Irgendwo ist oben

Wandern Unser Autor folgt der Traversata, einem Alpenweg aus dem Mittelalter. Er erfährt, wie man mit wenig Atem und ohne Sicht auskommt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2020

Den Atem kontrollieren, den Schritt, vornüberbeugen, das Rucksackgewicht verteilen. Tiefer atmen, Rhythmus finden, den Schritt gleichmäßig, nicht zu kurz. Hinauf, nicht zu schnell an der Rampe, Stockspitzen kratzen am Fels, atmen, die nächsten Steine, der Weg ist längst aus dem Wald herausgetreten, geht jetzt steil und geradeaus, später windet er sich in Kehren durch Alpen-Tundra, teilt grelle Blumenmeere, aber das sehen wir noch nicht. Auf Fußballen um die Felsnase, irgendwo obendrüber müssen scharf ausgebildete Grate ragen, kristalline Gipfel. Wir sehen nichts davon. Wir sehen einen Pfad, eine Schneise, eine Narbe im Boden, durch grünen Teppich, gerade hier durchsetzt von Speckstein, glattgewaschen, glattgelaufen, rutschig. Nicht schnelle