durch die Annahme ersetzt, dass viel mehr der wirtschaftliche Output entscheidend für den Wohlstand einer Nation sei. Diese Sichtweise hat sich dann in der Folge auch durchgesetzt und gilt durch die Bedeutung des Bruttoinlandsprodukts und des Bruttosozialprodukt bis heute. Wobei hier heutzutage korrekterweise angezweifelt wird, dass damit das Gemeinwohl und das Wohl jeden einzelnen angemessen berücksichtigt wird, ebenso wie der Umweltschutz auch nicht.

Auch die Meinung, dass der Staat sich sowohl aus dem Binnen- und Außenhandel und der Produktion raushalten soll stammt von diesen Autoren.

Interessant ist noch, dass vor allemPierre Le Pesant de Boisguilbertfür eine Besteuerung der Eigentümer anstatt der Produzenten war. Da solch eine Steuer keinen negativen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung hätte. Diesen Unterschied bei der Steuerart sollte mal jemand der FDP näher bringen. :)

William Petty war immerhin noch für eine konsumabhängige Steuer anstatt einer Prokopfsteuer in fester Höhe, welche vor allem die Armen treffen würde.

Auch Zölle auf Importe um diese preislich mit einheimischen Produkten gleichzusetzen befürwortete dieser. Ebenso eine generelle Steuer auf Importe, wenn die die Exporte zu sehr übersteigen würden.

In diesem Punkten vertraten beide also eine Position, welche sich vom Proprietarismus, wie ihn Thomas Piketty beschreibt, deutlich unterschied. Wobei es aber eben auch die gesellschaftliche Klasse des privaten „Landlord“ noch nicht gab. Land gehörte fest dem jeweils Herrschenden und war (noch) kein frei veräußerlicher Produktionsfaktor. Die Bodenbesitzer waren hier also noch „Teil“ des Staates.

VonWilliam Pettystammt zudem noch die Aussage, dass Arbeiter nur so viel verdienen sollten wie sie zum Leben brauchen. Wobei es ihm hier wohl mehr um die Befürchtung ging, dass ein Arbeiter, wenn er doppelt so viel bekommt nur halb soviel arbeiten würde und dann die Gesamtproduktion rückläufig wäre. An Konsumzunahme durch die Arbeiter hatte er wohl noch nicht gedacht. Für Herrn Petty war das Lebensniveau der Arbeiter im Gegensatz zu HerrnBoisguillebertwohl auch nicht so wichtig, zumindest war Karl Marx laut Wikipedia dieser Ansicht.

Kritik an der Ansicht, dass man die Wirtschaft am besten laufen lassen und das dann für alle mehr oder wenige automatisch genug rauskommen würde stammt zum Beispiel vonFranklin Delano Roosevelt. Der meinte in Bezug auf William Petty während der Weltwirtschaftskrise ab 1929, etwas frei wiedergegeben, dass der eben in einer Zeit starker wirtschaftlicher Erholung und starken Wachstums in England gelebt und geschrieben hätte und dass solch ein Glaube an eine Selbstregulierung des Marktes eben nur unter solchen optimalen Umständen funktionieren könnte. Und deshalb schlug Herr Roosevelt dann dieSecond Bill of Rightsvor, angelehnt an Thomas Hobbes’s Social Contract vor. Im Widerstand dagegen ist dann eine wirtschaftslibertäre, proprietäre Bewegung entstanden, die heute vor allem durch das Atlas Network vertreten wird. Und die in Standortvorteil- Deutschland und seinen „sparsamen Freunden“ im gemeinsamen Zwangssystem wirtschaftlicher Freiheit der EU viele Anhänger und Einfluss hat.

Nach Petty und Boisguilbert ist eben die Klasse des privaten Landbesitzers und der Standortwettbewerb im freien Markt entstanden. Schon Adam Smith argumentierte generell gegen Zölle auch zum Außenwirtschaftsausgleich. Das wurde von den „Manchester Liberalen“ gerne aufgegriffen um den ersten (Neo-) Merkantilismus für Handelsüberschüsse im freien Standortwettbewerb zu fördern und schön zu reden, bis das von den restlichen Staaten außerhalb des Empires durch Schutzzölle unterbunden wurde. Heute verfolgt Deutschland, bewusst oder nicht, diese „Außenbeitragsstrategie“ vor allem auf Kosten einiger der übrigen EU- Staaten aber auch einiger Nato- Staaten, wie den USA und Großbritannien. Durch den freien Kapitalverkehr kann man dann mit dem Überschuss auch noch schön auf Einkaufstour gehen, aber über die Nato eben auch auf Kosten der eigenen Sicherheit. Wir haben zur Zeit eben in Bezug auf den Westen und die Nato die Rolle von Schmollers Inkonsequenten oder gar Saboteuren eingenommen: „Nur der inkonsequente oder derjenige der seinem eigenen Land (oder Bündnis; Anmerkung von mir) schaden will kann komplett freihändlerisch sein.“ Mal sehen wie lang die das noch mitmachen. Hoffentlich nicht zu lange auch in unserem Interesse. Wenn man seinen inneren Schweinehund selbst nicht in den Griff bekommt ist es besser wenn jemand „befreundetes“ das kann und macht anstatt, dass man von sonst wem angeleint und instrumentalisiert wird.

Im gemeinsamen Markt kann man soziale, ökologische, Sicherheits- und Zukunftsorientierte Ziele, die verteuernd wirken, hinreichend eben nur durchsetzen wenn hinreichend viele das freiwillig oder durch staatliche(n) Pflicht/Zwang das wollen und tatsächlich auch machen. Ansonsten wirkt der Preismechanismus hier zu hemmend.

Und spätestens seit Hayek und Mises und dem New Deal Widerstand ist ein Großteil der (Politik-) ökonomischen Zunft dem Ziel verpflichtet der Klasse der wirtschaftslibertären privaten Landlords, sonstigen Eigentumbürgern und Neomerkantilistischen Staaten zu dienen anstatt dem Rest oder auch nur dem tatsächlichen Gesamtmarktertrag. Wirtschaftslibertäre eben, staatliche Pflicht oder gar Zwang zur Erreichung von gemeinsamer Zielen ist bei denen verpönt. Allerdings haben auch die Besitzenden irgendwann das Problem, dass mal nicht hinreichend viele etwas wichtiges wollen. Dann folgt entweder der Zusammenbruch oder der Aufbau einer Herrschaft. Dann sind wir aber wieder dort wo wir waren alsWilliam PettyundPierre Le Pesant de Boisguilbertihre Kritik formulierten.

Man muss eben nach dem Grundsatz leben: „Wer gemeinsam wirtschaften muss auch fair teilen, sonst kann man nicht gemeinsam wirtschaften.“ Die meisten Staaten sind aber auf Handel angewiesen da sie einen Importbedarf haben.

Daher brauchen wir eine hinreichend soziale, ökologische und Sicherheits- und Zukunftsorientierte internationale Ausgleichs-, Priorisierungs- und Regulierungsunion mit einem Regelwerk mit universell moralischem Selbstanspruch und einem fairen Anteil an allem. Und einem Ausgründrecht mit einem fairen Anteil an allem. Und fair hinreichend intervenierend für faire eigene Interessen oder die Anderer.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

KSLP

Sozial. Sicher. Standhaft. Je nach innen und außen. Und relativ konservativ. :)

KSLP

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