Eine ganz normale Frau

Sexarbeit Eine ältere Teilzeitprostituierte erzählt von ihrem Job und vom Geoutet-Werden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2015

„Pumpen Sie doch Ihren Arbeitgeber an.“ Meine Fallmanagerin zuckte mit den Achseln, und damit war das Gespräch für sie beendet. Drei Wochen zuvor hatten wir den Bescheid bekommen, dass die „Leistungen nach SGB II vorübergehend ausgesetzt“ seien. Wir seien vermögend. Damit war unser noch nicht abbezahltes Einfamilienhaus gemeint, unsere Alterssicherung. Mein Mann und ich waren 50 plus. Die Aussichten, auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, waren für uns beide minimal.

Jetzt hatte ich aber doch ein Arbeitsangebot bekommen: ein Callcenter in der benachbarten Großstadt. Aber ich hatte kein Geld für die Fahrkarte – und eine „Mobilitätsbeihilfe“ für das Vorstellungsgespräch stand mir nicht