Die NSU-Monologe

Dokumentar-Theater-Kritik Dieser Abend im Studio des Heimathafens Neukölln ist von minimalistischer Ästhetik geprägt.

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Die Leidensgeschichten der Hinterbliebenen, die mit infamen Unterstellungen leben mussten, sind zwar bereits aus zahlreichen Zeitungsreportagen und TV-Dokumentationen bekannt und waren auch schon Stoff anderer Theaterinszenierungen wie „Die Lücke“ (Kritik). Aber die komprimierte Form, mit der hier all die Vorwürfe gegen die Opfer noch mal auf das Publikum einprasseln, ist eindrucksvoll und bedrückend: Die Toten wurden als Mafiosi, Drogendealer, PKK-Terroristen oder Ins-Rotlicht-Milieu-Verstrickte verdächtigt. Ermittlungsansätze, dass es sich um rechtsextremen Terror handeln könnte, wurden ein Jahrzehnt lang konsequent ausgeblendet.

Die Monologe machen die Verzweiflung der Hinterbliebenen spürbar, die vom Verlauf des derzeit laufenden Prozesses gegen Beate Zschäpe enttäuscht sind, und Angela Merkel vorwerfen, dass sie ihr Versprechen, alles zu tun, um die Mordserie aufzuklären, nicht eingehalten hat. Es bleiben auch fünf Jahre nach der Entdeckung des Trios zu viele Ungereimtheiten und drängende Fragen nach der Rolle des Verfassungsschutzes und des Unterstützer-Netzwerks.

Die Texte sind so kraftvoll, dass es der Cello- und Klavier-Begleitung gar nicht bedruft hätte. Im Gegenteil: Vor allem in der zweiten Hälfte dieses knapp 90minütigen Abends werden die Monologe von einem Klangteppich überlagert, der eher störend wirkt.

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