„Trumbo“: Opfer der Kommunisten-Paranoia

Kino-Kritik Was für ein Stoff! Das Biopic erzählt die wahre Geschichte des Drehbuchautors D. Trumbo, der sich in den 40er Jahren für die Kommunistische Partei in den USA engagierte.

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Schnell geriet er ins Visier des berüchtigten Komitees für unamerikanische Umtriebe , das während der McCarthy-Ära eine paranoide Hexenjagd auf zahlreiche Künstler und Intellektuelle startete.

Trumbo und seine Mitstreiter sahen den Vorwürfen anfangs ganz gelassen entgegen. Spätestens der Supreme Court werde dem Spuk ein Ende machen und den Gesinnungsschnüffeleien ein Ende setzen, da dort eine 5:4-Mehrheit von liberalen Richtern amtierte. Diese Rechnung ging nicht auf, nicht zuletzt weil einer der Richter plötzlich nach einer Herzattacke starb: Die linken Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler gingen als sogenannte Hollywood Ten in die Geschichte ein. Sie wurden zu Geld- und Haftstrafen verurteilt und landeten auf einer „Schwarzen Liste“, keines der großen Hollywood-Studios nahm sie unter Vertrag.

Dalton Trumbo wusste sich zu helfen. Mit fast schon despotischer Strenge baute Trumbo in jenen Jahren, als er von den Kommunistenhassern mit Berufsverbot belegt war, ein kleines Familienunternehmen auf. Er spannte seine Frau und die Kinder ein und belieferte unter diversen Pseudonymen seine Auftraggeber. Das meiste davon war billiger Trash für Frank King (John Goodman in einer Paraderolle), für den er wie am Fließband seine Plots entwickelte. Er veröffentlichte aber auch zwei Drehbücher, die mit einem Oscar prämiert wurden: „Ein Herz und eine Krone“ (1953) mit Audrey Hepburn und Cary Grant läuft hin und wieder im Feiertagsprogramm, der Western „Roter Staub“ (1957) ist dagegen heute fast vergessen.

Als sich 1960 das gesellschaftliche Klima liberalisierte, waren Stanley Kubricks berühmtes „Spartacus“-Epos mit Kirk Douglas, das damals auch den jungen Präsidentschaftskandidaten John F. Kennedy begeisterte, und Otto Premingers „Exodus“ waren die ersten Filme, bei denen Dalton Trumbo wieder mit seinem richtigen Namen im Abspann genannt wurde.

Die Biografie des Drehbuchautors, der politischer Hysterie zum Opfer fiel und erst spät zu den verdienten Ehren kam, wäre eine Steilvorlage für einen spannenden Kinoabend. Erst recht bei diesen Schauspielern: „Breaking Bad“-Hauptdarsteller Bryan Cranston spielt den „Trumbo“ und war auch in der engeren Wahl bei der Oscar-Verleihung, zog aber gegen Leonardo di Caprio als „The Revenant“ den Kürzeren. Helen Mirren verkörpert die Kolumnistin Hedda Hopper, die gemeinsam mit dem Western-Helden John Wayne in Hollywood gegen die Linken agitierte.

Leider hat dieser Film aber einige Schwächen. Regisseur Jay Roach, der mit seinen James Bond-Parodien „Austin Powers“ bekannt wurde, ist diesem Stoff nicht gewachsen. Er inszeniert ihn zu melodramatisch und mit zu vielen Längen. Ihm gelang der Sprung vom reinen Unterhaltungsfilm zum anspruchsvollen Zeitgeschichts-Drama und Gesellschaftsporträt nicht so gut, wie er seinem Kollegen Adam McKay mit „The Big Short“ überraschend glückte.

Fazit: Der Film „Trumbo“, der am 10. März 2016 in den Kinos startete, ist zwar thematisch sehr interessant, aber leider nicht ganz gelungen.

Webseite und Trailer zu „Trumbo“

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