Schweigen. Die Trauergemeinde hat sich stumm um einen Tisch versammelt. Langsam tastet sich die Witwe (gespielt von der vor allem aus Marthaler-Abenden bekannten Olivia Grigolli) an die ersten Worte heran: Willy Loman ist tot. Der Handlungsreisende hat bereits Suizid begangen.
Nacheinander verlassen alle aus der Trauerrunde die Bühne, nur der Sohn Happy (Camill Jammal) bleibt allein zurück und träumt weiter den „American Dream“: Er redet sich unverdrossen ein, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und den Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen kann.
Erst nach dieser Szene betritt die Titelfigur, der Handlungsreisende Willy Loman (Ulrich Matthes), die riesige, bis auf einen Tisch und zwei Stühle leergeräumte Bühne. Langsam taucht er aus dem hintersten Winkel auf und kämpft sich ins Zentrum. Sein übergroßer Schatten, den er auf die weiße Wand wirft, droht ihn schier zu erdrücken.
Dies ist die zentrale ästhetische Idee von Bastian Krafts Regie-Arbeit: Die Schauspieler agieren in einer trostlosen Leere. Vor ihren übergroßen Schattenbildern wirken sie einsam und verloren. Auch wenn sie aneinandergeraten, halten sie großen Abstand. Körperliche Nähe gibt es kaum, eine halbherzige Umarmung ist schon das höchste der Gefühle, das sich diese Figuren gegenseitig schenken. Selbst wenn sie sich anschreien, bleiben sie körperlich auf Distanz.
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