"Die Taschendiebin": südkoreanischer Thriller

Kino-Kritik „Die Taschendiebin“ ist ein spannender, kammerspielartiger Thriller über die großen Themen Liebe, Lüge und Verrat.

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Die erste Überraschung des Films ist, dass „Die Taschendiebin“ auf den ersten Blick wie ein klassischer Kostümfilm wirkt – und das ausgerechnet vom Regisseur Park Chan Wook, der durch seine Rache-Trilogie („Sympathy for Mr. Vengeance“, „Oldboy“ und „Lady Vengeance“) aus dem Jahren 2002-2005 berühmt wurde. Als „Oldboy“ in Cannes 2004 den Großen Preis der Jury gewann, waren viele Zuschauer von der Brutalität dieses Werks schockiert. Kritiken bezeichneten ihn als „Ekelmelodram“, „Gewaltoper“ und „albtraumhafte Geschichte, die von Vergeltung, Seelenqualen, Selbstverstümmelung, Inzest, Suizid und Verdammnis handelt“, hoben aber hervor, dass es ein „Meilenstein“ des Kinos sei (Süddeutsche Zeitung) und man „lebendigeres Kino“ kaum erleben könne (SPIEGEL).

Ganz anders beginnt „Die Taschendiebin“: Park Chan Wook nimmt den Zuschauer mit in ein prachtvolles Haus im japanisch besetzten Korea der 1930er Jahre. Langsam wandert die Kamera an den prachtvollen Dekors und der üppig ausgestatteten Bibliothek entlang. Es deutet sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen Fräulein Hideko, der Nichte des Hausherrn, ( Kim Min-hee) und ihrer Zofe Sookee (Kim Tae-ri) an.

Wer nun ein gemütlich vor sich hinplätscherndes, geschmackvolles Historien-Melodram erwartet, ging dem Regisseur Park Chan Wook auf den Leim. Raffiniert wechselt er Erzählperspektiven, plot twists und Doppelbödigkeiten. Es ist ein großes Kino-Vergnügen, diesem südkoreanischen Meister des Regiefachs dabei zuzusehen, wie er mit den Erwartungen des Publikums spielt und immer wieder einen überraschenden Haken schlägt.

Ausführlichere Kritik ist hier zu lesen

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