"Escobar - Paradise Lost": naiv verstrickt

Kino-Rezension Schauspieler Andrea di Stefano mischt im Debüt als Regisseur und Drehbuchautor die Genres Melodram und Thriller. Mit Benicio del Toro als Escobar gewann er einen Star.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Reichlich naiv schlittert der junge Kanadier Nick Brady (gespielt von Hollywood-Nachwuchs-Star Josh Hutcherson) in lebensgefährliche Verstrickungen hinein: eigentlich wollte er mit seinem Bruder nur eine Surfschule in Kolumbien aufbauen. Mit großen Augen und Waschbrettbauch, den das Kinopublikum schon aus Hutcherons Auftritten in den Tribute von Panem-Blockbustern kennt, geht er tappsig durch sein Leben und landet geradewegs in den Armen von Maria (Claudia Traisac), der Lieblingsnichte des Drogenbosses Pablo Escobar. Bei einer opulenten Familienfeier wird er in den Clan aufgenommen. Statt präziser Milieustudien wie in Francis Ford Coppolas Der Pate konzentriert sich Regisseur und Drehbuchautor Andrea di Stefano in der ersten Stunde von Escobar – Paradise Lost jedoch allzu sehr auf die melodramatische Liebesgeschichte zwischen Nick und Maria.

http://imagizer.imageshack.us/v2/320x240q90/901/SepvEv.jpg

Nick und Maria halten Händchen; © Alamode Filmverleih

Erst dann legt di Stefano den Schalter um und bietet einen spannungsgeladenen Thriller über einen jungen Mann, der langsam begriffen hat, auf welch ehrenwerte Gesellschaft er sich hier eingelassen hat. Als er den Auftrag bekommt, Säcke mit den angehäuften Reichtümern in einem sicheren Höhlenversteck zu deponieren und einen Helfershelfer zu liquidieren, fürchtet Nick auch um das eigene Leben. Verzweifelt versucht er, sich freizustrampeln.

http://imagizer.imageshack.us/v2/320x240q90/661/B2dP3e.jpg

Nick (Josh Hutcherson) bekommt von Escobar (Benicio del Toro) einen Spezialauftrag; © Alamode Filmverleih

Dieser Thriller-Plot ist für einen Debütfilm erstaunlich routiniert gefilmt, will sich aber mit der etwas langatmig geratenen Romanze nicht so recht zu einem stimmigen Ganzen fügen. Escobar – Paradise Lost ist kein schlechter Film, dafür sorgen allein schon die Auftritte von Benicio del Toro als Pablo Escobar, der von allen nur ehrfürchtig El Patron genannt wird. In dieser wichtigsten Nebenrolle bekommt del Toro jedoch zu wenig Gelegenheit, sein Können mehr als nur aufblitzen zu lassen.

Dementsprechend erntete der Film schon nach der Weltpremiere beim Festival in Toronto am 12. September 2014 eher mäßige Kritiken. Der Stoff und die Figuren hätten noch wesentlich mehr hergegeben als „eine leidliche Mischung aus Melodram und Actionfilm, in dem gelegentlich von Kokain gesprochen wird“, meinte auch Sonja Hartl in ihrer Rezension auf kino-zeit.de

Immerhin brachte der Film für Josh Hutcherson und Claudia Traisac ein Happy-End: sie setzten ihre Leinwandromanze fort und wurden, wie zu lesen war, auch im wirklichen Leben ein Paar.

Webseite zum Film

Kinostart: 9. Juli 2015

Der Text ist zuerst hier erschienen: http://kulturblog.e-politik.de

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Kultur_Blog_

Aktuelle Rezensionen zu Kino, Theater, Oper, Kabarett, Tanz, Literatur

Kultur_Blog_

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden