Brauchen wir einen Frauentag?

Internationaler Frauentag Ist es an der Zeit, darüber nachzudenken: Warum immer noch einen Frauentag brauchen? Warum der Mann sich einbildet, das dominierende Wesen auf der Erde zu sein?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Wir leben im 21. Jahrhundert. Und daher sollte doch dieser Frauentag ein Relikt aus der Urzeit sein. Mehrere Hunderttausend Jahre später, seit Männer eine Geschlechtertrennung eingeführt haben. Die Männer waren die Jäger, Sammler und Krieger. Die Frau hütete die Höhle. Die Basis der Familie.

Seit dieser Zeit hat sich an diesem Rollenspiel nicht viel geändert. Männer laufen immer noch im nadelstreifigen Säbelzahntigerfell herum, ausgestattet mit Lanze und Laptop. Jagen immer noch dem finsteren Glauben hinterher, dass sie dem weiblichen Geschlecht zeigen dürfen, wo ihr Platz in der Menschheitshöhle sei. Und sie bekommen dabei gar nicht mit, dass sie seit Jahrtausenden schon zu einer ausgestorbenen „Art“ gehören.

Ja, der Säbelzahltiger ist schon lange ausgestorben (in Europa vor etwa 40.000 Jahren, in Amerika vor 10.000 Jahren). Sie hatten keine Überlebensstrategie. Es wird vermutet, ihnen wurde ihre Gier bei der Nahrungsaufnahme zum Verhängnis. Die Anzahl der großen Herden an Pflanzenfressern verringerte sich stetig.

Gut, nun wird sich die Anzahl der Frauen weltweit sicherlich nicht mit dem Machtstreben der Männer verringern. Aber, es „stirbt“ hoffentlich bald die Sicht auf Frauen aus, die sich immer noch an der Unterdrückung durch geldbesitzende und Testosteron gesteuerte Altprimaten orientiert. Oder die Sicht auf eine Erziehung zulässt, wo die Freundin ihrem Partner sagen darf, er müsse sich nicht als „Mann“ bei der Hausarbeit einbringen. Oder die Sicht auf Frauen, die sich auf Betten, an Stangen, auf Tischen oder vor Webcams rekeln müssen, um für die Befriedigung des Mannes zu sorgen. Oder die Sicht auf Frauen, die sich einer Gruppenvergewaltigung, Schambeschneidung, Brustverstümmelung … wortlos hingeben müssen. Oder die Sicht auf Frauen, die der beruflichen Selbstbestätigung Willen immer noch ein Drittel und weniger als ihre gleichqualifizierten Männer zum Lohn ihre Arbeit erhalten.

Er reicht. Nicht nur die Aufzählung an Dingen, die das Frauenbild der Männer immer noch prägen. Und ich gehe davon aus, dass es immer noch die Mehrheit der Vertreter des männlichen Geschlechts ist, die es für selbstverständlich hält, dass sie eine – woher auch immer – bestimmte Rolle gegenüber den Frauen einnehmen dürfen.

Wenn es nicht mehr so wäre und Frauen gleichberechtigt und gleichgestellt sind. Wenn Stellenausschreibungen nicht mehr mit einem Gender-Hinweis versehen sind, sondern nur noch die Referenzen von Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Arbeitsstelle und die gerechte Bezahlung zählen. Wenn Frauen nicht aus religiösen Gründen ihren Kopf und ihr Gesicht verhüllen müssen, sondern die Verschleierung als modischen Ausdruck ihrer selbstbestimmten Persönlichkeit tragen wollen. Wenn Männer sich endlich mal wie selbstverständlich auf die Klobrille setzen, ohne vorher zu überlegen, ob ihr Latte Macchiato auch aus einer Höhe von einem Meter gezielt daneben verteilt werden darf. Wenn Männer ohne Scham sagen dürfen, dass sie Erzieher sind. Wenn eben die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann den Alltag bestimmt – und überhaupt zwischen allen Menschen, egal, welches Geschlechtes sie sind, welche sexuelle Neigung sie haben, welchen Glauben sie haben … Ja, dann ist auch täglich Frauentag, Christopher Street Day, Kirchentag … ein Feiertag für Frau und Mann.

Und dann brauchen wir den Internationalen Frauentag zum Gedenken an Clara Zetkin, die 1911 diesen Tag ins Leben gerufen hat, weil Männer es in der Evolutionsgeschichte nicht geschafft haben, ihr nadelstreifiges Säbelzahntigerfell abzustreifen und ein gleichberechtigtes Leben an der Seite von Frauen zu führen.

Ein interessanter Link: https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-internationaler-frauentag/2197346

Mehr Texte unter: https://www.leuchtturmleuchten.de

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden