"Zucken" (Gorki Theater/junges theater basel)

Theater-Kritik Die Welt ist aus den Fugen! Dieser Satz wurde zu einem geflügelten Wort in Frank-Walter Steinmeiers zweiter Amtszeit als Außenminister.

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Nun gibt es auch das passende Stück dazu: Gorki-Hausautorin Sasha Mariana Salzmann interviewte – wie sie im zitty-Interview berichtete – Jugendliche aus der westlichen Wohlstandsblase, die sich radikalisierten.

Der Drive, mit dem die Jugendlichen über die schwarze Kunstleder-Sofa-Landschaft von Ursula Leuenberger toben, ist ein wohltuender Kontrast zu statischem Frontaltheater, wie es z.B. in „Tod eines Handlungsreisenden“ zu erleben war. Die Jugendlichen drücken die Rastlosigkeit und Unsicherheit einer Generation, die mit den Smartphones aufgewachsen ist und mit ihnen verwachsen zu sein scheint, mit nervösem Zucken aus. Das ist glänzend einstudiert, war allerdings so ähnlich auch schon in anderen zeitdiagnostischen Abenden von Sebastian Nübling und Falk Richter zu erleben.

Die Schwäche des Abends ist, dass er nicht wesentlich mehr als diese Körper-Choreographie zu bieten hat. Er zerfällt in drei Fragmente: im ersten Teil chattet eine junge Baslerin auf Schwyzerdütsch mit einem Mann, der sie für den IS rekrutieren möchte, und läuft am Ende Amok. Im zweiten Teil müht sich ein Junge damit ab, zwischen Parkours-Akrobatik, Rauflust und homoerotischen Gefühlen seine Identiät zu finden und sich im Krieg in der Ost-Ukraine, der mehr und mehr aus den Schlagzeilen verschwindet, zu positionieren: „Bist du Russe oder Ukrainer?“ Im dritten Teil sendet ein Mädchen (Helena Simon) ihrem verständnisvollen, Gewalt ablehnenden 68er-Vater eine Video-Botschaft von ihrer „Frauenverteidigungseinheit“ irgendwo im Nahen Osten.

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