„Eine Revolte gegen die Nachahmung“

Interview Osteuropa hat im Westen einmal die Zukunft gesehen und wurde enttäuscht, sagt Ivan Krastev
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2019
Europa! Die Vorfreude war sehr groß. Wer jetzt noch keine Fahne schwenkt, der lässt es eher bleiben
Europa! Die Vorfreude war sehr groß. Wer jetzt noch keine Fahne schwenkt, der lässt es eher bleiben

Foto: Chris McGrath/Getty Images

Am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte steht das Hotel Regent. Der zur Schau getragene Luxus alter Schule – Marmor, Holzvertäfelung, Kronleuchter – lässt es wirken wie aus einem Roman Joseph Roths. Hier, bei Klaviermusik und klimperndem Silberbesteck, empfängt der bulgarische Politologe Ivan Krastev, gerade auf Konferenz- und Vortragsreise zwischen Wien, Moskau, Berlin und London, zum Gespräch.

der Freitag: Herr Krastev, vor 30 Jahren begann in Osteuropa eine tiefe Transformation. Heute steht die Region im Allgemeinen wohlhabender und freier da. Dennoch gibt es einen großen antieuropäischen und antiliberalen Aufstand. Was ist passiert?

Ivan Krastev: Die Europäische Union wurde auf der Grundlage der Angst vor der Vergangenheit errichtet. Jetzt haben S