Mehr als Selbstbespiegelung

Roman Die Dänin Tine Hoeg konfrontiert in ihrem zweiten Roman „Tour de Force“ eine 30-Jährige mit der Vergangenheit. Was klingt wie tausendmal schon gelesen, wird durch Hoegs eigenwillige Sprache zu einer Lektüre, die man nicht vergisst
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2022

Asta ist grade 30 Jahre alt geworden, „die dritte Phase der Jugend“, hat sie einmal gelesen, aber das wissen wir noch nicht. Davor liegen Studium, Jahre in der WG des Studierendenheims, Prüfungsstress, Alltag in der Gemeinschaftsküche, Sehnsüchte, Partys. Nun sind die wilden Jahre vorbei, aus der WG sind alle ihrer Wege gegangen, Freundin Mai hat jetzt einen Sohn und keinen Vater dazu, Asta kümmert sich gern. All das werden wir lesen, nachdem Tine Høegs zweiter Roman mit einem kurzen Satz auf einer ansonsten leeren Seite beginnt: „Ich bekomme eine Einladung zu einer Gedenkfeier am 29. Juni im Blomsten.“

Die Feier soll an August erinnern, der auch in der WG lebte. Er starb vor zehn Jahren. So ein Termin materialisiert vergangene Zeit, bedeutet