Die Möglichkeit eines Sees

NRW Das Sterben der großen Zechen macht den Menschen im Ruhrgebiet seit Jahrzehnten zu schaffen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2015

Man kann, wenn man etwas vom Strukturwandel im Ruhrgebiet verstehen will, zur Hörder Burg fahren. Ein vererkerter Bau des Historismus türmt sich da als Verwaltungssitz gegen den Himmel: Dahinter wuchs aus der Hermannshütte das gewaltige Stahlwerk Phoenix-Ost. Fast zwanzigtausend Arbeiter waren hier beschäftigt, die Maschinen arbeiteten rund um die Uhr. Man kann mit Stahlkochern sprechen und sie nach dem Lebensrhythmus in Wechselschicht befragen. Jahrzehntelang standen sie im Asbestanzug an der ersten Hitze, stachen Stahl als glühende Suppe aus dem Konverter, kühlten ihn zwischen Staub und Funken, prügelten ihn zu tonnenschweren Brammen: So ohrenbetäubend, dass sich viele auch nach der Schicht nur brüllend unterhielten. Dem einen zerbrach die Ehe