Kunst hatte Reisefreiheit

Wende Endlich trauen Museen im Westen sich, Werke aus der DDR-Zeit ohne politische Brille anzuschauen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2019

Ein Schatten zieht den ockerfarbenen Hintergrund hinab ins Braun, eine ältere Frau mit kurzen, bald grauen Haaren sitzt vor einer Wand und hinter der langen Tischreihe: Die Ausgezeichnete. Der Maler Wolfgang Mattheuer hatte das Gemälde 1973 erstmalig auf der Dresdner Bezirksausstellung zeigen können. Im weißen Tischtuch sind weniger Falten als in ihrem Gesicht, auch auf der Tischfläche künden Schatten schon vom vergehenden Nachmittag. Die Kleidung der Frau ist schlicht, wohl eine Strickjacke, dunkelgrüne Bluse, ein Amulett aus vergangenen Zeiten schmückt ihre Brust. Blickt sie auf den schlichten Tulpenstrauß vor sich? Ist sie erschöpft in den Schlaf hinübergeglitten? Ein Moment stiller Freude, beseelt vom Fest, das gerade eine Pause ma