"Atlas des Kommunismus" (Gorki)

Dokumentartheater-Revue Hinter dem wuchtigen Titel „Atlas des Kommunismus“ verbirgt sich ein unterhaltsam-anekdotischer Blick auf die untergegangene DDR, pünktlich zum Republik-Geburtstag.

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Im Stil von Rimini Protokoll suchten die argentinische Regisseurin Lola Arias und ihr Dramaturg Aljoscha Begrich Expertinnen des Alltags, die von ihren prägenden Erfahrungen berichten: Salomea Genin floh vor den Nazis nach Australien. Bei ihrer Rückkehr nach Berlin – zunächst in den West-Teil, dann in den Osten – war sie glühende Anhängerin kommunistischer Ideale, aber einsam. So ging sie den Anwerbeversuchen des MfS ins Netz. Stolz fühlte sie sich als „Kundschafterin des Friedens“, erst spät kamen ihr in den 80er Jahren die Zweifel, über die sie mittlerweile auch ein Buch geschrieben hat.

Die beiden stärksten Passagen des Abends gehören Ruth Reinecke und Mai-Phuong Kollath. Erstere gehört seit 1979 zum Gorki-Ensemble, ist aber derzeit nur im „Kirschgarten“ und in „Angst essen Seele auf“ zu erleben. Sie steigt auf den Tisch und versetzt sich zurück in das Jahr 1988, als Volker Brauns „Übergangsgesellschaft“ dem verkrusteten Regime den Spiegel vorhielt. Ruth Reinecke taucht nicht nur wieder in ihre damalige Rolle ein, sondern spielt mit ihren Kolleginnen auch die Publikumsgespräche nach.

Mai-Phuong Kollath erzählt, wie sie als vietnamesische Vertragsarbeiterin nach Rostock kam. Zu DDR-Zeiten war der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung nicht erwünscht. Ihr Leben bestand aus Schlafen, Essen und Schuften weit unterhalb ihrer Qualifikation. Außerdem beschreibt sie ihre Konfrontation mit den Nazis nach der Wende und wie sie die Krawalle in Rostock-Lichtenhagen erlebte, die mit Bewährungsstrafen für die Täter endeten.

Ausführlichere Kritik ist hier zu lesen

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