Kino-Festival "Around the world in 14 films"

Cineastische Weltreise Zum 11. Mal laufen in der Kulturbrauerei Highlights der internationalen Festivals.

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Viele Werke schaffen es gar nicht in die deutschen Kinos und sind höchstens auf DVD zugänglich, andere Filme laufen hier exklusiv vor dem Kinostart.

Aus der ursprüngliche Idee, die 14 besten Filme zu zeigen, wurden mittlerweile 23 Werke, die zum Teil leider parallel laufen oder nur einmal gezeigt werden.

Ein Überblick über interessante Stationen:

Zur Eröffnung gingen Festival-Direktor Bernhard Karl und sein Team ein Risiko ein: der katalanische Regisseur Albert Serra ist für seine minimalistischen Werke bekannt. "Death of Louis XIV." mit Nouvelle Vague-Ikone Jean-Pierre Léaud ist zwar sein zugänglichster, aber immer noch weit vom Mainstream-Kino und auch von den Sehgewohnheiten des Arthaus-Kinos entfernt.

Ein Geheim-Tipp des Kinojahres ist "Divines". Houda Benjaymina ist ein beeindruckender, in Cannes mit der Goldenen Kamera ausgezeichneter Debüt-Film gelungen, der in den französischen Banlieues spielt.

Pablo Larraín ist eine bekannte Größe internationaler Festivals: "Neruda" ist nicht so stark wie seine beiden Vorgänger-Filme "No!" und "El Club". Der chilenische Regisseur spielt mit den Erwartungen und den Genres eines Biopics über den Literaturnobelpreisträger und einer Verfolgungsjagd.

Kirill Serrebrennikov ist in Russland ein bekannter Theaterregissur. Nach zwei Operninszenierungen in Stuttgart und Berlin wird er in der nächsten Spielzeit auch am Deutschen Theater Berlin inszenieren. Mit "The Student/Uchenik" (ab Januar als "Der die Zeichen sieht" in den deutschen Kinos) gelang ihm ein sehenswerter Film: eine überzeitliche Parabel über eine Gesellschaft, die ratlos ist, wie sie auf junge religiöse Fanatiker reagieren soll, und zugleich eine sehr konkrete Kritik an Homophobie und Antisemitismus in Russland.

Eine Romeo und Julia-Tragödie über arrangierte Ehen mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen kommt aus Vanuatu/Südpazifik: "Tanna" von Bentley Dean und Martin

Der österreichische Regisseur Ulrich Seidl wirft in "Safari" wieder scharfe Blicke in menschliche Abgründe. Die von ihm porträtierten Hobby-Großwildjäger reden sich um Kopf und Kragen. Der Dokumentarfilm startet am 8. Dezember 2016 im Kino.

Als Vertreter der "Neuen Rumänischen Welle" ist "Sieranevada" von Cristi Puiu zu Gast. In dem fast dreistündigen Kammerspiel wird sehr viel geredet, werden viele Konflikte angerissen, aber zu wenig verdichtet.

Der georgisch-französische Altmeister Otar Ioselliani wurde mit einer Hommage gewürdigt. Sein skurriler, auf eine klassische Handlung verzichtender "Winter Song" ragt aus einer fernen Vergangenheit in unsere Gegenwart herüber.

Bahman Ghobadi befasst sich in "A flag without a country" mit den Autonomie-Bestrebungen der Kurden im Nord-Irak und ihrem aktuellen Kampf gegen Daesh/IS.

Angela Schanelecs "Der traumhafte Weg" ist so spröde und minimalistisch, dass er viele Zuschauer ratlos zurücklässt.

Lav Diaz, der aktuelle Liebling der internationalen Festival-Szene, adaptiert in seinem vierstündigen Schwarz-Weiß-Epos "The woman who left" eine Erzählung von Tolstoi und erzählt von der Gewalt auf den Philippinen. Die Jury in Venedig verlieh ihm den Goldenen Löwen.

Ein packendes Polit-Dokudrama schuf Amos Gitai mit seiner 90er Jahre-Zeitreise "Rabin, the last day". Er beschreibt das vergiftete Klima voller "Verräter"-Vorwürfe, das den Nährboden für das Attentat auf den Friedensnobelpreisträger Yizhak Rabin bereitete.

"Frenzy" bietet vor allem in der zweiten Hälfte beeindruckende Alptraum-Bilder aus Istanbuls naher Zukunft, wie sie sich Emin Alper imaginiert: Gewalt, Terror, Paranoia. Jeder misstraut jedem.

Zur Auflockerung gab es zum Abschluss "About Love" der armenisch-russischen Regisseurin Anna Melikyan: fünf bittersüße kleine Geschichten über die Liebe.

Ausführlichere Festivalberichte sind hier zu lesen:

Teil I

Teil II

Teil III

Teil IV

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