Eine Vorliebe für Moll

Belarus Volha Hapeyeva erzählt von Kindheit und Jugend in der zerfallenden UdSSR – und von dem Geist, der daraus erwuchs
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2021

Ziemlich am Anfang und nach der Frage, was für ein Text, was für eine Gattung Camel Travel eigentlich ist – eine kurze, literarisch reduzierte Autofiktion, eine aus feministischer Theorie geschöpfte Rückschau auf das Aufwachsen in Minsk, anekdotenreiche Biografie ihrer Kindheit mit erlittenen Aufenthalten bei Großeltern auf dem Land, Sportdrill in Sommerlagern, Hinwendung zu Musik, Schulalltag? – hält Volha Hapeyeva inne und denkt einen Moment nach. Wir sitzen einander in dieser seltsamen Form gegenüber: Blick auf den Bildschirm, der Laptop stellt die Kamera leicht untersichtig. „Wenn ich aus dem Fenster schaue, kann ich die Donau sehen“, hat sie schon erzählt, ihr Fenster aber liegt außerhalb des Bildausschnitts. Und wei