"Human Flow" von Ai Weiwei als Krisendoku

Film-Kritik Zwei Jahre lang drehte Ai Weiwei insgesamt 1.000 Stunden Film-Material in 23 Ländern. Er zeigt einen Querschnitt der 65 Millionen Menschen, die auf der Flucht sind.

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Auf eine spannungsgeladene Dramaturgie hat Ai Weiwei komplett verzichtet. Sein essayistischer Film „Human Flow“ gleitet 140 Minuten lang in einem gleichmäßigen Fluss, aber mit durchaus beeindruckenden Bildern dahin. Der Tagesspiegel beschrieb die Konstruktion des Films als „unendliche Schleife“.

Ai Weiwei setzt zum einen auf Nahaufnahmen, bei denen er sich allzu penetrant selbst ins Bild drängt, wie Kritiker schon bei der Premiere auf dem Festival in Venedig irritiert anmerkten. Mag sein, dass ohne eine gehörige Portion Narzissmus ein derartiges Mammutprojekt gar nicht entstehen kann. Aber Ai Wewei, der berühmte chinesische Künstler und Dissident, der mittlerweile in Berlin, überspannte den Bogen ganz gewaltig.

Zum anderen ist der Film von langen Einstellungen aus der Vogelperspektive geprägt: Lange Trecks auf der Balkanroute, Zelt an Zelt im Schlamm von Idomeni, die Verzweiflung auf den im Mittelmeer schaukelnden Schlepperbooten. Das ist mit großer Könnerschaft von Christopher Doyle und weiteren bekannten Namen gefilmt und von Nils Pagh Andersen als Krisen-Kaleidoskop geschnitten.

Ausführlichere Kritik mit Bildern

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