Groß und grau ist der Platz, das winterliche Wetter macht es nicht besser. Vom Bahnhof der U-Bahn-Linie 5 ist es nur ein Steinwurf. Sie verkehrt hier oberirdisch, aber in einer Art Graben; legt man beim Aussteigen den Kopf in den Nacken, kann man sie sofort sehen: die Fassade. Den Grund, weshalb sich die Republik für einen kurzen weltgeschichtlichen Moment für Poesie interessierte: die Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule. Die dem Platz zugewandte Fassade präsentiert sich indes anders. Unten stützen graue, quaderförmige Säulen den Bau, der mittlere Teil besteht neben großen, mit Jalousien verdeckten Fenstern aus saharagelbem Klinker. Oben gibt es wieder viel Glas, Balkone und Beige. Nichts Herausragendes, selbst der Namensschriftzug fällt kaum auf. An der Kante über dem Saharagelb hängen zwei Banner. Das eine ist rot und postuliert „Menschenrechte, Menschenwürde, Menschlichkeit“, das andere, weiß, fordert: „Gemeinsam Nazis und Rassismus entgegentreten – hier und überall“. Dieses „hier“ ist wörtlich zu verstehen. Denn ich bin in Berlin-Hellersdorf. Die AfD ist hier bei der Bundestagswahl mit 21,6 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Hellersdorf ist also rechts. Ganz Hellersdorf? Nein, ein kleiner Hort unbeugsamer „Gender-Aktivisten“ und Antirassisten hört nicht auf, Widerstand zu leisten.
Ungern allein zur U-Bahn
Immerhin gibt es im U-Bahnhof eine Dönerbude. Schon während der Fahrt verändert sich das Publikum. Ich meine, die potenziellen Studenten recht gut von den Bewohnern des Bezirks unterscheiden zu können. Aber vielleicht ist das ein klassistischer Blick, würde man mir an der Schule wahrscheinlich entgegnen.
So ergibt sich ein augenfälliger Kontrast: hier der rechte Bezirk, dort die linke Hochschule; triste DDR-Blocks neben dem hellen 90er-Jahre-Bau der ASH; weiße, grobschlächtige Männer auf der einen, junge, „diverse“ Studentinnen und Studenten auf der anderen. Zudem trägt die Hochschule den Namen einer Jüdin, die von den Nazis ins Exil getrieben wurde. Eigentlich ist es zu passend, um wahr zu sein.
Die Tür des AStAs ist beklebt mit allerlei politischen Stickern. Auf einem grünen Schild, das Besucher willkommen heißt, hat eine Diskussion stattgefunden. „Danke für euren Einsatz! Bin froh, dass das Gedicht jetzt wegkommt!“, hat jemand geschrieben. In großen, groben Druckbuchstaben wurde erwidert: „Keine Gedichtzensur! Mehr Bildung für Studierende!“ Woraufhin eine Handschrift, die für eine beschriebene Tür bewundernswert verschnörkelt ist, antwortet: „Wer zensiert da was?? Lest mal die Stellungnahme, bevor ihr Shit auf unser Plakat malt.“ Hier treffe ich Mia und Leyla, Studentinnen der ASH, die in Wirklichkeit anders heißen. Dass ihre Hochschule in „Feindesland“ steht, würden sie nicht sagen. „Es ist eine Hürde, ja, aber die kann man umschiffen“, sagt Mia und fügt hinzu, dass viele auch „den Blick in den Bezirk wagen“, heißt: sich in lokalen Kontexten einbringen, hier arbeiten oder sogar wohnen.
Die Schule war nicht immer hier. Von ihrer Gründung 1908 bis Ende der 90er war sie im Süden Berlins, in Schöneberg. Als der Umzug aus Kapazitätsgründen unumgänglich wurde, fiel die Wahl bewusst auf den Osten der frisch vereinigten Stadt. Das gefiel damals nicht jedem. Und heute? Abends, wenn es dunkel wird, gehen viele ungern allein zur U-Bahn. Als fast wöchentlich ausländerfeindliche Aufmärsche stattfanden, hingen im Foyer die Abfahrtszeiten der U-Bahn, Dozenten baten ihre Studenten nach späten Seminaren, hier und nicht an der Haltestelle zu warten. Insbesondere Menschen, die nach Ansicht lokaler Nazis nicht deutsch aussehen – „people of color“ heißen sie hier –, werden immer wieder angepöbelt oder attackiert.
Das erzählt auch Bettina Völter. Die Professorin für Theorien und Methoden sozialer Arbeit ist zugleich Prorektorin. Sie treffe ich in ihrem Büro im dritten Stock, sehe den Vorplatz nun von oben. Während des Gesprächs sitzt sie auf einem bunt schillernden, alten Gymnastikball, der knarzt. Sie gibt sich zwar bescheiden, doch im Lauf des Gesprächs wird klar: Sowohl fachlich als auch politisch setzt die Hochschule Maßstäbe. Als im Ort eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge eröffnete, arbeitete die Hochschule eng mit dem Bezirk zusammen, veranstaltete Seminare vor Ort. Dabei entstand ein Positionspapier zur Sozialarbeit in Gemeinschaftsunterkünften, das bis dato einmalig war. „Wir wissen, was wir vorzuweisen haben“, sagt Völter.
Debora Antmann ist Frauen*beauftragte an der ASH. Das Sternchen sei wichtig, sagt sie, da sie ihre Aufgaben weiter fasse. Nicht-inklusive Gleichstellungsarbeit kritisiert sie als „bürokratisierte Form von weißem 90er-Jahre-Mehrheitsfrauen-Feminismus. Auch der hat seine Berechtigung, wurde aber auch damals bereits zu Recht kritisiert.“ Ihr gehe es darum, Gleichstellung eben „nicht als binäres Konzept“ zu verstehen, sondern auch für Trans* und nicht-binäre Personen da zu sein und andere Ungleichheitskategorien mitzudenken. Sie ist außerdem Bloggerin, Autorin und feministische Aktivistin. Ein ungewöhnliches Profil für einen Verwaltungsposten. Obendrein Lesbe und Jüdin. Den Davidstern um ihren Hals trägt sie offen und stolz. Sie scherzt, dass bei der Farbgebung der Berliner U-Bahn-Linien die U5 nicht umsonst die Farbe Braun abbekommen hat. Doch der Standort sei eben auch eine „Herausforderung“, mit der die Verantwortung einhergehe, „nicht als elitärer Fleck hier drin zu sitzen, sondern Durchlässigkeit zu haben“.
Wie passt es eigentlich, dass diese Schule, die einen sehr hohen Frauenanteil aufweist und an der solche Fragen mit großer Sensibilität gehandhabt werden, einen Mann an der Spitze hat? Uwe Bettig, der Rektor, empfängt mich in seinem Büro. Er trägt ein dunkles Jackett, tritt professionell, ja fast glatt auf. Für ihn ist das natürlich kein Widerspruch, schließlich teile er „die grundsätzlichen Werte“ der Hochschule. „Ich glaube, dass wir da als Hochschule so weit sind, dass es egal ist, ob ihr ein Mann oder eine Frau vorsteht“, sagt er, um es umgehend zu relativieren: „Es gab im Vorfeld der letzten Rektoratswahlen einen Aufruf von einigen wenigen, die darum gebeten haben, dass sich auch Kandidaten finden, die eben nicht cis-männlich sind.“ Es fand sich kein Gegenkandidat. Und auch keine Kandidatin*.
Berühmt ist die Hochschule unter Studenten in Berlin für ihr Vergabeverfahren für Seminarplätze. Indem ausdiskutiert wird, wer welchen Seminarplatz bekommt, soll besser sichergestellt werden, dass Menschen, die nebenher arbeiten oder Familie haben, ihr Studium damit in Einklang bringen können. Das funktioniert ein bisschen wie ein Kennenlernspiel: Die Seminare werden ausgehängt, die Studenten stellen sich davor, und dann wird so lange diskutiert, bis es einen Ausgleich gibt. Auch Inhalte können sie mitbestimmen, sei es durch Themenvorschläge oder selbst gestaltete Lehrveranstaltungen. In den geschulten Worten des Rektors klingt das so: „Ein gutes Qualitätsmanagement stellt sicher, dass das Feedback der Studierenden berücksichtigt wird.“
Pioniere des Regenbogens
Bereits in ihrer Anfangszeit war die ASH so etwas wie Avantgarde. Ihre Gründerin Alice Salomon war die Erste, die sogenannte Frauenberufe als ebensolche erkannte: als Beruf, nicht als Tätigkeit, die Frauen „nebenher“ erledigen. 1937 verließ sie Deutschland, die Schule war da bereits gleichgeschaltet. Nach dem Krieg eröffnete sie wieder, seit 1991 trägt sie endgültig den Namen ihrer Gründerin. Auch heute unterscheidet sie sich von vergleichbaren Hochschulen. „Wir haben eine über 1.000-prozentige Steigerung der Drittmitteleinnahmen seit 2005“, verkündet Völter stolz. Heißt: Für eine Fachhochschule wird hier viel geforscht. „Die ASH hat einen ausgezeichneten Ruf“, sagt Rektor Bettig.
Das Politische gehört hier schlicht zur Identität. „Für mich ist die ASH gerade wegen der kritischen Inhalte attraktiv gewesen“, antwortet Leyla auf die Frage, warum sie sich für ein Studium hier entschieden hat. Ihre Kommilitonin erzählt, dass sie zuvor in einer Branche tätig war, „in der ich sehr viel Sexismus erfahren habe“. Das habe zu ihrer Wahl der ASH beigetragen. „Die ASH Berlin wird als Institution gesehen, die diese Fragen stellt“, sagt Völter. Und Antmann weist darauf hin, dass die ASH bereits „seit 15 Jahren in der Pride Week die Regenbogenfahne hisst“, was die anderen Berliner Hochschulen erst seit Kurzem tun.
Auf zwei Begriffe werde ich in den Gesprächen immer wieder hingewiesen: Sprache und Macht. Man ist hier sensibel; in Rassismus-Fragen, in Gender-Fragen. Natürlich gebe es auch Diskriminierung. Etwas erschrocken frage ich Leyla und Mia, was das heißt, stelle mir Übles vor. Es gehe unter anderem um Seminarinhalte. Als ich frage, was passiert, wenn sich jemand diskriminiert fühlt, korrigiert mich Mia höflich, aber bestimmt: „Man fühlt sich nicht diskriminiert, sondern es geht darum, dass ein Inhalt diskriminierend ist.“ Prorektorin Völter weist mich darauf hin, dass das berühmte Gedicht nicht „überpinselt“ wird, sondern „etwas Neues“ an die Fassade kommt. Sprache ist hier neben dem Anti-Nazi-Engagement hauptsächlicher Austragungsort von Politik. „Das Studium verändert einen auch selbst“, erzählt Leyla. Das kann ich mir nun vorstellen, denn: Ich traue mich kaum noch, meine Gedanken beim Sprechen fließen zu lassen. Vielleicht ist das mein Problem, wahrscheinlich ist es leider doch Ausdruck eines Verständnisses von emanzipatorischer Politik, das – geschult an poststrukturalistischen Denkern – Sprache und Befindlichkeiten absolut setzt. So wird Widerspruch nur als mangelnde Reflexion verständlich.
Nach dem Abschied stehe ich im Foyer. Es wispert und lacht durch die Halle, die winterliche Abendsonne scheint durch die gläserne Front. Auf dem Weg zur U-Bahn mache ich vor der Gedichtfassade ein Selfie. Übrigens: Um die steigenden Studierendenzahlen zu meistern, baut die ASH auf einem Grundstück in der Nähe. Wie die Fassade gestaltet sein wird, steht noch nicht fest.
Kommentare 65
"Die AfD ist hier bei der Bundestagswahl mit 21,6 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Hellersdorf ist also rechts. "Geht´s noch platter?Mathe ist nicht so Ihr Ding, oder?
Was sagt mir eigentlich der Artikel über diese Hochschule? Dort gibt es Gallier, also eine Spezies, die sich kulturell, zivilisatorisch überlebt hatte, dies nicht einsehen will und deshalb einen aussichtslosen Kampf führt. Soviel zu schrägen Metaphern.
Die Einordnung wird sofort klargemacht, die ASH "steht mitten im rechten Hellersdorf". Dem wird noch eins drauf gesetzt mit der Gleichsetzung von Nazis und AfD. Immer schön binäre, schwarz und weiß, gut und böse. Welche Inhalte in welchen Studiengängen werden hier eigentlich angeboten? Die Antwort folgt: "Ihr gehe es darum, Gleichstellung eben „nicht als binäres Konzept“ zu verstehen, sondern auch für Trans* und nicht-binäre Personen da zu sein und andere Ungleichheitskategorien mitzudenken. Sie ist außerdem Bloggerin, Autorin und feministische Aktivistin. Ein ungewöhnliches Profil für einen Verwaltungsposten. Obendrein Lesbe und Jüdin." Ist sie eigentlich auch Mensch? Die obligatorischen Spitzen gegen cis folgen natürlich sofort.
Was mir fehlt, ist eine Beschreibung der Aktivitäten der ASH im Stadtbezirk mit den und für die dort lebenden Menschen, die über "Seminare vor Ort" und "ein Positionspapier zur Sozialarbeit in Gemeinschaftsunterkünften" hinausgehen. Als TU im tiefschwarzen Sachsen gibt es bei uns regelmäßige "Girlsdays", "Tage der offenen Tür", "Kinder- und Schüler-Uni", "Firmenkontaktmessen" auch für Schüler, "Schülerpraktika", "Nacht der Wissenschaft" mitten in der Stadt usw. Und wir haben keinen sozialwissenschaftlichen Studiengang, der uns sagt, dass die Leute da draußen Menschen sind, die ein berechtigtes Interesse daran haben, was mit ihrem Geld angestellt wird.
Mein Eindruck nach dem Lesen des Artikels ist, dass man sich an dr ASH voll und ganz der Identitätspolitik (dazu ein Zitat im nächsten Post) verschrieben hat. Was sollen die „people of color“ denn mit nach Hause nehmen, wenn sie wieder in ihren Favelas und Slums sind, um dort Sozialarbeit zu leisten. Und an welchen Brennpunkten werden die hier bleibenden Absolventen mit diesem Rüstzeugeingesetzt?
Zur Identitätspolitik, weil es zum Artikel passt, noch ein Zitat des leider schon verstorbenen Christopher Hitchens: " Seien Sie der sogenannten Identitätspolitik gegenüber skeptisch. Nein, ich darf das anders formulieren: Machen Sie einen weiten Bogen um jegliche Form von Identitätspolitik. Ich weiß noch sehr gut, wie ich zum ersten Mal den Spruch gehört habe: »Das Private ist das Politische.« Das begann als eine Art Reaktion auf die Niederlagen und Verschlimmerungen nach 1968: ein Trostpreis, könnte man sagen, für Leute, die das Jahr 1968 selbst versäumt hatten. Ich hatte sofort das deutliche Gefühl: Hier ist eine wahrhaft verheerende Idee aufgetaucht. Und ich hatte recht. Die Leute fingen an, bei Versammlungen aufzustehen und lange Reden darüber zu halten, was sie empfanden, nicht darüber, was oder wie sie dachten, und sie redeten darüber, wer sie waren, nie über das (falls es so etwas überhaupt gab), was sie getan hatten oder wofür sie einstanden. Das wurde rasch zu einem Abklatsch - in noch uninteressanterer Form - vom Narzißmus des kleinen Unterschiedes, denn jede Gruppe fächerte sich nun in Untergruppen mit ihrer heiligen »Besonderheit« auf. Man hat diese Tendenz oft satirisch dargestellt: Die Übergewichtigenfraktion der Cherokee-Transsexuellengruppe in der Behindertenlesbenfront fordert angemessene Sprechzeit! Aber die Satire ist nie satirisch genug gewesen. Man muß das erlebt haben. Etwas, das radikal begonnen hatte, wurde sehr rasch reaktionär. Bei den Anhörungen zur Nominierung von Clarence Thomas als Richter am Obersten Gerichtshof sind hier wohl allen außer den ungewöhnlich Blöden, Langweiligen und Selbstverliebten die Augen aufgegangen. Aber es waren ja immer die Blöden, Langweiligen und Selbstverliebten, die in der »Identitätspolitik« ihre große Chance gesehen haben."
Das Zitat von Christopher Hitches stammt aus seinem Buch "Widerwort", in dem er junge Menschen inspirieren will, die Stimme zu erheben und Mut zu fassen, sich gegen den Strom zu stellen.
Danke für die aufschlussreiche Momentaufnahme einer Situation, die fast schon im dramareifen Sinn verfahren ist. Als wesentliche Punkte entnehme ich vor allem zwei:
Erstens: eine link(sliberal)e Hochschule, die wie das Gallische Dorf in den Asterix-Comics im vom Rechts bedrohten, tiefbraun eingefärbten Hellersdorf angesiedelt ist – gleichzeitig Trutzburg und Experiment.
Zweitens: eine link(sliberal)e Hochschule, deren Personal und Studenten die umgebende Realität weitgehend ignorieren und sich stattdessen tief in ihre poststrukturalistische Parallelwelt zurückgezogen haben – in der die Sprache die Realität bestimmt und nicht die Realität die Sprache.
Mit etwas sympathisierendem Wohlwollen kann man das Projekt »Alice Salomon Hochschule« mit den maoistischen Landkommunen der Siebziger vergleichen wie zum Beispiel Longo Mai. Oder auch den sozialistischen Aufbaukommunen der russischen Narodniki am Ende des 19. Jahrhunderts. Sicher hinkt das Beispiel: Die Longo-Mai- bzw. Narodniki-Kommunarden wollten der (unaufgeklärten) Normalbevölkerung zeigen, wie eine sozialistische Musterkolonie funktioniert, die »Salomoniki« möchten die Sprache verändern – beziehungsweise der Normalbevölkerung zeigen, wie eine »korrekte« Sprache funktioniert. Schaut man sich allerdings die Resultate der historischen Vorgänger an, wird man nur schwer konstatieren können, dass die praktizierte Vorbildfunktion großen Nutzen haben wird. Anders gesagt: Die Chance, dass die Hellersdorfer (oder auch ein größerer Teil der Normalbevölkerung) bei dem Satz »Ein Mann geht zur U-Bahn-Haltestelle« zu reflektieren beginnen, ob dieser Mann hetero-, bi-, homo-, trans-, metro- oder asexuell ist und in der Folge komplizierte Abläufe aus ihrem Gehirn spulen, wie sie mit diesem in Interaktion treten (oder auch nicht), halte ich doch für eher gering.
"Als ich frage, was passiert, wenn sich jemand diskriminiert fühlt, korrigiert mich Mia höflich, aber bestimmt: „Man fühlt sich nicht diskriminiert, sondern es geht darum, dass ein Inhalt diskriminierend ist.“"
Diskriminierung soll unterbunden werden, noch bevor sich jemand diskriminiert fühlt. Wie spannend. Staatliche Sicherheitsapparate, die so agieren, nennen wir willkürlich und bevormundend, paranoid und autoritär.
Da erübrigt sich die Frage, was der Gradmesser für Diskriminierung sein soll, wenn nicht Betroffenheitsgefühl, weil "was" nicht das richtige Fragewort ist.
Also ich finde das Blog gut. Im Westen der BRD wohnend, hilft es mir, mich in diese Hellersdorf-ASH-Beziehungskiste reinzudenken. Wir braeuchten in der BRD noch viel solcher Institute ala ASH! Es lebe die Avantgarde der Bildung!
KORREKTUR :Es sollte heissen :
Wir braeuchten in der BRD noch viel mehr solcher Institute ala ASH.
Sorry.
"ASH..... Avantgarde der Bildung"
Nun übertreibst Du aber ("ein wenig), lieber poor on ruhr.
" "Girlsdays", "Tage der offenen Tür", "Kinder- und Schüler-Uni", "Firmenkontaktmessen" auch für Schüler, "Schülerpraktika", "Nacht der Wissenschaft" mitten in der Stadt usw. Und wir haben keinen sozialwissenschaftlichen Studiengang"
Ja, komisch, an den technischen Universitäten geht das alles. Ist in Zürich auch so. Die Frauen studieren einfach und machen irgendwann einen Abschluss, im Durchschnitt einen genauso guten wie die Männer, und sie finden Jobs. Bei uns ist cis die Konfiguration von Substituenten an einer Doppelbindung eines Moleküls - und ansonsten kein Thema.
Ui. Genau das ist das Problem.
Finden Sie nicht, dass das unfreiwilliger Humor ist?
Oder firmieren Sie nur unter "der Freitag", ohne zur Redaktion oder Moderation zu gehören? Wenn das der Fall ist, sollte die echte Moderation Sie aus dem Rennen nehmen.
„Man fühlt sich nicht diskriminiert, sondern es geht darum, dass ein Inhalt diskriminierend ist.“
Das ist nett gesagt. Und vermutlich in völliger Ahnungslosigkeit hinsichtlich der Implikationen, wenn die Aussage ernst genommen wird.
Was nützt ein - vollständige Liste geeigneter positiver Adjektive - Einsatz gegen - vollständige Liste von politisch korrekt als negativ/bösartig/bekämpfenswert eingestuften - Sachverhalten, wenn sich dahinter Totalitarismus in einer feministischen Variante einschleicht?
@Metambigo
Wenn ueberhaupt, dann aber wirklich nur ein wenig. Mich ruehrt das wirklich an, was die jungen Menschen der ASH da taeglich leisten. Die Beziehung zwischen Sprache und Macht zu untersuchen, da sind die doch wirklich weiter als ich dachte, jedenfalls in der heutigen Zeit, - dass das in der zweiten Haelfte des 20ten Jahrhunderts schon mal ein grosses Thema war, z. B. in der Mikrophysik der Macht von einem der grossen Franzosen,wird natuerlich eingeraeumt. In der Zeit der neoliberalen "Alternativlosigkeiten"ist es aber schon verdienstvoll, dort wieder anzuknuepfen.
Autsch.
Lieber "der Freitag": bitte vermeiden Sie zukünftig solche Kommentare sowie auf Anleihen bei "ZON", und wechseln Sie Ihr Logo.
Und es rüttelt ja einige bräsige Kleinbürger wach, denen ansonsten Vieles am Popo vorbeigeht ... ;-)
@GELSE
Auch das ist gemeint. Danke fuer das Verstaendnis..
Die Studierenden sollten sich eine Aufführung der Dreigroschenoper ansehen: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Obwohl BB über 60 Jahre tot ist, ist er den heute an der ASH wirkenden Menschen in der Problemanalyse meilenweit voraus.
Wie schon in einem anderen Blog geschrieben, bin ich gelegentlich auf dem Platz vor der ASH. Tags sieht man dort reichlich „people of color“. Und man sieht ihnen und den deutschen Mitbürgern an, dass sie unterprivilegiert sind. Das „Feindesland“ in das man sich ggf. todesmutig wagt, sind also die Lebensumstände der unteren 10 bis 20% der Bevölkerung. Ich wünsche allen Studierenden an der ASH, dass sie in ihrem Leben nie größere Probleme bekommen, als sich über „Sprache und Macht“ Gedanken zu machen.
"Vielleicht ist das mein Problem, wahrscheinlich ist es leider doch Ausdruck eines Verständnisses von emanzipatorischer Politik, das – geschult an poststrukturalistischen Denkern – Sprache und Befindlichkeiten absolut setzt."
Kann der Satz bitte neu formuliert werden?
Ach naja, ein bisschen Spaß kann doch auch mal gemacht werden.
21,6 Prozent also: Grundgütiger! Und wie war das Wetter in Hellersdorf? Wahrscheinlich zogen am Horizont gerade dunkle Wolken auf. Auf dieses wichtige dramaturgische Element wurde wohl aus formalen Gründen verzichtet, item: Für mich als Leser verdient diese absolut objektive und über jeden politischen Zweifel erhabene Form der Frontberichterstattung glatt ***** (5 Sterne)! Bitte weiter so- und nicht vergessen: Der Pressekodex ist nur etwas für rechte Spiesser..!
Ehrlich? Ich weiß nicht, welche Sorte Clowns ich witziger finden soll. Die Trolle hier in der dFC oder die Komiker*nnen an der ASH.
Irgendwie bin ich nur noch enttäuscht von diesem Artikel:
„… Denn ich bin in Berlin-Hellersdorf. Die AfD ist hier bei der Bundestagswahl mit 21,6 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Hellersdorf ist also rechts. Ganz Hellersdorf? Nein, ein kleiner Hort unbeugsamer „Gender-Aktivisten“ und Antirassisten hört nicht auf, Widerstand zu leisten. …“
Wie anmaßend und ignorant: einfach so mit einem Handstreich 75% der nicht AfD-Wähler in Hellersdorf gleich mit abzustempeln. Einfach mal vorher recherchieren:
ttps://www.wahlen-berlin.de/wahlen/BU2017/AFSPRAES/uebersicht_wahlkreis-85-berlin-marzahn-hellersdorf_gesamt.html , https://www.wahlen-berlin.de/wahlen/be2016/afspraes/uebersicht_bezirk-10-marzahn-hellersdorf_gesamt.html
Und wenn man die Messlatte „…zweitstärkste Kraft … ist also rechts“ auflegt, dann ist Freisingen, Landshut, Donau-Ries, Calw … auch rechts. Schon irgendwie blöd, dieser Schluss. Ein klassischer Kurzschluss.
Einfach spaßeshalber mal die Wahlkreise durchklicken und sich bilden: https://www.bpb.de/politik/wahlen/bundestagswahl-2017/257201/ergebnisse-der-bundestagswahl-2017
Und auch in diesem Satz finde ich nur Vorurteile und Platitüden, oder ich erkenne hier die poetischen oder sprachlichen Kunstgriffe nicht:
„ … So ergibt sich ein augenfälliger Kontrast: hier der rechte Bezirk, dort die linke Hochschule; triste DDR-Blocks neben dem hellen 90er-Jahre-Bau der ASH; weiße, grobschlächtige Männer auf der einen, junge, „diverse“ Studentinnen und Studenten auf der anderen. … “
Wieso Hellersdorf rechts sein soll erschließt sich aus der eingangs diskutierten Logik nicht, ebenso wenig, warum die ASH links sein soll. Was macht die ASH zu einer linken Hochschule? Selbstbetitelung und Transparente? Oder Marx-Graffiti am Blumenkübel davor?
Und wieso sind die Blöcke neben der ASH „triste DDR-Blocks“? Direkt neben der ASH sind die Gebäude in den 90er Jahren entstanden und die Plattenbauten aus DDR-Zeiten wie auch das umgebenden Areal wurden in Rahmen der Expo2000 aufgewertet. (http://www.tagesspiegel.de/berlin/wie-sich-marzahn-und-hellersdorf-auf-der-weltausstellung-in-hannover-praesentieren/123896.html; https://www.taz.de/!1102058/). Aber Geschmack läßt sich bekannter Maßen streiten und das Spannungsfeld von sozialem Wohnungsbau und architektonischer Fines ist ein mächtiges, für dessen Beherrschung bisher der Weisheit letzter Schluß noch nicht gefunden ist. Dem Autor des Artikels sei empfohlen: Reise und bilde dich. Kurztrips nach Spandau, Neukölln zum BVG-AB-Tarif oder mal Frankfurt/Main, Darmstadt, Hamburg und Köln oder wenn es weiter weg sein soll z.B. nach Paris und Stockholm seien hier empfohlen. Vielleicht weiß man dann die mühevollen, Tippelschritt-artigen Anstrengungen besser zu würdigen …
Und auch dieser Satz ist ein Hieb in die Magengrube all derjenigen in Hellersdorf, die sich tagtäglich mit den Nöten der Menschen und auch des vorhandenem Rassismus auseinandersetzen: „Nein, ein kleiner Hort unbeugsamer „Gender-Aktivisten“ und Antirassisten hört nicht auf, Widerstand zu leisten.“ Heftiger kann man diesen Leuten, die nicht 18:00 mit der U-Bahn wieder „in die Stadt fahren“, vor dem Kopf stoßen.
Der Artikel mag ja gut gemeint sein (unterstelle ich jetzt einfach mal), aber wie wußte schon Kurt Tucholsky zu sagen: „Das Gegenteil von Gut ist nicht Böse, sondern gut gemeint“ .
Sorry – aber die 21,6 Prozent AfD SIND nunmal leider kein Pappenstiel. Darüber hinaus ist es einfach ein ehernes Gesetz, dass Rechte in Gebieten mit viel Platte, viel sozialer Vereinzelung und mieser Infrastruktur bestens abschneiden. Da nützt es rein gar nix, dass die Silos vor 10 oder 20 Jahren neu übermalt wurden.
Dass der Sozialberufe-Nachwuchs an der ASH (wie auch andernorts) großteils ins Selbstreferenzielle abgekippt ist und Gender-Nabelschau betreibt, ist betrüblich – da stimme ich Ihnen zu. Mit ein paar Dutzend Eimern frischer Farbe kommt man jedoch weder dem einen noch dem anderen Problem bei.
Dachte ich´s doch. Es geht noch platter.
... ein bisschen Spaß kann doch auch mal gemacht werden.
Klar. Aber auch dem ->Spielverderber kann man gönnen.
Kann der Satz bitte neu formuliert werden?
Da es sonst keiner versucht:
Entwurf Anfang »"Vielleicht drückt meine Sprache ja wirklich meine Insensibilität aus, aber wahrscheinlicher scheint mir, dass die Sprache für wichtiger gehalten wird als die Realität. Das entspricht der poststrukturalistischen Denkweise, der zufolge Sprache Realität nicht nur abbilde sondern auch schaffe.
Oder vielmehr: aus Sicht der wortführenden Studierenden Realität überhaupt nicht abbildet, sondern nur schafft -->absolut setzt -- « Entwurf Ende.
Ohne Gewähr für die Richtigkeit.
aha! ein ehernes gesetz:
das protest(und ruf nach politischer beachtung)
aus dem mangel an kollektivem assoziations-vermögen,
an unterstellter silo-mentalität(die mit vereinzelung einhergehen soll!)
und überhaupt: dem mangel entspringt!
nicht von pappe wäre: resignation !
afd-zuwachs ist versagen, der sich so nennenden linken!
daß ihr denk-vermögen erprobende studis
auf eigen-sinnige abwege geraten können:
ist argumentativ von vernünftigeren zu korrigieren!
= im alter erfahren,daß die welt nicht zu verstehen ist,
ist ähnlich der einsicht, daß es die bisher verstandene welt:
nicht mehr gibt.
"Prorektorin Völter weist mich darauf hin, dass das berühmte Gedicht nicht „überpinselt“ wird, sondern „etwas Neues“ an die Fassade kommt. Sprache ist hier neben dem Anti-Nazi-Engagement hauptsächlicher Austragungsort von Politik."
da fällt mir nichts mehr ein zu. das muß wohl, neben dem anti-nazi-engagement, die essenz dieser irren geschichte sein.
!!!! kein paradox:
sich beim saudumm-daher-reden(valentin): sich sau-wohl-fühlen.
Hallo, zwischendurch einfach mal ein guter Rat:
Würden Sie Ihre Kommentare mehr allgemeinverständlich und mit weniger Zeilenschaltungen formulieren, täten diese mit Sicherheit mehr funzen.
(Falls das nicht eine beabsichtigte Kunstform ist:) Ich weiß bei zwei Drittel nicht, auf was Sie hinauswollen.
Vielleicht noch zur Präzisierung meines voran gegangenen Kommentares: Für mich wäre ein Leben in einer Region mit einem so hohen AfD-Wählerstimmenanteil undenkbar. Zum einen weil ich Schweizer und kein Deutscher bin und zum Anderen, weil meiner Frau sichtbar aus einem anderen Kulturkreis stammt. Das rassistische Potential wäre mir definitiv zu gross. Zudem würde ich mich als Liberaler im Sinne von wirklich gelebter (und nicht nur rhetorisch vorgebrachter) Vielfalt in Hellersdorf ziemlich deplaziert fühlen. Aber mir geht es eigentlich um etwas ganz Anderes:
Wie einem aktuellen Artikel im schweizer Tages Anzeiger zu entnehmen ist, bildet sich in unseren Breiten gerade eine neue Klassengesellschaft heraus: Die sozialen und politischen Demarkationslinien verlaufen, grob gesagt, zwischen den akademischen Bildungseliten, die in urbanen Ballungsräumen und der überwiegend sekundär gebildeten Landbevölkerung, wie neueste soziologische Erkenntnisse nahe legen:
„(...) Im Gesellschaftsgefüge des Westens knarzt es gerade gewaltig. Spätestens der Brexit und die Wahl Donald Trumps haben das deutlich gemacht. Seither versuchen viele Bücher, diese Verschiebung zu erklären, zwei lesenswerte davon sind «The Sum of Small Things» von Elizabeth Currid-Halkett und «Die Gesellschaft der Singularitäten» von Andreas Reckwitz.Beide kommen zum gleichen Schluss: Eine neue Klassengesellschaft hat sich heraushierachisiert.
(...) Es hat sich eine neue Schicht gebildet, Reckwitz nennt sie «Akademikerklasse», Currid-Halkett «aspirational class» (übersetzt: Aufsteigerklasse) ... Laut Currid-Halkett und Reckwitz betrachtet die Akademikerklasse ihre Privilegien als selbst verdient («Ich habe ja studiert!»), dazu überhöht sie den eigenen Lebensstil moralisch. Beides bewirkt eine «kulturelle Entwertung» der anderen.“
Ich würde den Verfasser dieses Artikels der „Akademikerklasse“ zuordnen. Dafür spricht u. a. die moralische Selbstüberhöhung. Und die geradezu unglaublich platt daherkommenden Pauschalisierungen und Vorurteile über die Menschen, die in Hellersdorf leben. Der Vergleich von Richard Zietz mit dem gallischen Dorf inmitten der römischen Besatzungszone wirkt zwar arg zugespitzt, ist aber durchaus zutreffend!
Die Aufteilung in (bildungsbürgerliche) Aufsteiger und (ländliche) Abgehängte, wie sie Currid-Halkett und Reckwitz vornehmen, hat zwar eine gewisse Stringenz. Sie beantwortet aber mehrere Fragen nicht – beispielsweise die, warum die Abgehängten in den ländlich(er)en Regionen derart rechts drehen, anstatt sinnvolle soziale Forderungen zu entwickeln (wie zum Beispiel die nach einer nachhaltigen Strukturförderung).
Darüber hinaus steht keine der herausgearbeiteten Gruppen in ihrem jeweiligen Terrain allein. »Das« Land beispielsweise ist eine weite Zone; zumindest psychologisch ragt es tief herein in die gesichtslosen Vorstädte und Subzentren der Metropolen hinein, in deren Zentren tatsächlich die Musik gemacht wird. Hellersdorf-Marzahn zum Beispiel ist zwar sicher (zu großen Teilen) ein Abgehängten-Kiez – aufgestockt mit Heloten-Personal aus aller Herren Länder. Andererseits liegt diese Art von (sozialem) »Land« gerade mal zehn Kilometer weg vom Regierungsapparat des mächtigsten europäischen Landes. Wenn schon Vergleich, dann hier doch wohl eher: Banlieue.
Umgekehrt sprießen die Sprossen der bildungsbürgerlichen Aufsteiger nicht in den Himmel. In den Zentren bilden sie den funktionalen Mittelbau – Hauen und Stechen um Posten inklusive, wofür der Hellersdorfer Gedichtstreit nur ein leuchtendes Symptom ist. Erste Geige in den Zentren spielen hingegen die kapitalkräftigen Player – in deren Familien einzuheiraten sich selbst erfolgsoptimierte Bildungsbürger in aller Regel abschminken können. Komplettiert wird das Stadt-Land-Bild schließlich von den Bonzensäcken selbst. Zumindest deren arrivierter Teil weiß die stilvolle Villa (oder das Schlösschen) auf dem Land ebenso zu schätzen wie ihre Newcomer-Kollegen aus der Schattenwirtschaft. Wobei die Landflucht eines nicht unerheblichen Teils von Bildungs-, Öko- und Technik-Mittelstand hinzukommt. Ich würde mal ins Blaue hinein vermuten, dass AfD & Co. personell vor allem von diesem Milieu grundiert werden – dem der Eigenheim-Besitzer in den gesichtslosen Vororten, die in der City »Sozialkampf extrem« betreiben.
Dass zwischen »Stadt« und »Land« trotzdem eine veritable kulturelle Unterscheidungslinie sichtbar wird, will ich nicht bestreiten. Der dunkeldeutsche Altright-Furor von AfD & Co. sind hierfür ebenso ein Symptom wie der teils hysterische Kulturkampf, den Teile der Identitätslinken zwischenzeitlich vom Zaun gebrochen haben. – Beruhigend ist das natürlich alles nicht. Die Lage im Allgemeinen scheint das Gesetz zu bestätigen, dass es in Sachen »Schlimmer« immer noch Raum nach oben gibt.
in vielem d'accord. Fast 22 Prozent sind keien Pappenstil, aber eben auch keine Basis für die gemachten (Kurz)Schlußfolgerung.
Zu den Ursachen für das Erstarken der AfD sollte man genauer hinschauen. Viele von dir benannten Ursachen treffen eher auf Mahrzahn zu, Hellersdorf hat da eine etwas andere soziale Gemengenlage (wäre mal einer genaueren sozialwissenschaftlichen Untersuchung wert ;-))
Versteh ich nicht.
Vor einigen Wochen ist hier im dF das neue Buch von Robert Pfaller verrissen worden, unter dem Beifall der Identitätsapologeten @Magda und @goedzak. Mich hat es neugierig gemacht und ich konnte schon auf den ersten Seiten sehen, warum der Verriss hier stattgefunden hat. Dieses Zitat ist ein passender Beitrag zur Diskussion um die ASH.
"War die Moderne einer Politik der Gleichheit verpflichtet gewesen, so zeichnete sich die Postmoderne, durch ihre Politiken der Ungleichheiten, der Identitäten und ihrer »Diversität« aus.[20] Nicht mehr der Anspruch der Menschen auf einen gewissen Teil des gesellschaftlichen Reichtums sollte befriedigt werden, sondern lediglich ihrer spezifischen Empfindlichkeit eine billige, symbolische Anerkennung widerfahren. Da niemand mehr ihren Blick nach vorne, auf eine bessere Zukunft lockte, ermunterte man viele nun, nach hinten zu blicken, auf ihre Herkunft oder ihre sogenannte Identität. Und nach vorne hin schien es keine Perspektiven mehr zu geben – weder materiell, angesichts steigender Arbeitslosigkeit und sinkender Einkommen, noch ideell, in Gestalt einer gesellschaftlichen Gesamterzählung. Denn wenn es nicht gerade darum ging, Bombardements fremder Staaten als humanitäre Pflicht zu rechtfertigen, waren es nun die westlichen Eliten selbst, die auf gut postmoderne Weise nicht müde wurden, sämtliche universalistischen Ansprüche auf Gleichheit als partikulare Erfindung alter, wenn nicht toter, weißer Männer zu diffamieren."
Super, danke! Gerade da, wo es um die Sprache geht, verunglückt dem Badura der Satzbau. Vielleicht sind Ellipsen und ein verunklarender Gebrauch von Pronomina aber auch Style. Nebenan, beim Bericht aus Cottbus von Laberenz sind es kurze Ellipsen. Das mag ja vielleicht irgendwie stylisch-poetisch sein ... aber für Zeitungsartikel?
Mit den zwei Paar Schuhen Marzahn und Hellersdorf hast du (meinem oberflächlichen Eindruck nach) Recht. Ansonsten: Schauen wir, was sie in dem Gallischen Dorf dort noch so anstellen werden ;-).
Sie haben recht und auch unrecht.
Ich habe zwar alles andere als Verständnis für's Protestwählen - aber man muss zugestehen, dass ein Urteil wie "Hellersdorf ist rechts" nicht allein an den jüngsten AfD-Stimmgewinnen abzulesen ist. Für die Terrarienschau des zugewanderten Jungjournalisten, der die U 5 Richtung Osten normalerweise wohl spätestens an der Fankfurter Allee verlässt, reichen dann Plattenbau und "grobschlächtige weiße Männer" für ein abgerundetes Bild des Schreckens. Gänzlich hanebüchen wird es, wenn sodann die Studierenden- und Lehrendenschaft der ASH als *der* andere Teil Hellersdorfs gekennzeichnet wird; als die einzigen Guten und "Bunten". Hanebüchen, weil die Leute auch an der Hochschule wären, befände sie sich noch in Schöneberg oder in Zehlendorf, in Mitte oder in Potsdam.
Inwieweit sich die ASH auch tatsächlich lokal engagiert, weiß ich nicht. Aber auch ohne weiteres direktes Engagement - etwa gegen Rechts - ist sie doch mittlerweile als ein Teil Hellersdorfs anzusehen. Freilich haben Sie auch recht, dass es weit überwiegend so sein wird, dass die Leute der ASH eben jeweils nur vorübergehend im Bezirk bzw. auf ihrer Insel weilen. Im Gegensatz zu vielen, die eben ganz und gar nicht als rechts anzusehen sind und v.a. im Gegensatz zu den Flüchtlingen wie auch anderen "Bunten", die schon länger im Bezirk wohnen.
Der Artikel kennzeichnet nach der Art, wie man es von einem Unterstufen-Schulaufsatz verlangt: Nach simpelsten äußeren Merkmalen Zuordnungen treffen. Ganz falsch ist das Bild dabei aber auch nicht. Hellersdorf gehört nachweislich nicht zu den Ecken, die ein weltoffenes Flair versprühen und es ist jedem, der ein fremderes Aussehen hat, nachzusehen, wenn er sich etwa an den U-Bahnhöfen der Gegend nicht gerade behaglich fühlt. Auch mir ging es so, als ich noch in Berlin und in der mittelbaren Nachbarschaft (Lichtenberg) lebte. Aber man muss auch wiederum zugestehen, dass es tatsächlich in einer Vielzahl zentraler gelegener Ecken Berlins in Sachen gewalttätiger Übergriffe weitaus gefährlicher ist.
Bevor ich auf Ihre z. T. berechtigteen Einwände eingehe, hier noch ein Blogbeitrag von mir, der das vom Tages Anzeiger angerissene Thema bereits schon vor einem Jahr, unmittelbar nach der Wahl Trumps, zum Inhalt gehabt hat:
„Der Ton zwischen den 'Globalisten' am einen- und den 'Deplorables' am anderen Ende der sozialen (oder politischen Wahrnehmungs-) Skala wird zunehmend schärfer. Entlang dieser Achse lassen sich auch die Konturen einer neuen Klassengesellschaft ausmachen, die sowohl horizontal- als auch vertikal klar strukturiert ist: Überwiegend akademisch gebildete, urbane und gut- bis sehr gut verdienende (sowie grosse Teile der reichen) Menschen auf der einen Seite- und auf der anderen zunehmend unsicher Beschäftigte, Arbeitslose und Pensionäre mit sekundären Bildungabschlüssen, deren soziale Mobilität fortlaufend sinkt. Damit kehrt gleichzeitig eine längst vergessen geglaubte, politische Dynamik aus dem 19. Jahrhundert wieder zurück auf die Tagesordnung: Der Kampf der Gewinner gegen die Verlierer.“
Manchmal bin sogar ich unserer Zeit voraus- knapp zwar, aber immerhin!
!!!!= die ansammlung von ausrufe-zeichen bedeutet: zustimmung.
und: tucho-phil:
das daher-reden sollten sich mund-und satz-werker streng verbieten.
»Der Artikel kennzeichnet nach der Art, wie man es von einem Unterstufen-Schulaufsatz verlangt: Nach simpelsten äußeren Merkmalen Zuordnungen treffen. (…)«
Ich muß an der Stelle den Artikel ein Stück weit in Schutz nehmen. Das fremdelnde Gefühl teilt der Verfasser mit jedem, der von »auswärts« ins Hellersdorfer Terrain einfliegt. Sicher zieht sich das mit der ASH sympathisierende Gefühl – beziehungsweise die daraus resultierende Aufteilung in »Gute« und »Böse« – durch den ganzen Beitrag. Andererseits ist es nicht so, dass er die Widersprüchlichkeiten nicht benennen würde – etwa, wenn er (der Verfasser) beschreibt, wie er von einer der dort Tätigen gerüffelt wird wegen einer falschen Formulierung. Auch wenn ich die (mußmaßliche) Betrachtungsweise ganz und gar nicht teile, muß ich doch konstatieren, dass der Beitrag mehr »Innenblick« (und darum mehr Information) liefert als 99 Prozent der von außen (am Redaktionstisch) geschriebenen Medienbeiträge zur causa.
Ansonsten: Wir können den Beitrag hier frei diskutieren. Also: Wo ist das Problem?
Ob und wie Ellipsen in einer Reportage angebracht sind, kann ich nicht beurteilen. Den unklaren Abschnitt im obigen Beitrag erkläre ich mir so, dass der Autor mit seinen Gedanken zu dem Thema selbst noch nicht ganz fertig war. Falls das so ist, kann ich ihn auch gar nicht richtig interpretiert haben.
Journalisten arbeiten ja üblicherweise mit Abgabefristen, und anders als ein Blog hat jeder Beitrag einen vorgeschriebenen unteren Rand - jedenfalls auf Papier.
"Das fremdelnde Gefühl teilt der Verfasser mit jedem, der von »auswärts« ins Hellersdorfer Terrain einfliegt."
Es kommt a) darauf an, von woher man "einfliegt" und b), wie flüchtig oder langfristig der Aufenthalt dort ist. Es ist ja nicht so, dass an jeder Ecke die Nazis mit dem Messer zwischen den Zähnen lauern.^^ Und: Von einer journalistischen Reportage erwarte ich deutlich mehr, als von "jedem". Sonst kann ich auch Hans Mustermann auf der Straße fragen, wenn er gerade mal durch Hellersdorf gefahren ist.
"[...] muß ich doch konstatieren, dass der Beitrag mehr »Innenblick« (und darum mehr Information) liefert als 99 Prozent der von außen (am Redaktionstisch) geschriebenen Medienbeiträge zur causa."
Die ASH betreffend mag das stimmen. Es ist gut, dass nach dem ganzen, sicher übertriebenen Wirbel um die Lyrik-Fassade der ASH auch einmal in die Hochschule und zu den Leuten dort gegangen wird. Die Kennzeichnung des umgebenden Bezirkes folgt jedoch dem bekannten Muster der klischeehaften Zeichnung, wie sie gerade für die überregionale bürgerliche Presse typisch ist. Es scheint, als sollen die Sympathien für die ASH mit einer möglichst finsteren Beschreibung des Umfeldes gepusht werden. So sehr sich Badura um eine Innensicht aus der ASH bemüht zu haben scheint, so holzschnittartig ist die Kennzeichnung des Bezirkes.
So sehr sich Badura um eine Innensicht aus der ASH bemüht zu haben scheint, so holzschnittartig ist die Kennzeichnung des Bezirkes.
Derartige Deklarationen gehören in der Branche zum guten Ton - es ist die Geste vorm Gesslerschen Hut. Ohne Belege oder zumindest ohne einleuchtende Indizien sollte man das als Leser nicht fressen.
Was erfahren wir denn wirklich über die ASH und ihr Verhältnis zur Umgebung. Das einzige, was ich entnehmen kann, ist: "Dozenten baten ihre Studenten nach späten Seminaren, hier und nicht an der Haltestelle zu warten."
Es gibt keine Nachfrage zu Initiativen der ASH. Sollten zukünftige Sozialpädagogen nicht praktisch angeleitet werden,
Familien-, Kinder- und Bürgerfeste, Filmvorführungen, Sportveranstaltungen, Musik- und Theateraufführungen, gemeinsame Kochkurse usw.
zu organisieren um die Menschen zusammenzubringen? Wenn man in denen da draußen nur Nazis sehen will, dann werden die sich auch so verhalten. Hillary Clinton hat ihren Spruch von den "Deplorables" postwendend zu spüren bekommen.
In der Beschreibung des Studienganges "Soziale Arbeit" heißt es:
"Soziale Arbeit ist ein Beruf und eine Wissenschaft, die zur Verbesserung von individuellen Lebenslagen und gesellschaftlichen Lebensverhältnissen beiträgt. Die Themenfelder der Sozialen Arbeit sind sehr vielfältig und umfassen soziale Benachteiligung, Problemlagen und gesellschaftliche Herausforderungen wie Armut, Diskriminierung, Gewalt, Bildungsungerechtigkeit, Gesundheit/Krankheit, Disability, Migration und Flucht, Sucht, Wohnungslosigkeit, usw. In ihrem Ansatz geht es Sozialer Arbeit stets um die Zusammenhänge zwischen größeren sozialen und politischen Strukturen und den konkreten Problemsituationen, die im Lebensalltag von Menschen entstehen."
Die konkrete Problemsituation liegt vor der Haustür. Man braucht einfach nur rauszugehen.
Ich habe zwei Fragen, Herr Badura. Ist nun Hellersdorf oder Marzahn- Hellersdorf zu einer Hochburg der AfD geworden? Wird die Hochschule, die man doch wahrlich nicht am Fassadenstreit in ihrer Qualität messen kann, die Wand entsprechend vorbereiten, um dort häufigere Wechsel der Motive anbieten zu können?
Regelmäßige Aufputz- Malerarbeiten, einschließlich Gerüstbau, sind schließlich teuer und allein das könnte hindern, öfter einmal einen aktualisierten Fassaden- Effekt in den Kiez zu schicken.
Helau, Helau, Narri- Narro
Christoph Leusch
»Die Kennzeichnung des umgebenden Bezirkes folgt jedoch dem bekannten Muster der klischeehaften Zeichnung, wie sie gerade für die überregionale bürgerliche Presse typisch ist. Es scheint, als sollen die Sympathien für die ASH mit einer möglichst finsteren Beschreibung des Umfeldes gepusht werden.«
Nuja – Rekordergebnisse für die AfD, in Marzahn die Rechten in einigen Kiezen als stärkste Partei; da lässt sich meines Erachtens kaum etwas schönpinseln. Mich stört im Beitrag eher die stilistische Verwendungsart der düsteren Umgebung – in der auffälligen Absicht, mittels diesem etwas mehr Glanz auf die ASH fallen zu lassen. Größte Peinlichkeit ist eh die Headline, angesichts der meine Tastatur Streik angekündigt hat, sollte ich sie hier erneut eingeben. Man weiß da eben nicht, ob die aus dem Beitrag herausgegriffene Attacke auf eine kritische Gegenmeinung (wohlgemerkt: auf einer eigens zur Causa aufgestellten Diskutierwand !!) die geringe Diskussions-Toleranz der Kommilitonen persiflieren soll, oder ob sich der Beitragsautor die aufgegriffene Forderung zu eigen macht.
Ich befürchte zwar fast Letzteres. Allerdings ist der Artikel gerade ob seiner Widersprüchlichkeit vielsagender als etwa der Schreibtisch-Beitrag eines routinierten Leitmedien-Feuilletonisten. Unausgesprochener Roter Faden ist eigentlich: ein lediglich zu 90 Prozent überzeugter Identitätslinker geht in die ASH und beschreibt die Stationen, in deren Verlauf er zum 100-Prozentigen wird. – Wenn sowas nicht aufschlussreich ist, befürchte ich, dass das Wort »aufschlussreich« noch nicht erfunden wurde.
Danke für die Klarstellung. In vielen Programmiersprachen bedeutet das Ausrufezeichen die Negation einer Aussage. Bei einer stakkatoähnlichen Sprache wie die, die Sie hier verwenden, besteht da durchaus Verwechslungsgefahr.
"Das eine ist rot und postuliert „Menschenrechte, Menschenwürde, Menschlichkeit“, das andere, weiß, fordert: „Gemeinsam Nazis und Rassismus entgegentreten – hier und überall“. Dieses „hier“ ist wörtlich zu verstehen. Denn ich bin in Berlin-Hellersdorf. Die AfD ist hier bei der Bundestagswahl mit 21,6 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Hellersdorf ist also rechts. Ganz Hellersdorf? Nein, ein kleiner Hort unbeugsamer „Gender-Aktivisten“ und Antirassisten hört nicht auf, Widerstand zu leisten."Der Witz ist, dass man auch auf linker Seite zu wenig über unsere Rechtsordnung aufgeklärt hat. Wenn 21,6 Prozent AfD wählen, dann ist das parteipolitisch und nach meinen Präferenzen extrem bedauerlich, aber das gute demokratische Recht dieser Wähler. Demokraten glauben nicht daran, dass Wähler Fehler machen. Als Hochschule repräsentiert man 100% der Menschen. Es gilt Artikel 3(3) Grundgesetz: " Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden."Und nun kommt das Absurde: Der Staat darf nicht rassistisch sein, aber er darf sogar Rassisten nicht ob ihrer politischen Anschauungen diskriminieren. Und dann könnte man ja noch mal fragen, ob AfD Wähler mit Rassisten gleichzusetzen sind.
Der Staat darf nicht rassistisch aber auch nicht antirassistisch instrumentalisiert werden. Die Frage ist dann also immer, in welcher Rolle spreche ich hier, wen vertrete ich. Wenn ich für eine öffentliche Institution spreche, z.B. weil ich da ein Amt innehabe, dann gilt das Diskriminierungsverbot eben für meine gegnerischen Anschauungen, und nicht dafür welche gegnerischen Anschauungen ich als diskriminierend empfinde. Das ist gerade die Krux, die man verstehen muss. Eine Hochschule als Hochschule darf nicht administrativ Teile des politischen Spektrums antagonisieren oder gegen politische Auffassungen Stimmung machen.
"Der Staat darf nicht rassistisch aber auch nicht antirassistisch instrumentalisiert werden." - Sie meinen das sicher nicht, Zelotti. Oder?
Staaten, wenn sie überhaupt was wert sind und nicht die Barabarei ermöglichen wollen, müssen sich konsequent antirassistisch positionieren und alle Intrumente nutzen, den Rassismus abzuwehren. Eine neutrale Haltung des Staates, in seiner Politik, in seiner Verwaltung, in seiner Öffentlichkeit, erlaubte es Bürgern, Parteien, Bewegungen, ihren Rassismus zu pflegen, ohne mit Maßnahmen gegen sich rechnen zu müssen.
Helau
Christoph Leusch
Hallo Christoph,
die Frage ist, wer der diskriminierende Akteur ist, und da darf der Staat nicht "politische Anschauungen" diskriminieren. Das sind ja gerade die Prinzipien, die man hochhalten will, dass der Staat niemals Instrument der Diskriminierung werden soll.
Nehmen wir an, an der ASH entsteht eine AfD-Hochschulgruppe. Darf man die ihr angehörigen Studierenden dann diskriminieren oder dieser Hochschulgruppe Steine in den Weg legen? Wenn man das tut als öffentliche Institution, wird man Täter der Diskriminierung. Als Bürger darf ich mich natürlich dagegen positionieren, als öffentliche Hand nicht, sofern man nicht verfassungswidrige Ansichten goutiert.
Man muss nicht die frühere Repression gegen Kommunisten auf links gewendet nachspielen, wenn es gegen rechts geht, sondern die Prinzipien verteidigen. Das erfordert manchmal perverse politische Disziplin.
Machen Sie sich mal über die Bedeutung von "Diskriminierung" schlau!
Ja ... Man kann ja auch Suggestion dazu sagen. Und der ist schon nicht leicht zu widerstehen.
Ja, auch in Sachen Aktivitäten der ASH (?) ist im Artikel noch Luft nach oben.
"Nuja – Rekordergebnisse für die AfD, in Marzahn die Rechten in einigen Kiezen als stärkste Partei; da lässt sich meines Erachtens kaum etwas schönpinseln."
Stimmt unbedingt!
"Mich stört im Beitrag eher die stilistische Verwendungsart der düsteren Umgebung [...]"
Eben, das habe ich auch gemeint. Und nur mal die blanke Erscheinung von Hellersdorf genommen, ist es dort eben gar nicht düster. Es gibt z. B. nicht die ewigen Kolonnaden von hohen Blocks, wie in Marzahn (obwohl viel Rückbau) oder Teilen Lichtenbergs oder vielen anderen Städten bzw. Stadtteilen, worin der Westen übrigens oft gar nicht nachsteht in Sachen Tristesse und Düsternis.
Ich glaube, auch als Nicht-Bärliner kann ich da d’accord gehen. Wir waren vor Jahren auf der LIMA (nach meiner Geografie-Orientierung ist die Hochschule, wo die stattfand, im selben Großterrain beheimatet). Die Gegend erschien mir zwar sagen wir mal kleinbürgerlich und sicherlich nicht »très chique«. Allerdings fand ich es zum Aushalten – vor allem, nachdem wir brauchbare Lokalitäten zum Schmackofatzen und für den Durst ausgemacht hatten ;-).
>>die Frage ist, wer der diskriminierende Akteur ist, und da darf der Staat nicht "politische Anschauungen" diskriminieren. <<
Ich kann Ihnen da nicht zustimmen. Weder kommt es, im Falle des Rassismus, auf den "diskriminerenden Akteur" an, noch darf der Staat, übrigens auch in der Weiterung Zivilgesellschaft, Ort, Gemeinde, Familie,Verein, Partei, Bewegung, Rassismus tolerieren. - Da kann es kein Vertun geben.
Unser Staat- im Prinzip aber alle Staaten (UN- Charta)- sofern er es überhaupt mit dem Status ein gerechter und rechtmäßiger, humaner Staat sein zu wollen ernst nimmt, hat vielmehr jeglichen Rassismus zu verurteilen, gegen ihn zu wirken, gegen ihn einzuschreiten.
Jede BürgerIn, sollte die Bürgerpflicht kennen, sich gegen Rassismus in jeder Form zu wenden. Diese Pflicht kann zwar nicht individuell erzwungen werden, aber bei Rassisten, die sich in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche, im Stadion, in der Politik, in den Medien, usw., rassistisch äußern, die rassistisch handeln, muss da immer eine erkennbare Gegenreaktion erfolgen.
Seit wann, müssen wir uns gegenüber Rassisten und Rassismus neutral verhalten? Seit wann, müssen wir politischen Rassismus, wenn er sich äußert, tolerieren. Ich bin da völlig sicher, dass gegen Parteien, Institutionen und hartnäckige Einzelpersonen, die sich dahingehend auslassen, nur Härte, auch die Härte des Gesetzes, angebracht ist.
Das gilt zudem schon insofern, dass Rassisten, wenn sie es können, jederzeit zur Härte in jeglicher Beziehung, von der Sprache bis zur Aktion, gegenüber den von ihnen diskriminierten Personen bereit sind.
Zur AfD- Gruppe an der Hochschule: Das ist doch sehr einfach. Wenn diese Gruppe öffentlich auftritt und rassistisch argumentiert, gar handelt, muss sie verboten werden und Lehrende, wie Lernende, die das eventuell vertreten, müssen von der Hochschule ausgeschlossen werden. - Es gibt keine Meinungs- und/oder Forschungsfreiheit für Rassismus und Rassisten.
Zelotti, das war meine letzte Antort dazu. Ich habe keine Lust auf Unsinn weiter einzugehen. Ihre Sophistereien gehören vielleicht in einer "Stunksitzung" genüsslich ausgeweidet. Schauen Sie ´mal und an Aschermittwoch holen sie sich ein Aschekreuz, damit es dieses Jahr bei Ihnen ohne diesen Schwachsinn und mit mehr Lebensfreude weitergehen kann:
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/karneval/video-die-lange-stunksitzung--104.html
Christoph Leusch
Wir verteidign Prinzipien gegen ihre Feinde. Du willst sie so verteidigen, dass Du sie zu Opfern deines Machtmissbrauchs machst, also selbst zum Feind dieser Prinzipien wirst. Es ist leider in unserem Lande so, dass viele Menschen noch sehr autoritär strukturiert sind, auf der Linken wie der Rechten.
Nur eine unserer Meinungen steht auf dem Boden der Verfassung. Das schlimmste, wenn man diskriminiert ist, dass man andere zu Opfern macht und ihnen damit in den Augen rechtschaffender Leute Recht gibt. Darum gibt es ja auch jetzt diesen ganzen heuchlerischen Opferdiskurs der Rechten.
"Es gibt keine Meinungs- und/oder Forschungsfreiheit für Rassismus und Rassisten."
Diese gesetzliche Einschränkung existiert gar nicht. Je nachdem wie weit du den Begriff ziehst, gibt es rassistische Forschung und Meinungen in diesem Lande überall. Die werden wir auch nicht eliminieren können.
Wir müssen uns da nicht "neutral" verhalten. Dem Staat hingegen ist die Frage richtiger und falscher Gesinnung prinzipiell vollkommen unzugänglich.
Das Grundgesetz ist hier ganz klar. Diskriminierung durch den Staat aufgrund politischer Anschauungen z.B. "rechts" (wie autoritäre Linke glauben) oder religiöser Überzeugung z.b. "islam" (wie die autoritäre neue Rechte glaubt) darf es staatlicherseits nicht geben. Und wenn man darüber nachdenkt muss auch klar werden, warum es gar nicht anders gehen könnte.
Selten so einen 2. klassigen Artikel über ein 2. klassiges Gedicht gelesen.
Der ganze Vorgang ist dermaßen banal.
Wieviele tausend Kinder sind heute wieder verhungert? Wieviel Leid gab es wieder im nahen Osten?
Welche Dummheit hat Trump wieder zum besten gegeben?
Wie lächerlich will sich die SPD noch machen?
Das ist ja richtig.
Anstoß, wenn ich das richtig sehe, war für Sie die Aussage: "Die AfD ist hier bei der Bundestagswahl mit 21,6 Prozent zweitstärkste Kraft geworden. Hellersdorf ist also rechts."
Das mag ein unzutreffender Schluss sein, pauschalisierend, ungerecht gegenüber vielen, die in Hellersdorf leben usw. Ist es aber Diskriminierung? Und selbst wenn die Kennzeichnung vollauf zutreffend wäre - wenn die Rede etwa um Jamel ginge - handelt es sich mit der bloßen Feststellung bereits um Diskriminierung?
Sie referieren es doch: Es darf aufgrund politischer Anschauungen nicht diskriminiert werden. Allein, um festzustellen, ob aufgrund politischer Anschauungen diskriminiert würde - durch wen auch immer -, muss ich die jeweilige Anschauung aber erst einmal benennen können. Dementgegen wollen Sie aber, sich selbst widersprechend, argumentieren, dass allein der Ruf "der/die ist rechts" diskriminierend sei. Dem ist aber erst so, wenn aus der Kennzeichnung eine aktiv betriebene strukturelle Benachteiligung folgt. Und noch viel mehr wollen Sie ein Vorgehen gegen Diskriminierung oder Rassismus - mithin GG-Brüche - ebenfalls als Diskriminierung kennzeichnen. Und da wird es wirklich absurd. Mit dieser Überzeugung wäre nicht die kleinste Anklage vor Gericht - um was auch immer es geht - und auch kein Rechtsstaat möglich.
Ich finde es vollkommen in Ordnung eine Bevölkerung als rechts zu bezeichnen, wenn ein hoher Prozentteil rechts wählt und auch als Person oder Partei politisch dagegen Stellung zu beziehen und für andere Ergebnisse zu werben. " Dem ist aber erst so, wenn aus der Kennzeichnung eine aktiv betriebene strukturelle Benachteiligung folgt. "
Genau. die "strukturelle Benachteiligung" des Staates. Als Hochschule darf man das natürlich nicht.Ich kann nicht gegen vorbestimmte Teile des politischen Spektrums agitieren.
"Und noch viel mehr wollen Sie ein Vorgehen gegen Diskriminierung oder Rassismus - ebenfalls als Diskriminierung kennzeichnen."
Wichtig zur Auflösung: Der Agent der Diskriminierung ist immer der Staat. Die Grundrechte schützen als Abwehrrechte den Bürger vor dem Staat. Der Staat darf nicht rassistisch sein/werden. Der Staat darf nicht Religionen diskriminieren, darf nicht politische Überzeugungen diskriminieren usw. Als Staat habe ich mich Werturteilen darüber zu enthalten, welche demokratische Entscheidung wünschenswert ist. Es ist gar keine Aufgabe des Staates quasi Grundrechte gegen die Bürger zu vollstrecken oder an der "Meinungsbildung des Volkes" zu partizipieren.
Was machen wir aber nun wenn Bürger andere Bürger diskriminieren oder Firmen das tun. Da sind wir dann evtl. im Bereich der umstrittenen Drittwirkung der Grundrechte. Da hängt es dann u.a. von der Marktstellung ab. Darum kann die Buchmesse zum Beispiel nicht einfach die rechten Hetzverlage rauswerfen oder die Telekom Nazis aus dem Telefonbuch streichen. Krasse Sache.Wenn das Gedicht von der Fassade gestrichen wird, ist das natürlich total konsequent, da der Staat nicht Frauen in dieser Weise an seinen Gebäuden abwerten darf. Andere wie Christoph Hein waren da anderer Meinung, aber nun gut.
"Ich finde es vollkommen in Ordnung eine Bevölkerung als rechts zu bezeichnen, wenn ein hoher Prozentteil rechts wählt und auch als Person oder Partei politisch dagegen Stellung zu beziehen und für andere Ergebnisse zu werben."
Aha. Und wem werfen Sie nun eigentlich noch etwas vor?
Aber ich sehe doch recht, dass Sie behaupten, der Staat - in Vertretung seiner Hochschule, der ASH - diskriminiere. Was Sie aber nicht tun, ist zu klären, worin Sie die Diskriminierung sehen. Inwiefern bzw. wodurch diskriminiert die ASH?
Ich sehe nicht mehr, als das, was Sie kraft Ihres hier zitierten Satzes doch auch als "vollkommen in Ordnung" einschätzen.
der Groschen ist gefallen ...
- Krawallschlagzeilen mit dem Blindenstock aufgestöbert -
Hat der ASH ihr - vom Senat erzwungener - Umzug in den Vorort gut getan? Warum musste keine andere Hochschule umziehen?
Gemessen an ihrer vollstulligen Kampagne gegen ein Liebesgedicht... hat es die ASH heute offensichtlich nötig, derart bescheuert in die Medien zu kommen.
Und muss der "Freitag" daraufhin auch noch Hellersdorf runtermachen? Auch diese Krawallschlagzeilen sind mit dem Blindenstock aufgestöbert. Richtig ist:
-- Stärkste Partei ist in Hellersdorf immer noch die Linke, es ist einer ihrer Direktwahlkreise (34% Petra Pau; 26% Zweitstimmen Bundestag 2017 und 26% Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf 2016)
-- zweitstärkste allerdings die AfD (21 und 23%).
Leider fast selbstverständlich sind No Go-Areas in ALLEN Berliner Ost-Bezirken. Leider ebenfalls selbstverständlich gehört es zu den Lebenslügen vieler Ossis auch in meinem Bekanntenkreis, dass sie die besondere Ausprägung des Neonazismus im Osten seit über 25 Jahren nicht wahrhaben wollen. Diese verharmlosenden Lebenslügen sind eine Grundlage seines Erfolgs: das Tal der Ahnungslosen grüßt!
http://agst.afaction.info/index.php?menu=news&aid=360
Das sollte der Freitag thematisieren - von mir aus auch etwas krawallig.