Das Ich und die Ökonomik

Wirtschaftswissenschaften Ist die Ökonomik ein Riesenschwindel?

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Ich bin viele Ichs. Heute bin ich ein anderer als ich gestern war. Als Denkender und Schreibender bin ich ein anderer als der Schlafende und Träumende, der ich in der Nacht von gestern auf heute war. Ständig erfinde ich mich neu. Einmal bin ich der komische Kautz, der eine Pointe in die Runde wirft, über die nicht alle lachen können. Dann bin ich wieder der einsame Spaziergänger durch den Wald, der die frische Luft in sich einsaugt. - Aber was hat das alles mit der Ökonomik zu tun?

Die herrschende ökonomische Lehre (die sog. Neoklassik) versucht mittels mathematischer Modelle zu erklären, wie die Wirtschaft funktioniert. Diese Lehre reduziert den Menschen auf einen Nutzenmaximierer. Und sie hat ein oberstes Ziel: die Steigerung des BIP. - Aber was ist "die Wirtschaft" eigentlich? Die Wirtschaft (W) ist das Zusammenwirken unendlich vieler Entscheidungen unendlich vieler Ichs in unendlich vielen Konstellationen. Ich erlaube mir, diesen Zusammenhang mathematisch auszudrücken:

W ≈ ∞³

Nun frage ich mich: Was hat die Ökonomen (sic!) dazu gebracht, an die Lösbarkeit dieser Gleichung zu glauben? Ist die Ökonomik, von der sich Politiker*innen leiten lassen, ein Riesenschwindel?

Wenn ökonomisches Denken einen Sinn haben soll, dann muss es Anthropologie, Philosophie, Ethik, Kulturwissenschaften, Theoriegeschichte und vieles mehr mit einbeziehen. Eine ökonomische Theorie muss sich durch Worte darstellen lassen. Die Verwendung der Mathematik in den Wirtschaftswissenschaften verhindert unser Verständnis vom Menschen.

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