Wallenstein an der Schaubühne

Theater-Premieren-Kritik Es thalheimerte gewaltig bei Schillers "Wallenstein" an der Schaubühne: dräuende Musik, die Nebelmaschine lief auf Hochtouren und ein Pferdekadaver im Zentrum der Bühne.

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Zu wummernden Bässen von Bert Wrede tanzt eine Gruppe blutverschmierter, halbnackter Krieger um den halbierten Pferdekadaver, der während der gesamten drei Stunden Einar Schleef-artig vom Haken an der Decke baumelt.

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Der Kadaver spielt vor allem in der Schlussszene eine tragende Rolle: Hauptfigur Wallenstein (Ingo Hülsmann) wird von Buttler (Urs Jucker) die Kehle durchgeschnitten. Das Kunstblut fließt in Strömen, die Schaubühne hat schon vor Wochen reiche Vorräte angeschafft.

Während es auf Olaf Altmanns Bühne Bindfäden regnet, wird Hülsmann auf die Tierleiche drapiert und baumelt nun ebenfalls kopfüber von der Decke: ein Bild von archaischer Wucht, die ein Markenzeichen des Regisseurs Michael Thalheimer ist.

Wir im Publikum haben es nicht so gemütlich: Schillers Verse werden ohne Pause und in hohem Tempo abgefeuert. Das erfordert Konzentration und gerät streckenweise zu monoton. Der „Wallenstein“ ist für die Verhältnisse von Michael Thalheimer, den Meister der Textkomprimierung, mit drei Stunden ungewöhnlich lang geraten.

Zum Glück gibt es ein paar starke Spielszenen: Als sich der Wallenstein nach fast zwei Stunden erhebt und mit Max Piccolomini ein Rededuell liefert, gelingt Ingo Hülsmann und Laurenz Laufenberg ein starker Auftritt. Auch Regine Zimmermann setzt als Gräfin Terzky einige Akzente, die aus dem Sprachgewitter herausragen.

Eine ausführlichere Kritik mit mehr Bildern ist hier erschienen.

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