Die negative Überraschung ist, wie unentschieden und ohne klaren Zugriff sowohl die Textvorlage als auch die Inszenierung mit dem klassischen Stoff aus der Antike umgehen. Im Programmheft ist nachzulesen, dass das durchaus so gewollt war: Zaimoglu/Senkel wollten ihren Zuschauern viel Raum für Assoziationen lassen.
Diese Schwäche der Inszenierung zeigt sich vor allem bei den beiden Hauptfiguren: Antigone wirkt in manchen Momenten wie eine ernste junge Frau, die für ihre Überzeugungen in den Tod geht. In anderen Passagen wirkt Elisa Plüss als Antigone wie ein narzisstisches Glitzer-Girlie. Ihr Gegenspieler Kreon sagt ihr dass auch ganz offen ins Gesicht. Er bezeichnet sie als „Mädchen, so selbstverliebt und eitel, dass sie sich noch kurz vor ihrem Tod um ihr Aussehen sorgt.“ Der Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann klärt uns im Programmheft auf, dass sich Zaimoglu/Senkel von Slavoj Žižek zu dieser Lesart anregen ließen.
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