Volker Brauns "Griechen" (Berliner Ensemble)

Theater-Kritik Regisseur Manfred Karge schlägt in seiner Uraufführung von Volker Brauns Tragikomödie „Die Griechen“ den Bogen zwischen zwei Referenden.

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Relativ am Anfang steht die Ankündigung von Giorgos Panpandreou (Premier aus dem PASOK-Establishment) im Herbst 2011, die Wählerinnen und Wähler über das mit der Troika ausgehandelte Rettungspaket abstimmen zu lassen. Nur 24 Stunden später musste Papandreou auf Druck von Merkel und Sarkozy zurückrudern, das Referendum wurde abgeblasen. Kurz danach musste er seinen Hut als griechischer Regierugschef nehmen.

Vier Jahre und zahlreiche Sondergipfel später wurde wieder ein Referendum in Griechenland über ein Rettungspaket angesetzt und diesmal sogar auch abgehalten. Finanzminister Varoufakis hat inzwischen die Bühne der Politik betreten. Felix Tittel verkörpert ihn mit den berühmten Accescoires, über die sich vor allem konservative Medien erhitzten: seinem offenen Hemd und seinem Motorradhelm. Auch den berüchtigten „Stinkefinger“ darf Tittel alias Varoufakis recken.

„Die Griechen“ eignen sich vor allem als Lesedrama: wohl nur dann ist es möglich, allen kleinen, bildungsbürgerlichen Anspielungen vom Minotaurus bis zum Melierdialog nachzuspüren.

Es war also mutig von Manfred Karge, sich an die Uraufführung zu wagen. Er bietet dem Publikum einen Frontalunterricht: das gesamte Ensemble nimmt auf Stühlen Platz und spricht in chorischen Kleingruppen den Text gegen die vierte Wand. Zur Auflockerung bietet der Text viele kleine Momente zum Schmunzeln.

Dass das Experiment nicht scheitert, liegt vor allem daran, dass Braun in seinen überbordenden Text so viel hineinpackte, dass jeder Zuschauer genug Material darin findet, das zum Weiterdenken und Mit-Nach-Hause-Nehmen einlädt.

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