"In my Room" von Falk Richter

Theater-Premierenkritik Am Gorki Theater setzen sich Falk Richter und seinen Ensemble mit Kriegstraumata und schwierigen Vater-Sohn-Beziehungen auseinander.

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Die Schauspieler werfen sich in Metal, Punk und Rock-Soli, Dassler hat auch einen kurzen Dragqueen-Auftritt im Fummel. Das Vater-Sohn-Thema wird mal in ernsthaften Erinnerungssequenzen, mal in einer von Claessens angeleiteten schamanistischen Familienaufstellungs-Parodie bearbeitet, bei der das „Kriegstrauma“, das zwischen Vater und Sohn steht, symbolisch ausgetrieben wird.

Assoziativ und stark mäandernd schwankt der „In my Room“-Abend zwischen berührenden Szenen, Comedy und Slapstick. Bevor es auf die Zielgerade geht, verhandeln Berger und Dassler die Sex- und Beziehungsprobleme eines schwulen Paares, die Berger als Steilvorlage für eine Abrechnung mit der AfD nutzt: ihr Hass auf Fremde sei – frei nach den „Ärzten“ – ein stummer Schrei nach Liebe und Resultat ihres verkorksten Sexlebens.

Relativ unvermittelt schlägt der Abend nach deutlich mehr als zwei Stunden den Bogen zurück zum Ausgangspunkt. Benny Claessens steigert sich im Hintergrund in verzweifelte Appelle und Erinnerungssplitter an seinen sterbenden Vater hinein, während sich im Vordergrund ein Pfleger um den auf drei Spieler aufgeteilten, dahinsiechenden Vater kümmert. Das Herz steht still, alles zerfällt, „keine Antwort“: so düster endet diese Erkundung einer komplizierten Vater-Sohn-Beziehung.

„In my Room“ ist ein Abend, der oft ausfranst und sich zu verzetteln droht, sich dabei aber immer darum bemüht, seine ernsten Themen mit viel Komik anzugehen und das wohl bisher persönlichste Theater-Projekt von Falk Richter ist.

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