"Baal" am Berliner Ensemble

Premierenkritik Ersan Mondtag enttäuscht mit Brechts Frühwerk.

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Der Wiedererkennungswert dieses Abends ist hoch: die düstere Atmosphäre, wallende Nebelschwaden und vor allem die Ganzkörper-Anzüge mit Nacktmotiven, die das gesamte Ensemble außer der Titelfigur trägt, sind Markenzeichen von Ersan Mondtag. Während sich diese Elemente beim „Internat“ in Dortmund zu einem stimmigen Ganzen fügten und die gewünschte Grusel-Mobbing-Atmosphäre schufen, sind sie in Mondtags Berliner „Baal“ nur müde Kopie und Selbstzweck.

Eine bleierne Schwere liegt über dem Abend. Wie in Zeitlupe und marionettenhaft bewegt sich das Ensemble, das ein selbstzufriedenes Bürgertum vorführen soll. Die klischeehafteste Figur ist der mit groteskem Fatsuit ausstaffierte Mech (Veit Schubert). Selbstironisch rufen sich die Spieler*innen nach gefühlt vier Stunden, die real allerdings nur knapp zwei Stunden waren, zu: „Wann ist denn nun endlich Pause?“

Stefanie Reinsperger lockert den Abend mit einigen Couplets auf und ist ansonsten sehr ausdauernd damit beschäftigt, übel riechenden Qualm ins Publikum ziehen zu lassen. Sie bleibt weit unter ihren Möglichkeiten. Das Energielevel der herausragenden Performance, mit der Matthias Mosbach als „Baal“ in der letzten Spielzeit der Intendanz von Claus Peymann auf der Probebühne des Berliner Ensembles glänzte, erreicht sie an diesem Abend zu keinem Zeitpunkt.

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