„Auschwitz integrieren“

Interview Der Historiker Per Leo wirbt für eine neue deutsche Selbsterzählung, die in einer pluralen Gesellschaft Identität stiften kann
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2021

Das Holocaust-Gedenken nimmt in Deutschland eine zentrale Rolle ein. Zu zentral, finden manche Historiker, wie der australische Genozidforscher A. Dirk Moses. Seine Kritik eines „Katechismus der Deutschen“, der den Kolonialismus zugunsten von Auschwitz ausblende und dazu diene, Kritik am Staat Israel zu verunmöglichen, hat eine Diskussion ausgelöst, die mitunter als „neuer Historikerstreit“ bezeichnet wird, in Erinnerung an die 1986 geführte Debatte. Damals, vor 35 Jahren, hatte Ernst Nolte in einem Zeitungsartikel die Singularität des Holocausts in Frage gestellt und stellte die These auf, das Gulag-System sei das Vorbild für die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten gewesen.

Der Historiker Per Leo, der 2017 als Co-Autor des Buches Mit