„Unterleuten“ von Juli Zeh: Weltweisheiten vom Dorf

Gesellschaft Juli Zehs neuer 
Roman „Unterleuten“ spielt in Brandenburg auf dem Land – wo ein ermüdender Fatalismus herrscht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2016
Natürlich hat der Nachbar auch gute Gründe für sein Feuer
Natürlich hat der Nachbar auch gute Gründe für sein Feuer

Foto: Südraumfoto/Imago

„Das Tier hat uns in der Hand.“ Erster Satz, wörtliche Rede, darin sind nicht alle, aber viele Dinge enthalten, die sich über 600 Seiten durch Juli Zehs neuen Roman strecken werden. „Das Tier“ ist Nachbar und Urteil, es spricht eine, die aus der Stadt kommt, jetzt im Dorf wohnt, der Nachbar macht ihr, ihrem Mann und dem Neugeborenen das Leben unmöglich, er benimmt sich, meint sie, wie sich Menschen eben nicht benähmen. Denn „das Tier“ lässt an der Grundstücksgrenze fortlaufend Reifen brennen, der giftige Rauch vermiest Jule und Gerhard den heißen Sommertag, sie verrammeln die Fenster, schwitzen, das Kleinkind schreit, die Nerven liegen blank. Die Feuer selbst deuten auf Macht und Ohnmacht, auf die komplexen Verhält