Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und seine Regierung halten weiterhin an ihren Reparationsforderungen für deutsche Kriegsverbrechen und -schäden fest, wie er auf einer Gedenkveranstaltung im westgriechischen Komeno erklärte: „Wir werden bis zum Schluss dafür kämpfen, auf diplomatischem und, wenn notwendig, auch auf rechtlichem Weg“
Komeno steht wie viele andere Dörfer beispielhaft für die deutschen Verbrechen in Griechenland. Allein in den Monaten zwischen Juli und Oktober wurden auf dem griechischen Festland 207 Ortschaften mit bis zu 4500 Häusern zerstört und über 2000 Menschen ermordet; In Komeno 317, in Lyngiades 83 und in Kalavrita über 650 Menschen. Während der Besetzung Kretas starben zwischen 3000 bis 9000 Zivilist*innen.
Auch die wirtschaftliche Ausbeutung trug ihren Teil dazu bei, die griechische Bevölkerung ins Elend zu schicken, die deutschen Besatzer zogen in großem Umfang Rohstoffe und Produkte aus der Region ab und löste eine große Hungerskatastrophe aus. Die griechische Kollaborationsregierung wurde gezwungen einer Anleihe von insgesamt 476 Millionen Reichsmark zu zustimmen.
Insgesamt starben während des zweiten Weltkriegs 70-80.000 Menschen in Folge von „Vergeltungsaktionen“, zählt man die von den Deutschen ausgelöste Hungerkatastrophe, Holocaust, Besatzungszeit und daraus resultierendem Bürgerkrieg hinzu, starben zwischen 1941-49 mindestens 273.000 Menschen.
Die neue griechische Regierung fordert seit 2015 eine Wiedergutmachung zwischen 270 und 330 Milliarden Euro. Darin berücksichtigt sind Kriegsverbrechen und -schäden sowie genannte Zwangsanleihe.
Auf der Londoner Schuldenkonferenz von 1953 wurde mit dem s.g. Londoner Schuldabkommen die Prüfung von Forderungen auf Reparationen, nach Artikel 5 betrifft dies auch während einer Besetzung auf Verrechnungskonten erworbenen Guthaben sowie Forderungen, vertagt, genauer auf die Zeit nach Abschluss eines förmlichen Friedensvertrags. Im Rahmen des Zwei-Plus-Vier-Vertrags zur Wiedervereinigung ergab sich aus Sicht der Bundesregierung, dass die Reparationsfrage nach dem Willen der Vertragspartner (den beiden deutschen Staaten, den USA, der UdSSR, Frankreich und Großbritannien) nicht mehr geregelt werden sollten, zudem sieht die Bundesregierung die griechischen Forderungen bzw. Ansprüche ferner durch den Wiedergutmachungsvertrag von 1960 als obsolet an.
Damals zahlte die Bundesrepublik zwar 115 Millionen D-Mark an den griechischen Staat, es sollten aber lediglich Individualansprüche befriedigt werden, um bewusst keinen Präzedenzfall für Entschädigungen nach dem zweiten Weltkrieg, die Forderungen nach Kriegsentschädigungen und nach Rückerstattung der Zwangsanleihe von 1942 wurden ausgeklammert, zudem behielt sich die griechische Regierung vor „mit dem Verlangen nach Regelung weiterer Forderungen, die aus nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen während Kriegs- und Besatzungszeit herrühren, bei einer allgemeinen Prüfung gemäß Artikel 5 Abs. 2 des Abkommens über deutsche Auslandsschulden vom 27. Februar 1953 [an die deutsche Regierung] heranzutreten“.
Das bedeutet, dass die Fragen von Reparation und Wiedergutmachung Deutschlands an Griechenland in der Tat noch nicht geklärt worden sind, weder moralisch, noch juristisch, und die Forderungen der griechischen Regierung, im Gegensatz zum Ausspruch des deutschen Vizekanzlers Gabriel, nicht „dumm“, sondern vollkommen legitim sind.
Dieses Kapitel reiht sich in eine lange Liste deutscher Kriegsschulden ein, die von der Bundesrepublik kaum bzw. gar nicht bearbeitet werden will und weiterhin zum Thema gemacht werden muss. Hier ist auch das Engagement der LINKEN im Bundestag gefragt, die weiterhin mit starker Stimme sagen muss: „Deutschland, zahl endlich Deine Nazischulden!“
Dieser Beitrag wurde zuerst auf meinem Blog leebertaire.wordpress.com veröffentlicht.
Kommentare 7
liebe leebertaire,
herzlich willkommen hier in der fc!
du greifst im blog eine frage auf, die offiziell gern für "dumm" verkauft werden möchte. einerseits wird offiziell erklärt, das deutsche reich habe nie aufgehört zu existieren, andererseits werden berechtigte forderungen wie die griechischen gern unter den tisch oder teppich geschoben. und gleichzeitig besteht man offiziell darauf, dass dieser nachfolgestaat ein rechtsstaat sei (im gegensatz zur ddr).
recht und macht reimen nicht. es sind dissonanzen.
Europa, zahl endlich Deine Schulden an Afrika zurück - ups, die Ausbeutung geht ja inzwischen noch weiter!
Fruchtbare Böden z.B. in Bayern = Mais und Biogas.
Fruchtbare Böden in Afrika = Exotisches für zahlungskräftige Kunden in Europa (bewirtschaftet werden die afrikanischen Böden von HDC-ansässigen Konzernen)
Das letzte Wasser Indiens, zieht Getreide hoch, das dann großteils verrottet, damit der Weltmarktpreis stimmt!
Ach ja, Repartionen........ - sorry, die paar Milliarden - aber weiter konsumieren, konsumieren, konsumieren und jeden Schwachsinn ignorieren, ignorieren, ignorieren.
Zweifelsohne hat unsere "Volksgruppe", gegenüber den Menschen in Griechenland enorme Schulden.
Gegenüber Afrika und Asien haben wir jedoch wohl noch ein hundertfaches mehr an Schulden, selbst wenn keine Divisonen von abgerichteten, uniformierten Mordmenschen dort gewütet haben (wobei dies nicht selten auch der Fall war!).
Diese Forderung bleibt wie das Pfeifen im Wald: ohne Wirkung in der Sache.
Das weiß Alexis Tsipras natürlich auch, er betreibt damit linken Populismus für die eigene Klientel, und beruhigt damit zumindest einige seiner Kritiker, ähnlich dem Gefühl, das der im Wald Pfeifende erfährt.
Klar, dass DIE LINKE da mitmacht, aus den selben Gründen.
Das bestreitet ja auch niemand, aber das ist nicht Inhalt des Artikels.
Ich halte es nicht für blanken Populismus die Rechte und Ansprüche der Überlebenden von Nazi-Verbrechen einzufordern.
.... ach ja, das Thema, der Inhalt, Gedanken still gestanden, sortiert, genau adjustiert - nicht über den Gleichschritt hinaus reflektiert, nun noch spitzfindig justifiziert und abschließend klassifiziert, ob das Äuglein es nicht umsponst hat adaptiert, in Impulse transformiert, Nevenbahnen transportiert, schwupps und im Cortex wieder moduliert.
Bin nur ein retardiertes Epsylon, sollte doch nur den Gullie leeren in Babylon.
Alles off Topic - letzte Störung, untertänigste Verzeihung erteile ich mir selbst.
Inklusive sämtlicher Formfehler..... - ok, nochmal - uuuuuuund
links......
ich schrieb linken Populismus und dabei bleibe ich auch.
Wenn alle Beteiligten genau wissen, dass die gestellten Forderungen aus vielerlei Gründen niemals erfüllt werden, dann ist es Populismus, der eine andere Wirkung als die postulierte im Sinn haben muss.
Davon abgesehen dürfte es schon an der Ermittlung von Ansprüchen scheitern, also juristisch aussichtslos ein.
Was am Ende bleibt, sind moralische Verwerfungen, die aber für das notwendige aufeinander zugehen eher kontraproduktiv sind.