"Ein Volksfeind" aus Zürich von Pucher/Dath

Theatertreffen-Kritik Ibsen fehlt bei keinem Theatertreffen. Dieses Gastspiel aus Zürich gerät zum Buzzword-Bingo.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Wenn man nach den zwei Stunden im Theater auf dem Heimweg das Programmheft durchblättert, geht es hier im selben Stil wie auf der Bühne weiter: Das Glossar reiht einen trendigen Begriff an den nächsten.

Die Figuren lassen ständig neue Phrasen-Ballons aufsteigen. Hauptsache: es klingt hip, aktuell und aufregend. Man unterhält sich über Klickzahlen, veganes Essen und E-Government, bleibt aber ansonsten nah an Ibsens Vorlage.

Eingebetteter Medieninhalt

Nach den Eindrücken der ersten Tage wird die Frage drängender, nach welchen Kriterien die Theatertreffen-Jury ihre „bemerkenswerten“ Inszenierungen für 2016 ausgewählt hat. Die krampfhaften Aktualisierungen sind zwar eine charmante Idee, verkommen aber schnell zur Masche, hinter der zu wenig Substanz steckt.

Die Schwächen des Abends werden besonders deutlich, wenn man den direkten Vergleich zieht: Bei Thomas Ostermeiers „Volksfeind“ an der Schaubühne (seit 2012) oder auf den internationalen Gastspielen kommt es regelmäßig zu hitzigen Diskussionen, wie ich sie hier beschrieben habe. Bei Puchers und Daths Züricher Gastspiel im Berliner Festspielhaus bleiben die meisten Zuschauer in reservierter Haltung einfach sitzen, während ein kleineres Häuflein unschlüssig zwischen den Schauspielern im Foyer herumsteht, die eine Volksversammlung mimen.

Ausführlichere Kritik mit Bildern hier

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Kultur_Blog_

Aktuelle Rezensionen zu Kino, Theater, Oper, Kabarett, Tanz, Literatur

Kultur_Blog_

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden