Polleschs "Ich kann nicht mehr" in Hamburg

Theater-Kritik René Pollesch bietet einen amüsanten Remix bewährter Stilmittel.

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"Ich bin so verzweifelt. Ich bin so verzweifelt“, seufzt Ex-Volksbühnen-Diva Kathrin Angerer in ihrem Hamburger Exil.


Was macht ihr nur so zu schaffen? Zunächst einmal der Chor aus 18 revolutionären Guerilla-Kämpferinnen, die in voller Montur und mit Maschinengewehr zwischen drei Riesen-Kanarienvögeln über die Bühne marschieren und die vier armen Schauspieler in bewährter Pollesch-Manier über die Bühne jagen. „Ich bin hier der Mann“ verkünden sie postfeministisch in barschem Befehlston.

Dazu kommt noch die scheiternde Kommunikation mit den drei Mitstreitern, auch dies ein zentrales Thema in fast jedem Pollesch-Stück: ihr Berliner Kollege Daniel Zillmann, der die letzten zwei, drei Jahre von Castorfs Ära am Rosa Luxemburg-Platz entscheidend mitgeprägt hat, sowie ihre beiden Hamburger Kolleginnen Sachiko Hara und Bettina Stucky plaudern über Filme, über Nachbarn, über Gott und die Welt. Ihr Drama: sie können sich nicht verstehen, weil ihnen der Chor ins Wort fällt und alle niederbrüllt.

„Es geht beim Sprechen nicht darum, gehört zu werden“, philosophiert Angerer. Stucky pflichtet ihr bei: „Und das entlastet mich wirklich. Dass du nicht unbedingt gehört werden willst und dass das hier nicht unbedingt ein Gespräch werden soll, Liebling, das entlastet mich so.“

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