Deutscher Buchpreis 2022: Kanalisierte Gefühle. Alles schwebt im Roman „Nebenan“

Tabu Scheu wie ihre Heldin verschwindet die Erzählerin hinter ihren Figuren. Kristine Bilkaus Roman „Nebenan“ steht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2022
Viel erfährt man nicht über die Protagonistin in Kristine Bilkaus Roman „Nebenan“. In seiner Zartheit ist er aber großartig
Viel erfährt man nicht über die Protagonistin in Kristine Bilkaus Roman „Nebenan“. In seiner Zartheit ist er aber großartig

Foto: Imago/penofoto

Ein Dorf. Ohne Namen. An einem Kanal. Unweit von Hamburg. Kristine Bilkaus Roman Nebenan, der auf der Shortlist des diesjährigen Buchpreises steht, eröffnet mit dem Blick auf ein Containerschiff, das scheinbar über den Dächern schwebt. Julia, 38, schluckt Präparate, um schwanger werden. Im Garten taucht ein fremdes Kind auf. Aus dem Nachbarhaus verschwindet eine Familie.

Die Oberfläche des Romans ist wie ein Puzzle. Alles hängt irgendwie zusammen, das meiste bleibt unerklärt. Julia trägt eine tiefe Trauer in sich. Die Kinderwunsch-Klinik ist der Ort, an dem sie ihre Verlassenheit spürt. Chris, ihr Partner, mit dem sie ein Haus gekauft hat, und der Arzt verstehen sich blendend. Sie selbst möchte „am besten gar nicht anwesend sein