Schwarwel: Gevatter Tod - Heft 1 Verleugnung

Schwarwel Graphic Novelle Graphic Novelle zum Thema Tod . Heft 1 "Verleugnung" ist druckfrisch abrufbar im Shop von Glücklicher Montag. Herausgeber ist die Funus Stiftung.

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Von der Ehrlichkeit mit der Endlichkeit

Ich habe bis zum Schluss des ersten Kapitels der Graphic Novel „Gevatter Tod“ von Schwarwel gebraucht, um dem Spannungsbogen des angedeuteten Suizidversuches über die Erinnerungsfahrt durch das kindliche Leben des Jungen bis zur Adress-SMS für den Psychologen nachzuvollziehen. Aber, genau das macht die Story „Verleugnung“ so spannend. Erzählt in kurzen Cuts mit Kleinepisoden, die den Jungen Tim durch sein Leben begleiten. Der Totenschädel als „mörderischer Südsee-Pirat“ und erstes Symbol für den allgewärtig auftauchenden Tod. Die Angst, das Kind wäre aus dem Fenster gefallen. Ein Igel, halb Tod von der Straße aufgelesen. Die Ärztin mit ihrer nüchternen Sachlichkeit zum Thema Krebs. Ein neues Haus, verlassen nach dem Tod eines geliebten Menschen. Das seltsame Verhalten und der Tod von Omi Pretzsch. Goldie, verendet mit fünf ungeboren Leben. Zerrbilder, die in immer wiederkehrenden Alpträumen und mordlüsternen Indianerspielen sich auflösen und den Jungen verschreckt zurücklassen. Sind das die Gründe, weshalb es eines Auslösers bedarf, um die eigene Panikattacke mit einem Suizid zu bekämpfen?

Ein Reisekapitel durch das eigene ICH des Erzählers. Es besteht die Gefahr, sich mit seinen eigenen Ängsten aus der Kindheit wiederzufinden und auseinanderzusetzen.

Schwarwel versteht es, diesen Ängsten eine Gestalt zu geben und sie dadurch lebendig wirken zu lassen. Mimik zwischen Interessiertheit, Freude, Kühle, Hoffnungslosigkeit und eben viel Angst. Lebendige Angst vor dem Verlust. Gezeichnet ist diese Graphic Novel wie ein Videoclip. Die Episoden verlieren sich nicht im Detail und stellen genau zur Schau, was erzählt werden muss, um die Charaktere in ihren Handlungen zu begreifen. Und zwischendrin das immer wiederkehrende Bild: Ein Junge, der über das Erlebte, das Erzählte nicht einschlafen kann.

Andererseits offensichtliche Hilfsangebote. Der liebevolle Vater, der sich bemüht, zu erklären, zu zeigen, den Kindern das Unbekannte nahezubringen. Die Sesamstraße, die so passend mit „Da und weg“ den Tod der Omi Pretzsch beschreibt. Und letztlich die Adresse des „Dipl.-Psych.“.

Was passiert mit diesen Hilfssignalen? Die Frage stellt sich nach dem „Lesen“ des ersten Kapitels „Verleugnung“. Gibt es mehr Geschichten aus der Vergangenheit? Wird der junge Mann sich dem Psychologen anvertrauen können oder ins sich gekehrt bleiben, denn nur so sind Panik und Suizidgedanken scheinbar in diesem kurzen Einblick zu erleben. Man darf gespannt sein. Mit Fragen an sich selbst wird man diese Graphic Novel von Schwarwel begeistert weiterverfolgen wollen. Antworten wird es keine geben, denn die muss jeder für sich selbst beantworten. Egal, wie die Geschichte einmal ausgehen wird. Es ist eine Beschreibung von Ängsten um den ständigen Begleiter, seit wir das erste Mal das Licht der Welt erblickt haben: Gevatter Tod.

Das Projekt der FUNUS STIFTUNG zum Thema Tod passt sich in die Vorbereitungen der Leipziger Kulturtage „Stadt der Sterblichen“ ein. Sich diesem Thema in seiner beängstigen Dunkelheit zu nähern ist sicherlich gewagt. Jedoch stellt dieses erste Kapitel der Graphic Novel die Ehrlichkeit mit der Endlichkeit auf keinen bunten Sockel. Und somit kann die Diskussion über den „Gevatter Tod“ beginnen, weitergehen, aber auf keinen Fall beendet werden.

Im August 2019 erscheint Heft 1 „Verleugnung“ und bis Dezember monatlich die Hefte 2 bis 5.

Die Heftserie ist streng limitiert.

Schwarwel (Stoy, Artwork und Zeichnungen)
Gevatter #1 „Kapitel Eins: Verleugnung“ (Regular Edition)
Graphic Novel im Amiformat
Umfang: 36 Seiten s/w mit Farbcover und Magazinteil mit Interviews mit Schwarwel und Sascha Wüstefeld
Cover: Schwarwel
Herausgeber:FUNUS Stiftung
Verlag:Glücklicher Montag

Preis 3,90 EUR

ISBN 978-3-9817615-7-3

Der Karikaturist Schwarwel setzt sich mit seiner Graphic Novelle "Gevatter Tod" mit dem Thema Tod auseinander und regt mit seinem Zeichenstift zur Diskussion an.

Weitere Beiträge auf: https://www.leuchtturmleuchten.de

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