Die Aluhüte

Die Friedensbewegung Friedensbewegung rechts oder links? Verschwörungstheoretiker? Antisemiten? Rassisten?

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QUERFRONT

Immer häufiger liest man von „Querfront“, wenn über die neue Friedensbewegung gesprochen wird.

Der Begriff Querfront bezeichnet eine rechtsextreme Bündnisstrategie, die Gemeinsamkeiten zwischen den politischen Lagern betont oder zu konstruieren versucht, mit dem Ziel, die politische Macht eines Nationalstaats zu übernehmen.“ (Wikipedia)

Alleine die Einleitung des Wikipedia-Eintrages beweist schon, dass die Benutzung des Begriffs als Kampfmittel gegen eine Friedensbewegung dem Zweck der Diffamierung dient. Befragt man die Teilnehmer an den Friedensmahnwachen und -Demonstrationen, wird man nur wenige finden, die davon träumen „Die Macht im Staat zu übernehmen“.

Aber natürlich wurde in Wikipedia etwas hinzugefügt, was als Rechtfertigung herangezogen wird, diese Diffamierung aufrecht zu erhalten:

„Ideologische Anknüpfungsfelder sind bestimmte Ausformungen des Antiamerikanismus, Antikapitalismus, der Globalisierungskritik und des Antiimperialismus. Auch orientiert sich die Querfront an Schwarz-Weiß-Denken in Freund-Feind-Stereotypen und antibürgerlichem Habitus. Weitere Felder sind Antizionismus sowie die damit einhergehende Ablehnung der Politik Israels, Antisemitismus und die Ablehnung des politischen Liberalismus.

Weitere Denkweisen sind Antipluralismus, Irrationalismus und die Unterstützung von Verschwörungstheorien. Auch lehnen sie die Demokratie und den Rechtsstaat als Herrschaftsinstrumente von Eliten ab und haben ethnische oder soziale Kollektivvorstellungen.“

Damit hat man elegant in einem Rundumschlag gegen alle Kritiker des Systems jede Diskussion ausgeschlossen, und sie diffamiert. Sehr geschickt. Vor allen Dingen die Verknüpfungen mit "und" suggerieren, dass diese Dinge zusammen hängen. Und natürlich wird Antikapitalismus, Globalisierungskritik und Antiimperialismus, in einem Atemzug mit Antiamerikanismus erwähnt. So als stünde Letzteres, auf der gleichen Stufe in der moralischen Bewertung von rassistisch begründetem Antiamerikanismus. Dabei machen sich nur wenige die Mühe, einmal den Wikipediaeintrag zu Antiamerikanismus gründlicher zu lesen.

Weiter wird Antizionismus in einem Atemzug mit Antisemitismus aufgezählt. Sowie die „Ablehnung der Demokratie und des Rechtsstaates als Herrschaftsinstrument von Eliten“. Interessant in diesem Zusammenhang ist, das immer mehr wissenschaftliche Arbeiten nachweisen, dass z.B. die USA keine Demokratie ist. Und genau diese Staatsform, und der pervertierte Rechtsstaat, von Eliten für ihre Zwecke missbraucht werden. D.h. wenn es diesen Missbrauch nicht geben würde, wenn es wirkliche Demokratie gäbe, gäbe es auch die bemängelte "undemokratische Kritik" daran nicht. Nur dann könnte man sie als ungerechtfertigt bezeichnen und kritisch sehen. Kritisiert man diese KRITISCHE Einstellung aber, stellt man sich selbst auf die Seite derjenigen, die Demokratie ablehnen. Was leider nur wenige begreifen.

Man sieht schon, so einfach ist das nicht. Aber in unserer Zeit arbeitet man mit Schlagworten und Bildern, um politische Gegner zu diffamieren, und der Diskussion mit ihnen aus dem Weg zu gehen.

DIE SCHWÄCHE DER FRIEDENSPOLITIK

Dadurch, dass solche Pauschalisierungen, Vereinfachungen und Schubladendenken ihre Wirkung erzeugen, da sie über die Massenmedien dankbar aufgenommen und verbreitet werden, wird die Friedensbewegung maßgeblich geschwächt.

Verschwörungstheorien

Es ist erstaunlich, dass immer noch Menschen versuchen, so genannte Verschwörungstheoretiker lächerlich zu machen, oder zu diffamieren. Weiß doch inzwischen, wer ernsthaft will, dass alle so genannten Kriege mit einer Lüge begannen, die zunächst auch als „Verschwörungstheorie“ abgetan wurden. Offensichtlich ist es notwendig, ein paar Worte dazu zu sagen. Und dieser Artikel wendet sich sowohl an die so genannten Verschwörungstheoretiker, als auch ihre Kritiker.

Wer die Rolle der US-amerikanischen Zentralbank ablehnt, ist ein Verschwörungstheoretiker, weiter ist er antiamerikanisch, und schließlich antisemitisch, weil viele Banken ja im Eigentum von Juden wären. So die vollkommen unlogische, aber immer wieder verbreitete, und Vergiftungen der Beziehung erzeugenden, Aussagen. Dass selbst ehemalige US-Präsidenten zu den Kritikern gehören und die Kritik an der Kritik der FED eher Antisemitismus ist, hat schon Christian Stolle ausreichend beschrieben.

Die Schande ist, dass sich Friedensbewegte durch solche und ähnliche Manipulationen davon abhalten lassen, an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten: Krieg in der Gesellschaft als nicht akzeptabel darzustellen.

Natürlich finden sich in jeder großen Bewegung auch faule Äpfel. Je lethargischer die Deutschen werden, desto mehr werden es natürlich sein. Je stärker eine Friedensbewegung bekämpft wird, weil sie versucht, einen breiten, politische Richtungen übergreifenden, gesellschaftlichen Konsens gegen Krieg zu bilden, desto größer wird die Gefahr, dass sie zum Spielfeld von Extremisten wird.

Wenn es darum geht, die Gesellschaft davon zu überzeugen, dass Krieg kein Mittel der Politik mehr sein darf, interessiert mich nicht, ob jemand streng katholisch ist und aus religiösen Gründen Krieg ablehnt, obwohl ich Atheist bin. Ebenso wenig, dass jemand die „Werte der Familie“ hochhalten will und vielleicht sogar, ein in meinen Augen Frauen diskriminierendes Weltbild hat. Der Kampf um Gleichstellung der Frauen, Postgenderismus oder Egalitarismus, je nach Überzeugung, ist ein ganz anderes politisches Gebiet. Im Gegenteil. Je mehr unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen sich an einer Anti-Kriegs-Koalition beteiligen, desto größer wird die Wirkung in der Gesellschaft.

Aber genau das versuchen diejenigen zu verhindern, die die Diffamierung der Friedensbewegung auf Grund einiger Extremisten, und durch Übertreibungen und polemische Zuspitzung, betreiben. Manche tun es aus offensichtlicher Uninformiertheit, andere, um die Deutungshoheit in der Politik zu beanspruchen, wieder andere ganz einfach, um eine große gesellschaftliche Anti-Kriegs-Front zu verhindern.

WAS SIND VERSCHWÖRUNGSTHEORIE

Es geht nicht um Science Fiction Verschwörungstheorien, d.h. durch Verfolgungswahn, Zwangsvorstellungen oder Massenhysterie erzeugte Tatsachen-Behauptungen, die jeder logischen Grundlage entbehren. Dort hilft oft die gute alte Psychoanalyse, um die Gründe zu erfassen. Ich will über Theorien schreiben, die von Friedensaktivisten verfolgt werden, weil sie die offiziellen Darstellungen der Faktenlagen, die man gerne auch als Verschwörungstheorie bezeichnen dürfte, die als Begründung für Kriegseintritte genannt werden, nicht akzeptieren wollen. Einerseits finde ich die Beharrlichkeit richtig, mit der nachgefragt wird. Andererseits machen sich Friedensaktivisten angreifbar, wenn sie als unbewiesen geltende Theorien vertreten. Und indem sie sich hier angreifbar machen, wird ihr eigentliches Anliegen in den Hintergrund gedrängt.

APPELL AN VERTRETER VON UNBEWIESENEN THESEN

Deshalb möchte ich allen Friedensaktivisten, die sich überzeugt für Thesen einsetzen, die allgemein abwertend als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet werden, zurufen: “Beharrt nicht darauf, andere von eurer Sicht der Wahrheit zu überzeugen, die diese nicht wissen wollen.“ Konzentriert euch auf die unbestrittenen FOLGEN, von Aktionen und hinterfragt die moralische, ethische und menschliche Rechtfertigung.

Führt als Friedensaktivisten keine technische Diskussion. Überlasst das den Ingenieuren und anderen Fachleuten. Kämpft nicht für Wahrheit, sondern für Verantwortung, Menschenrechte, und gegen Krieg.

Diskutiert nicht darüber, ob es physikalisch möglich ist, dass bei 9/11 ein Hochhaus mit Freifallgeschwindigkeit zusammen brechen konnte, ohne dass der Widerstand künstlich beseitigt wurde. Sondern redet darüber, ob die Tötung von 1,7 Millionen Menschen, als Vergeltung für einen Terrorakt, der ca. 3000 Menschenleben gekostet hat, moralisch, ethisch und politisch gerechtfertigt ist. Diskutiert darüber, was die Gründe für Terrorismus sind, und dass Staatsterrorismus als Antwort genau das Gegenteil von dem erzeugt, was behauptet wird.

Diskutiert nicht darüber, dass keine Abfangjäger aufgestiegen sind, obwohl es dutzende von Übungen gab, die genau dieses Szenario geübt hatten. Diskutiert darüber, ob es angemessen ist, mit Uranmunition ganze Landstriche, ganze Länder, für Jahrtausende zu verseuchen, Missbildungen bei Kindern, Erkrankungen und Siechtum bei Erwachsenen zu verursachen.

Diskutiert nicht darüber, ob ein Gebäude neben den beiden Türmen, das überhaupt nicht getroffen worden war, aber wie bei einer perfekten Sprengung mit einem großen Explosionsknall, kontrolliert in sich zusammenbrach, wirklich von alleine hatte zusammen stürzen können. Redet darüber, ob dieser Angriff mit Verkehrsflugzeugen und Teppichmessern {wenn es denn so war}, oder anders ausgedrückt, ob ein Terrorangriff aus einer Höhle, eine Multi-Milliarden-Investition in hunderte, vielleicht tausende von taktischen Atomwaffen rechtfertigt, mit der Begründung, dass man damit Massenvernichtungswaffen von Terroristen und Schurkenstaaten damit gezielt und „sauber“ vernichten könne.

Diskutiert nicht darüber, wie es möglich sein konnte, dass ein Pilot, nach nur wenigen Flugstunden, in der Lage war, Manöver zu fliegen, die professionelle Piloten sich selbst niemals zutrauen würden, und dass das Flugzeug, das in das Pentagon geflogen war, praktisch spurlos verschwand. Sondern redet darüber, ob es gerechtfertigt ist zu foltern, selbst als unschuldig bewiesene Menschen, illegal über viele Jahre in Gefängnissen, unter Folterbedingungen, festzuhalten, oder jetzt mit Drohnen mehr Zivilisten zu töten, als angebliche Terroristen, bei der Jagd nach eben diesen. Diskutiert darüber, ob es ethisch, moralisch und politisch sinnvoll ist, ob es mit Völkerrecht und Rechtsstaat vereinbar ist, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Ankläger, Richter und Henker in einer Person ist, indem er die Personen aussucht, die durch Drohnen der Geheimdienste, auf der ganzen Welt, getötet werden sollen. Diskutiert darüber, welche Folgen und Gefahren die Abschaffung rechtsstaatlicher Grundsätze für die Gesellschaft, ja die ganze Welt darstellen.

Diskutiert nicht darüber, dass eine ganze Reihe von Zeugen nicht vom Untersuchungsausschuss eingeladen wurde, Zeugen, deren Aussagen übereinstimmend der offiziellen Version widersprechen, und diskutiert auch nicht über die vielen anderen Ungereimtheiten. Es wird sich immer eine Gegenthese finden. Und die Diskussion endet mit sinnloser Zeitverschwendung. Redet darüber, ob ein Terrorangriff nicht DURCH DIE GEGENMASSNAHMEN propagandistisch einen noch viel größeren Erfolg erzeugt hatte, als die eigentliche Tat. Weil in ihrer Folge die Bürgerrechte drastisch eingeschränkt wurden, und die Gesellschaft insgesamt einen Weg eingeschlagen hat, der genau der Weg ist, den politische Gewalttäter behaupten. Weil die Gesellschaft einen Teil ihrer moralischen, ethischen und sozialen Werte aufgab. Sprecht darüber, dass die Täter erreicht haben, dass die wichtigsten Errungenschaften der Zivilisation aufgegeben wurden. Nämlich die, Menschenrechte zu achten. Sprecht lieber darüber ob es sinnvoll ist immer weiter zu töten und zu verletzen, und ob man so die Wurzeln der Unzufriedenheit und des Hasses, aus der der Terrorismus entsteht, beseitigen kann. Oder ob man nicht genau das Gegenteil erreicht. Ob nicht mit jedem Getöteten, zwei Freunde oder Familienmitglieder solchen Hass entwickeln, dass sie selbst versuchen, den „Angreifern“ Schaden zuzufügen.

APPELL AN DIE GEGNER VON VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

So wie ich an die Anhänger von solchen Theorien appelliere, endlich die Diskussion darüber aufzugeben, appelliere ich an ihre Gegner, eine abweichende Meinung zu respektieren. Versucht die Zweifel der Anhänger von unbewiesenen Theorien zu verstehen. Und fragt Euch dann folgendes:

  • Wem nutzt es?
  • Darf eine globale Lüge ungeheuren Ausmaßes überhaupt jemals enthüllt werden?
  • Wie würde ich mich verhalten, wenn es dieses Ereignis nicht gegeben hätte?

Und versucht dann die Situation NACH dem Ereignis zu beurteilen, ohne überhaupt über das Ereignis selbst zu diskutieren. Schließt die Diskussion über das umstrittene Ereignis aus und konzentriert euch auf die Folgen.

MEINE PERSÖNLICHEN ERFAHRUNGEN MIT VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN

Ich war noch ein kleiner Junge, als wir im Schwarzweißfernseher die Tagesschau sahen, und darin Bilder vom Vietnamkrieg. Ich weiß noch genau wie wir die Schlachten verfolgten, und für uns Nordvietnam ganz klar der Aggressor war, der die freie Welt bedrohte. Danang wurde für mich der Inbegriff des Kampfes um Freiheit und Demokratie. Gegenteilige Behauptungen wurden als „kommunistische Propaganda“ abgetan. Der Ausdruck Verschwörungstheorie war damals noch nicht so verwendet. Bis dann doch irgendwann bekannt wurde, dass dieser Krieg auf einer Lüge basierte. Die USA benötigte eine Lüge um endlich den versteckten Krieg in eine offene Aggression umwandeln zu können, die nationale Lüge hieß Tonkin-Zwischenfall. Aber der war nur die Fortsetzung einer größeren Lüge. Niemals hatte ich als Kind daran geglaubt, dass „die Amerikaner“ so etwas tun könnten. Als ich es erfuhr, war der Krieg schon fast vorbei.

1971 veröffentlichte der Pentagon-Mitarbeiter Daniel Ellsberg einen als Pentagon-Papiere bekannt gewordenen Bericht, der die Darstellung des Zwischenfalls durch die frühere Regierung als bewusste Falschinformation entlarvte. Zu diesem Zeitpunkt hatten der Krieg in Vietnam und die US-amerikanische Beteiligung ihren Höhepunkt erreicht. Am 30. November 2005 gab der US-Geheimdienst NSA geheime Dokumente frei und bestätigte damit indirekt, aber offiziell, dass der Vietnamkrieg infolge einer bewussten Falschmeldung an US-Präsident Johnson begann.

Irgendwann wurden die Studentenunruhen heftiger. Ich war noch ein Schüler, verfolgte aber die älteren Schüler und Studenten und saß auch schon mal mit auf den Straßenbahnschienen. Als der Westberliner Polizist Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg, am 2. Juni 1967 erschoss, führte das zu einer Radikalisierung der Studentenbewegung. Aber in meinem gutbürgerlichen Heim konnte man sich nicht vorstellen, dass der Tod etwas anderes als ein Unfall gewesen wäre. Es sollte bis 2009 dauern, bis endlich bekannt wurde, dass die Verdächtigungen der radikalen Studenten berechtigt waren. Dass es sich nämlich höchstwahrscheinlich um eine gezielte Vertuschungsaktion gehandelt hatte, und der Schuss gezielt und absichtlich abgegeben, und die anschließende Behandlung dramatisch verlaufen war. Wäre dies damals bekannt geworden, wäre die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland vielleicht anders verlaufen. Der Todesschütze war ein Agent des DDR Geheimdienstes gewesen. Er hatte den Studenten offensichtlich „exekutiert“.

Heute, kurz vor Beendigung meiner beruflichen Laufbahn kann ich auch auf eine ganze Reihe von beruflichen Kontakten zu „Verschwörungstheorien“ zurück schauen.

Es ist jetzt ca. 40 Jahre her. Da saß ich bei einem mittelständischen Pharmaunternehmen am späten Abend noch im Büro. Es war direkte unter dem Dach, etwas abgelegen, mit nur vier oder fünf Büros. Ich sollte eine neue Abteilung aufbauen. Mein ca. 10 Jahre älterer Kollege hatte eine ähnliche Aufgabe. Er sollte die weltweiten Rohstoffbeschaffungen des Konzerns koordinieren. Während ich mich um die Verarbeitung kümmern sollte. Und da saßen wir beide also am späten Abend und waren längst die letzten in der Firma. Bevor ich dann doch nach Hause ging, verabschiedete ich mich bei meinem Nachbarn, der aber ziemlich aufgekratzt erschien, und mir schließlich unter dem Siegel des Schweigens, eine Verschwörungstheorie anvertraute.

Die Eigentümer des Konzerns hatten große Ländereien in der ganzen Welt gekauft und langfristig gepachtet, um den Anbau von bestimmten Pflanzen, als Rohstoff für Chemieproduktion, zu organisieren. Dummerweise hatte man ihnen aber nicht erlaubt, die geplanten Pflanzen in einem amerikanischen Land anzubauen, weil diese dort bisher nicht vertreten waren. Die Pflanze wurde sogar als unerwünschte Schadpflanze angesehen. Mein Kollege hatte nun die Aufgabe erhalten, Saatgut zu finden, was besonders gut für diese Region geeignet war. „Ich habe unter der Hand erfahren, dass sie ein Flugzeug chartern, und die Samen dann verstreuen wollen“. Was natürlich eine Verschwörungstheorie war, die niemals bestätigt wurde. Niemand konnte sich vorstellen, dass so etwas tatsächlich stattfinden würde. Ein oder zwei Jahre später wurde ein Anbauantrag akzeptiert, da die Pflanze in der Region in der Natur vorkam.

Und das sollte längst nicht die letzte „Verschwörungstheorie“ von Konkurrenten oder Kunden sein, denen ich in verschiedenen Firmen, teilweise als direkt betroffener Akteur, begegnete.

Zurück zu politischen Verschwörungstheorien. Inzwischen hatte sich die politische Landschaft der BRD geändert. Die Turnschuhpolitiker der GRÜNEN hatten die Republik verändert, so glaubte ich. Wir hatten den Mief der Nachkriegsverdrängung überwunden. Und die Grünen würden dafür sorgen, dass konservative Kriegstreiber keine Chance mehr haben würden. Dann kam der Jugoslawienkrieg. Zuerst war ich kritisch. Dann aber, als die Bilder der angeblich ermordeten Zivilisten, und die angeblichen Massaker, berichtet wurden, da konnte ich nicht anders, als zuzugeben, dass dieser Krieg wohl ein gerechter Krieg wäre, wenn die Grünen sich dazu durchgerungen hatten, ihm zuzustimmen. Die Einwände eines jugoslawischen Kollegen, der darum bat, vorsichtiger in der Beurteilung zu sein, schob ich als Verdrängungshaltung. beiseite. Später würde ich mich noch dafür bei ihm entschuldigen. Unsere Politiker haben sich für ihre Lügen jedoch noch nicht entschuldigt.

Dieser Krieg, wie auch alle Kriege des 21. Jahrhundert basierten auf einer Lüge. Und alle Kriege wurden angeblich „aus humanitären Gründen“ begonnen. Und dabei macht es keinen Unterschied, von welchen Land die Kriege ausgelöst wurden.

SPIELT ES ÜBERHAUPT EINE ROLLE?

Wenn man diese Geschichte liest, spielt es dann überhaupt noch eine Rolle, ob ein Ereignis eine Verschwörungstheorie ist, oder bewiesene Geschichte? Muss man nicht erst einmal davon ausgehen, dass jede Begründung für einen Kriegseinsatz zunächst zumindest teilweise irgendwie mit einer Lüge zu tun hat? Macht es überhaupt Sinn danach zu fahnden, was Wahrheit und was Lüge ist? Oder ist es nicht besser, ohne Gedanken an Ursachen und Propaganda zu verschwenden, was für das Land, die Menschen, die sanfteste Möglichkeit ist, um für alle Seiten Frieden zu schaffen? Ist es nicht besser zu versuchen, Stabilität und Versöhnung anzustreben, statt Rache und Bestrafung?

Natürlich müssen Menschenrechtsverbrecher bestraft werden. Aber wenn eine solche Bestrafung ein einziges unschuldiges Leben kostet, ist der Preis bereits zu hoch. Besser ist das Abwarten des richtigen Zeitpunktes. Und irgendwann werden auch ungerechtfertigte Amnestien nicht mehr schützen. Der Beginn einer Entwicklung, den man z.B. in Südamerika beobachten kann.

NOCH MAL ANTISEMITISMUS

Nazi-Deutschland ermordete über 25 Millionen russischer Menschen. Wäre das nicht Grund genug, den Menschen des Landes die gleiche Solidarität entgegen zu bringen, wie Israel? Statt dessen wird die Politik Russlands diffamiert, seine Sicherheitsinteressen ignoriert, und die Bedürfnisse der Menschen für machtpolitische Zwecke missbraucht (indem Sanktionen die Menschen treffen).

Jede Kritik an der Politik der extrem rechten Regierung Israels dagegen, wird sofort als Antisemitismus dargestellt. Dass das längst widerlegt ist, kümmert die Apologeten der pauschalen Ablehnung von Kritik an der Staatspolitik Israels wenig. Jeder, der versucht, zwischen Antizionismus und Antisemitismus zu unterscheiden, wird in Deutschland pauschal diffamiert.

Durch den inflationären Missbrauch des Begriffs, und durch eine allzu offensichtliche Nutzung als politisches Werkzeug, um Diskussionen zu verhindern, wurde der synonym mit Rassismus der schlimmsten Ausprägung zu verwendende Begriff entwertet. Und die Gesellschaft empfindet dadurch die Behauptung von Antisemitismus gar nicht mehr als gefährlich, was jenen gefährlichen, rassistischen, antisemitischen Kreisen Zulauf brachte.

Ich weigere mich daher, Antisemitismus als Kampfbegriff verwendet, zu akzeptieren. Der Begriff in Deutschland wurde ausgehöhlt und leer durch seinen politischen Missbrauch.

FAZIT

Wer die Teilnahme an Aktionen zur Herstellung eines gesamtgesellschaftlichen Konsens zur Friedenserhaltung verweigert, weil unter den Teilnehmern auch jene sind, die er als „politisch unkorrekt“ ansieht, hat nicht den Frieden als Ziel, sondern die Durchsetzung seiner eigenen politischen Agenda. Er überlässt das Feld Extremisten und erlaubt diesen, berechtigte Anliegen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Oder er lehnt Friedenspolitik insgesamt ab, und ist mit internationalem Faustrecht und Krieg einverstanden. Oder ... er ist dankbar, sich nicht kümmern zu müssen, und nimmt die Kritik als Entschuldigung für die eigene Lethargie.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

LinksPazi

Unter dem Pseudonym Linkspazi bloggt Jochen Mitschka. Links, engagiert und gegen Heuchelei und Krieg. Statt Mainstream wiederholen, ihm antworten.

LinksPazi

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