Gewaltdarstellungen und Schockmomente: Bitte ein Bilderverbot in der Kunst

Ästhetik Folterbilder, Massengräber, Gewaltdarstellungen – Schock und Ekel erwarten uns aktuell überall. Künstler:innen dokumentieren und illustrieren in Museen und auf Theaterbühnen. Aber: Muss die Kunst das? Ein Plädoyer für das Nicht-Zeigen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2022

Tritt man durch den Vorhang, vorbei an dem kleinen Schild mit der Triggerwarnung, überkommen einen sofort Schock und Ekel. Ein Menschenknäuel – nein, ein Leiberknäuel, unkenntlich entmenschlicht – hängt da; es ist eine unscharfe Fotografie, aber die Grausamkeit ist unverkennbar. Was folgt, ist nicht weniger bestialisch. Nackte Haut, entblößte Geschlechtsteile, Blutlachen, Wunden, aschgraue Leichenantlitze, kurzum: entsetzlich geschundene Menschen. Und dazwischen immer wieder: triumphierend grinsende, posierende, den Daumen nach oben reckende Soldatinnen und Soldaten.

Diese Bilder hat der französische Künstler Jean-Jacques Lebel großformatig auf Stoffbahnen gedruckt. Als Labyrinth angeordnet, werden sie im Rahmen der Berlin Biennale im