Für eine Bunte Republik Deutschland #GRIB

Gegen Rassismus 12.000 Menschen demonstrieren friedlich für eine Bunte Republik Deutschland am 22. Oktober vor dem Brandenburger Tor, Bundestags und um das Regierungsviertel in Berlin

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Eingebetteter MedieninhaltEs ist schwer in diesen aufgewühlten Zeiten mit einen „Gegen-Slogan“ durch die Welt zu ziehen und Menschen davon zu bekehren, dass sie am 24. September 2017 keine gute Wahl mit ihrem Kreuz hinter der AFD getroffen haben. Weil ein „Gegen“ auch wieder nur ein Widerspruch zu einem Zustand ist und keine Hoffnung gibt.

Umso mehr überzeugten die Redner und Teilnehmer der Demonstration „Gegen Rassismus im Bundestag“ (www.demo-grib.de, #GRIB), dass es ihnen gemeinsam darum ging, für etwas einzustehen. Für eine Bunte Republik Deutschland, für Toleranz, für Meinungsfreiheit, für Demokratie, für Wachsamkeit im Bundestag, um dort eine ordentliche Streitkultur für die Belange der Menschen in Deutschland, Europa und der Welt zu pflegen.

Dafür standen mehr als 12 Tausend vor dem Brandenburger Tor und hörten einander zu. Nicht nur die Redner um Organisator Ali Can waren wichtig, sondern auch die Gespräche und freundlichen Blicke der Sonntagsspaziergänger, die sich nach den Ansprachen mit auf den Weg um das Regierungsviertel machten.

Es blieben doch trotz der frohen Stimmung, unter so vielen verschiedenen Menschen mit gleichen Wünschen zu sein, die mahnenden Worte haften. So Peter Neuhof, Jahrgang 25, Überlebender des Holocaust, Zeitzeuge, Journalist. Mit seinen 92 Jahren konnte er nicht anders als den Ausruf wagen: „Wehret den Anfängen.“ Es muss niemand mehr in Europa seine Erfahrungen machen sollen.

Leila von i,Slam (www.i-slam.de) führte die Demo-Teilnehmer in ihre eigene Gedankenwelt des Hierseins als Mensch. Nachdenken über das ICH und seine Stellung gegenüber anderen und von denen gegenüber seinem ICH anregen.

Neoliberalismus sei die Ursache für Ungerechtigkeit hierzulande und anderswo, war die Formel von Christoph Bautz von Campact (www.campact.de). Er gab mit auf den Weg, ob es klug für die Grünen sei, für diese Politik in Zukunft mit die Verantwortung zu übernehmen.

Und so blieb es bei diesen und anderen Mahnungen, dass es ab dem 24. Oktober 2017 zur und ab der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages zu keinem Ausnutzen des „hohen Hauses“ für Hetzreden kommen möge.

Ali Can, der hier studierte, sich integrierte, sich auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt, erinnerte an Artikel 3, Absatz der Quasi-Verfassung:

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Dabei fragte er sich, warum er sich daran halte und speziell einige Mitglieder der AFD mit verbalen Verstößen gegen diesen Artikel in den Bundestag einziehen dürfen.

Er rief die Kundgebungsteilnehmer zur Versöhnung mit den Menschen auf, die vielleicht heute oder morgen oder erst übermorgen nach einem Gespräch mit den Freunden von Toleranz und Demokratie verstehen werden, warum am 22. Oktober 2017 so viele Leute auf den Straßen am Brandenburger Tor und um das Regierungsviertel unterwegs waren, dass aus dem Bundestag kein Reichstag werde.

Was bleibt, das sind die schönen Bilder. Von diesem sonnigen Herbstspaziergang durch das Berliner Regierungsviertel: Die alten Damen mit den Fahnen des VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, www.vvn-bda.de), der grovende kleine Junge auf den Schultern seines Vaters, die Nonnen mit ihrem Rollifahrer, Familie Einhorn, die Musikwagen mit Punk und Techno, der kleine Teddy auf dem Stromkasten als Lieblingsfotomotiv, die Menschen allen Alters, jeden Geschlechts, aller Hautfarben mit einem Lächeln und einer großen Zuversicht in ihren Gesichtern und meine Ideale: Wir und spätere Generationen schaffen das, eine gerechtere und friedlichere Welt aufzubauen.

„Friede ist nicht nur das Gegenteil von Krieg, nicht nur der Zeitraum zwischen zwei Kriegen – Friede ist mehr. Friede ist das Gesetz menschlichen Lebens. Friede ist dann, wenn wir gerecht handeln und wenn zwischen jedem einzelnen Menschen und jedem Volk Gerechtigkeit herrscht.“ Spruch der Mohawk Indianer

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