Abschied vom Freitag

Wie Mars und Venus sind wohl Der Freitag und ich. Er sperrte mich wegen "Verschwörungsideologischer" Inhalte. Ich will aber nicht mit einer Schere im Kopf arbeiten.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Grundsätzlich bin ich gegen die Diskussion von so genannten Verschwörungstheorien, insbesondere, wenn sie sich zu sehr um technische Details oder Fragen handeln. Das lenkt viel zu sehr von den moralisch-ethischen Fragen ab, die unsere derzeitige Mainstream-Politik aufwerfen. Und manchmal wird man den Verdacht nicht los, dass Verschwörungstheorien von interessierten Kreisen befeuert werden, um von den wirklich brennenden sozialen und ethischen Fragen abzulenken.

Andererseits muss man auch Theorien diskutieren dürfen. Das tut die Mainstream-Presse seit dem Nemtsov-Mord jeden Tag, indem sie Putin für den Mord verantwortlich macht. Ohne dass das aber als "Verschwörungsideologie" gewertet wird. Das tun die Medien fast ununterbrochen, indem sie die Äußerungen des Nato-Oberbefehlshabers, oder des ukrainischen Präsidenten Poroshenko, übernehmen und verbreiten.

Wenn ich beim Freitag mit jedem Artikel überlegen muss, ob ich vielleicht die Grenze zur unerlaubten Verschwörungstheorie überschritten habe oder nicht, was offensichtlich eine vollkommen subjektive Angelegenheit ist, würde ich mit einer Schere im Kopf schreiben. Darf man dann z.B. Thesen über den Abschuss von MH17 diskutieren, oder die Hintermänner der Schüsse auf dem Maidan, oder ist das schon Verschwörungstheorie? Um ein Beispiel zu nennen.

VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

Ich will hier gar nicht darauf eingehen, dass der Begriff "Verschwörungstheorie" von der CIA erfunden wurde, um Diskussionen über den Mord an Kennedy zu diskreditieren. Und dass herrschende Eliten diesen Ausdruck gerne verwenden, um nicht über Themen diskutieren zu müssen. Also wird einfach die gegnerische Theorie zur "Verschwörungstheorie" erklärt. Ich will nur darauf hinweisen, dass Verschwörungstheorien nur so lange welche sind, wie nicht der Wahrheitsinhalt bewiesen wurde. Und das ist leider schon zu oft der Fall gewesen. Nicht nur beim großen Bruder über dem Teich, sondern auch bei uns im biederen Deutschland.

Jeder dürfte die Geschichte von Benno Ohnesorg kennen. Oder die Geschichte von Gladio und der Strategie der Spannungen. Dass sich komischerweise die verrücktesten Theorien als wahr herausstellen, zeigt ein Video sehr schön. Und dass manche Verschwörungstheorien eigentlich Standard der Wissenschaft beschreiben, habe ich in einem Artikel beschrieben. Und letztendlich hat uns Snowden und WikiLeaks gezeigt, dass so genannte "Verschwörungstheorien" von einen auf den anderen Tag ... bekannte Spionagetechnik sind.

Als ich den Artikel schrieb, der beim Freitag zur Sperrung führte, hatte ich nicht geglaubt, ein "Verschwörungstheoretiker" zu sein. Insbesondere weil ich ausdrücklich in meinen Ausführungen umstrittene Thesen von bewiesenen Tatsachen sauber trennte. Wie z.B. bei der Besprechung des Buches von Chossudovsky "Towards a World War II Scenario".

UND TSCHÜSS

Es hat mir gut bei Euch gefallen, aber leider scheint der Freitag mehr daran interessiert zu sein, seinen "guten Ruf" in der Gemeinschaft der etablierten Medien zu erhalten, als ein Forum für offene Diskussion zu sein. Das enttäuscht mich ein bißchen, und lässt mich noch mal über das Urteil eines Freundes nachdenken, der mir zu Beginn abgeraten hatte, im Freitag zu schreiben. "Das sind doch Salonlinke". Aber immerhin lieber Salonlinke, als Salonrechte.

Als Tendenzbetrieb hat der Freitag natürlich alles Recht der deutschen Rechtsprechung, Artikel nicht zuzulassen, die seiner Weltsicht entgegenstehen. Selbst wenn man meinen Medien-Reform-Diskussionbeiträgen folgen würde, wäre der Freitag vermutlich zu klein, um unter die Regulierung zu fallen. Deshalb verabschiede ich mich ohne Groll.

Euch Nichtverschwörungstheoretikern wünsche ich noch viel Spaß.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

LinksPazi

Unter dem Pseudonym Linkspazi bloggt Jochen Mitschka. Links, engagiert und gegen Heuchelei und Krieg. Statt Mainstream wiederholen, ihm antworten.

LinksPazi

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden