"Hollande Rücktritt" steht auf dem Transparent, das an diesem Sonntag kurz nach vier auf der Balustrade der Parteizentrale der Sozialisten ausgerollt wurde. Militante Rechte haben es geschafft, dorthin vorzudringen, wo die Anhänger von François Hollande vor gut einem Jahr den Wahlsieg gefeiert haben.
Für die radikalen Gegner der Homo-Ehe ist die Großdemo heute ein Aufschrei, ein erneutes Aufbegehren gegen den Präsidenten und seine Politik. Längst geht es um mehr als das vor einer Woche in Kraft getretene Gesetz zur Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare und deren Recht auf Adoption.
Viele nehmen die Gelegenheit war, um ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierung zum Ausdruck zu bringen. Das ursprüngliche Ziel, der "Schutz der Familie", das Recht des Kindes auf eine Mutter und einen Vater zu verteidigen, ist in den Hintergrund gerückt. Genauso wie die Führungsfigur der Bewegung Frigide Barjot: Sie nimmt das erste Mal nicht an der von ihr initiierten Demonstration teil. Die Radikalisierung der Bewegung, der auto-proklamierte Flügel "Französischer Frühling" scheint der strohblonden Komikerin mittlerweile selbst unheimlich geworden zu sein.
Die Bilder randalierender Horden am Abend der letzten Demo vom 21. April sind den Ordnungskräften im Kopf geblieben, ebenso wie uns Journalisten. Viele Kameramänner wurden deswegen von ihren Sendern verpflichtet, heute Helme zu tragen. Sie richten sich auf eine lange Nacht ein. Dieser möglicherweise vorerst letzte Aufschrei des konservativen, traditionellen Frankreich könnte lang und laut werden.
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Update 21h
Mit Einbruch der Dunkelheit verdüstert sich auch die Stimmung. Erste Aggressionen gegen Journalisten und Polizisten... c'est parti. Wird wohl eine lange Nacht vorm Invalidendom.
Handgreiflichkeiten, Bierflaschen werfen, Feuerwerkskörper... einige Demonstranten haben da ganz offensichtlich richtig Lust auf Ärger.
Erste Bilanz:
Die Nachrichtenagentur AFP meldete 293 Festnahmen am Sonntag. Insgesamt waren es nach Angaben der Agentur am Wochenende mehr als 350 Menschen, 250 blieben zunächst in Polizeigewahrsam.
26 Menschen wurden laut AFP bei den Krawallen leicht verletzt, darunter 34 Polizisten, ein Pressefotograf und ein Demonstrant.
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