Don’t cry, work

Männersache Eine neue Studie belegt: Wer länger arbeitet, lebt auch länger. Also, liebe Senioren, Tränen trocknen und ran an die Arbeit
Ausgabe 42/2014

Arbeit nervt offenbar. Auch wenn das gesetzliche Rentenalter in Deutschland seit fast einem Jahrhundert bei 65 Jahren liegt, gehen die Menschen gern früher in Rente, am liebsten wahrscheinlich so früh wie möglich. Besonders Frauen hören laut Statistik lieber schon mit 60 auf statt mit 65 oder 68. Nur weniger als ein Drittel halten bis zum gesetzlichen Rentenalter durch.

Eine neue Studie besagt nun aber, dass Männer, die ihr Berufsleben früher beenden, eine deutlich geringere Lebenserwartung haben. Demnach machen fünf Jahre weniger Arbeitszeit fünf Jahre weniger Lebenszeit aus. Frauen dagegen können aufhören zu arbeiten, ohne dass ihre Lebenspläne beeinflusst würden; außerdem leben sie im Schnitt sowieso fünf Jahre länger als Männer. Natürlich kann man sagen, dass Männer vermutlich im Schnitt härtere Jobs gemacht haben, öfter krank waren und so weiter; im allgemeinen Vergleich zu Frauen und auch zu jenen Männern, die im Büro sitzen, ihren Körper schonen und länger arbeiten können. Das würde klar auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht hinweisen. Die Bürojobs versprechen nicht nur mehr Geld als körperliche Arbeit, sondern auch ein längeres Leben nach dem Beruf.

Diese neuen Zahlen belegen das, was wir schon länger wissen: In den vergangenen 130 Jahren, sagt eine weitere Studie, lag die Sterberate bei Männern in Deutschland im Alter zwischen 20 und 70 doppelt so hoch wie bei Frauen. In den meisten Industrieländern werden Frauen durchschnittlich vier bis acht Jahre älter. Statistisch lässt sich da auch noch immer ein Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland erkennen. Frauen aus der ehemaligen DDR legen auf die durchschnittlichen fünf Jahre, die sie sowieso mehr haben, noch ein extra Jahr drauf.

Vielleicht ist es ja so: Untätigkeit und Langeweile und die vermeintliche Sinnlosigkeit der Rentenzeit treibt Menschen entweder in den Suizid, an die Universität oder in den puren Genuss der Süße des „freien“ Lebens. Männer jeweils mehr als Frauen. „Don’t cry, work“, hat der Autor Reinald Goetz sein Schaffensmotto mal beschrieben. „Heule nicht, arbeite.“ Damit hat er wohl hauptsächlich jugendliche Zweifel ausräumen wollen, um sich voll und ganz der Arbeit an seinen Gedanken widmen zu können.

Gilt das fortan auch für Senioren? Denn Arbeit hält offenbar lebendig. Länger arbeiten, länger leben und länger Rente beziehen. Das ist der Trend der Zeit.

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