Tödliche Esoterik: Die Geschichte einer stillen Radikalisierung

Alternativmedizin „Wir sind das Licht“ handelt von einer wahren Begebenheit. In ihrem mit vielen Preisen geehrten Debütroman rekonstruiert Gerda Blees die Geschichte einer Esoterik-WG in den Niederlanden, die sich von Licht ernährt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2022
Einmal zerbrochen lässt sich ein Weltbild meist nicht mehr problemlos zusammenbasteln
Einmal zerbrochen lässt sich ein Weltbild meist nicht mehr problemlos zusammenbasteln

Foto: Al Barry/Three Lions/Getty Images

Kleine Warnung vorneweg: Wer Wir sind das Licht von Gerda Blees liest, braucht Gelassenheit. Dennoch wird die Geduld mit der Selbstbezogenheit ihrer Protagonist*innen, ihrem watteweichen Therapiesprech schmal. Es spricht unbedingt für den Roman, dass er die bedrohliche Dimension all der Harmlosigkeit erkennt, wenn Esoteriker*innen Alltagsphänomene und Herbeigeglaubtes zu einem Schmier verrühren, und zwar, weil Blees all das als literarische Vorlage nimmt, die aber nicht auskleidet, nie auf die Tube drückt, nicht mit einfachen Urteilen hindurchbürstet.

Von vorn: In den Niederlanden wurde 2017 ein Fall breit diskutiert, vier Menschen waren in Utrecht zusammengezogen, nannten ihre Wohngruppe Contact & Musziek. Sie beschlossen, sich von Licht zu ernähren. Eine