"Eine Familie" am BE

Theater-Kritik Oliver Reese brachte das Drama von Tracy Letts aus Frankfurt mit nach Berlin.

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Die „Grand Old Party“ liegt in Trümmern. Ehrbare konservative Politiker wie John McCain sind im Abseits und versuchen, das Schlimmste von dem zu verhindern, was der rechtspopulistische Sprücheklopfer im Weißen Haus anrichtet.

Aber nicht nur die Partei der Republikaner ist in der Sinnkrise, auch die traditionellen Werte, die sie sich auf ihr Banner geschrieben haben, sind arg lädiert. Das Bild von den tapferen, hart arbeitenden Familien des Mittleren Westens, die aufrecht durchs Leben gehen, auch in schlechten Zeiten zusammenstehen und das moralische Rückgrat von „God´s own country“ bilden, war natürlich immer eine idealisierte Vorstellung. So zerrupft wie im Pulitzerpreis-gekrönten Drama „Eine Familie“, das Tracy Letts 2007 während der Agonie von George W. Bushs zweiter Amtszeit und kurz vor dem Platzen der Immobilienblase schrieb, wurden die amerikanischen Mittelschichtsfamilien aber lange nicht dargestellt.

Oliver Reese brachte seine Frankfurter Inszenierung mit an seine neue Wirkungsstätte am BE: ein mit dreieinhalb Stunden überlanger Abend für ein großes Ensemble, der in zwei dramatischen Szenen kulminiert. Vor der Pause schleudert Corinna Kirchhoff in einem großen Auftritt als mehrfach suchtkranke Violet (Tabletten und Zigaretten sind ihre ständigen Begleiter) ihre Giftpfeile gegen alle Familienmitglieder, die nach dem Begräbnis ihres Mannes an der Tafel sitzen.

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