"Dunkirk" von Christopher Nolan

Film-Kritik Nach seinen Batman-Superhelden-Blockbustern, dem kunstvoll verschachtelten "Inception" und dem Sci-Fi-Öko-Drama "Interstellar" widmet sich Nolan einem historischen Stoff.

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Nolan erzählt von dem als „Operation Dynamo“ in die Geschichtsbücher eingegangen Rückzug der Briten aus dem von den Nazis eingekesselten Dünkirchen nicht als klassisches Kriegsdrama wie Richard Attenborough in seinem Film von 1958. Das Besondere ist, dass bei ihm der Überlebenskampf der einzelnen Soldaten im Mittelpunkt steht. Ganz unmittelbar lässt Nolan seine Zuschauer im Kinosessel miterleben, wie Torpedos die Schiffswand durchbrechen und die Menschen im Todesangst versuchen, das sinkende Wrack zu verlassen und ein Rettungsboot zu erreichen. Wir sind hautnah dabei, wenn die Soldaten kurz durchatmen – genau wissend, dass in jedem Moment die nächste Angriffswelle beginnen kann. Wir erleben, wie einem Kampfpilot der Sprit ausgeht und wie sein Flugzeug langsam aufs Meer sinkt.

Diese ständige Anspannung und die Unmittelbarkeit des Todeskampfs der Protagonisten fordern dem Zuschauer einiges ab. Nolan und sein Kameramann Hoyte van Hoytema lassen uns während der knapp zwei Stunden im Ungewissen, an welchem konkreten Ort und zu welchem konkreten Zeitpunkt der Schlacht um Dünkirchen wir uns befinden. Sie fokussieren sich auf drei exemplarische Schicksale, an die sich die Kamera jeweils heranzoomt und die erst kurz vor Schluss zusammengeführt werden: zwei eingekesselte Soldaten, die sich als Sanitäter ausgeben und es im letzten Moment auf eines der Schiffe schaffen, zwei Kampfflieger, die den Luftraum aufklären und die feindlichen Maschinen abschießen soll, sowie einen alten Mann, der mit zwei Jugendlichen lossegelt, um seinen Beitrag zur Rettungsaktion zu leisten.

„Dunkirk“ ist ein Film, der sehr gemischte Gefühle auslöst:

Wer „Dunkirk“ verpasst, lässt sich ein packendes Kinoereignis entgehen. Der Regisseur empfahl in einem Interview mit dem SZ-Magazin, sich den Film in einem der wenigen Kinos anzusehen, die wie z.B. der Zoo-Palast, die restaurierte ehemalige Haupt-Spielstätte der Berlinale, auf 70 mm-Kopien technisch eingerichtet sind. Aber auch in den durchschnittlich ausgestatteten Kinosälen kommt die Wucht dieses Films von der Leinwand an.

Wer sich „Dunkirk“ antut, muss jedoch einen beklemmenden „Großangriff auf alle Sinne“ durchstehen, wie Tobias Kniebe in der Süddeutschen Zeitung schrieb. Der Überlebenskampf der Soldaten und das Grauen des Krieges werden in „Dunkirk“ schmerzhaft spürbar.

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