Kritik an RTDeutsch

Propaganda Unter dem Deckmantel neutralen Journalismus wird Propaganda betreiben, braucht nicht bewiesen zu werden. Wie sieht das mit Propaganda aus, die sich offen dazu bekennt?

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Dass Stiftungen der Parteien (Deutschland) und von Wohltätern in den USA (Soros) versuchen, Regierungswechsel in ihrem Interesse zu verändern, wurde spätestens in der Ukraine-Krise bekannt. 5 Milliarden US$ hat sich demnach, außerhalb der privaten NGO-Unternehmungen, die USA die "Revolution" auf dem Maidan kosten lassen. Und Deutschland hat mit dem von der Konrad Adenauer Stiftung geförderten Klitschko, sozusagen als kleiner Bruder, auch mächtig mitgemischt.

Wenn man diese Aktivitäten nun mit der Propaganda von Russia Today vergleicht, ergibt sich ein grundlegender Unterschied: Während die westlichen NGOs und Regierungen ihre eigenen Ansichten verbreiten, für den Aufstand trainieren, ja indoktrinieren, basiert der Erfolg von Russia Today darauf, dass die Basis nicht ein importiertes Wertebild aus Russland ist, sondern Dissidenten der entsprechenden Länder zu Wort kommen.

D.h. während der Westen "missioniert", sucht Russia Today nach lokalen Perlen des Widerstandes und bietet diesen ein Podium für die Verbreitung seiner Minderheitsmeinung. Dabei geht es offensichtlich gar nicht darum, unbedingt einen Vorteil für die russische Regierung zu erreichen, sondern sich ein Profil als Sprachrohr der Minderheiten, und ja auch Unterdrückten zu machen. Eine perfide Strategie, oder? Aber offensichtlich erfolgreich. Denn bei den jüngsten Demonstrationen in Haiti tauchten Plakate auf, die Putin aufforderten, zu helfen.

Vielleicht ist das der Hauptgrund für den Erfolg von Russia Today, der ihn zum mit Abstand meistgeklickten TV-Sender im Internet macht, mit mehr als 1 Milliarde Klicks. Alle Konkurrenten weit hinter sich lassend.

Und nun kommt ein Ableger nach Deutschland?

Ich schaue mir die halbstündigen täglichen Videos von RTDeutsch seit der Gründung an. Und es gibt Einiges zu bemängeln und bemerken. Ich will das nicht so pauschal und polemisch machen wie viele vor mir, sondern ganz sachlich. Und dann diskutieren, ob RTDeutsch trotz der Mängel empfohlen werden kann.

INTERVIEWPARTNER

Oft wird bemängelt, dass RTDeutsch Interviewpartner einlädt, die den politisch korrekten Journalisten suspekt sind. Nun, kann ich nur sagen, wenn die Redaktion das nicht täte, gäbe es einen Existenzgrund für RTDeutsch weniger. Gerade WEIL der Sender Menschen zu Wort kommen lässt, die sonst als bah angesehen werden, wird er ja zur alternativen Informationsquelle. Und wenn an einem Tag ein Vertreter der eher rechtsorientierten Politik auftritt, und am nächsten Tag ein bekennender Kommunist, ist das doch gerade die Vielseitigkeit, die in den Massenmedien heute fehlt.

Die Tatsache, dass sich das Team der Macher manchmal nicht ausreichend mit dem Thema auseinandersetzen konnte, sehe ich als dem kleinen Budget geschuldet. Ich hoffe, dass das später einmal besser wird. Denn die Fragen könnten manchmal kritischer sein und stärker in die Hintergründe leuchten.

JOURNALISTISCHE AUFARBEITUNG

Es fehlt auch immer mal wieder eine bessere Aufarbeitung der Themen. Oft wird davon ausgegangen, dass der Zuschauer sowieso schon weiß, worum es geht. In anderen Fällen wird einfach nicht daran gedacht, dass Einwände der Gegenseite, für Zuschauer gerade interessant sein können. Denn wenn dann diese Einwände bearbeitet werden, kann der Zuschauer sich ein viel besseres Bild machen, und auch besser beurteilen, ob das pauschale Abtun, „ach das kommt von RTDeutsch, dann ist das sowieso nicht relevant“ gerechtfertigt ist, oder nicht. Solche Einwände kommen nämlich reflexartig, selbst wenn RTDeutsch nur Dinge wiederholt, die andere Quellen bereits veröffentlich hatten. Was im Gegenteil dann die pauschale Kritik an RTDeutsch nachdrücklich in Frage stellt.

Aber natürlich gibt es auch noch wirklich Defizite, die man auch als kritischer Sender, der auf Missstände hinweisen will, beachten sollte. Es reicht nicht, „auf der Internetseite“ nachzuschauen, und nichts zu finden. Es muss schon mal ein Anruf bei der Pressestelle sein, um z.B. einem Beschuldigten die Möglichkeit zu geben, etwas zu den Behauptungen zu sagen. Und diese sollten dann entsprechend den Behauptungen gegenüber gestellt werden. Dann fühlt sich der Zuschauer nicht überrollt von Behauptungen, und die Wirkung dürfte, vor allen Dingen bei unentschlossenen Zuschauern, deutlich besser sein.

Nun muss ich sagen, dass die Beiträge täglich besser wurden. Und an manchen Tagen kaum noch größere Defizite in der Informationsvielfalt pro Thema zu beklagen waren. Das Team könnte auf dem richtigen Weg sein.

THEMEN

Es gab sehr gute Themen und weniger gute. Immer aber konnte man etwas in Erfahrung bringen, was die üblichen Massen-Medien so nicht veröffentlicht hatten. Dass dabei die Schwachstellen der europäischen und US-gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen die Hauptrolle spielen, wirkt manchmal etwas wie „Salz in die Wunde reiben“.

Ich führe das aber auch auf den vollkommen unsachliche und hasserfüllten Empfang durch die deutschen Kollegen zurück. Der nur allzu menschlich einen Reflex "jetzt zeigen wir es euch" erzeugt. Vielleicht wird die Redation später auch stärker auf positive Entwicklungen in Deutschland eingehen. Z.B. wenn nichtstaatliche Organisationen eine bessere „Entwicklungspolitik“ betreiben als die Regierung.

PRÄSENTATION

Es ist lustig zu sehen, wie sich die Moderatorin immer besser mit dem Teleprompter anfreundet, und immer wieder durch ehrliche Aussagen überrascht, mit der sie frühere / jetzige Ahnungslosigkeit zugibt. Sie strahlt aus: Das ist eine von uns. Aber ähnlich wie bei den Piraten, die anfangs als blauäugige Politikanfänger den größten Erfolg einfuhren, verfliegt diese Sympathie nach einer gewissen Zeit. Und mehr Professionalität muss auf Dauer wohl einkehren.

FEHLER?

Mir war ein kleiner Fehler aufgefallen. Da wurde in der Gegenwartsform etwas erklärt, was aber, der Ordnung halber, in der Vergangenheitsform hätte dargestellt werden müssen. Ich habe aber den genauen Zusammenhang vergessen. Es war auch eher nachrangig.
Wenn ich dagegen die Anzahl der Fehler sehe, die so genannte Leitmedien sich leisten (wie gerade am 14. Dezember die Zeit), muss man den Hut ziehen.

FAZIT

RT ist kein Nachrichtensender. Man kann ihn derzeit eher als alternativen Videoblog bezeichnen. Er erhebt auch gar keinen Anspruch, umfassend über Weltereignisse zu berichten. Was berichtet wird, erscheint aus der Perspektive der lokalen Dissidenten. Nicht aber, wie behauptet, aus der Sicht des Kremls. Das ist vollkommener Blödsinn. Leider scheint es aber im Moment so zu sein, dass Kritik an deutscher Russlandpolitik, die zufällig der Sicht des Kremls näher steht, als der "Staatsräson", sofort als Kreml-Propaganda verleumdet wird.

Ich werde mir weiterhin täglich die ½ Stunde gönnen und kann die Sendung eigentlich nur empfehlen. Manche allzu arge Propaganda wirkt sympathisch selbstironisch und ist leicht zu durchschauen.

Am meisten dürften die Zuschauer davon profitieren, die nicht in der Lage sind, internationalen Medien zu verfolgen, und vielleicht auch keine Zeit haben, sich über alternative Medien zu informieren. D.h. wer sich vorwiegend über Öffentlich Rechtliches Fernsehen, oder Standard-Massenmedien informiert, wird hier am meisten Informationsgewinn erzielen.

Diejenigen, die sich sowieso alternativ mit Nachrichten beschäftigen, werden Dinge redundant finden, manchmal verkürzt, aber stets sympathisch vorgetragen. Dass ich aus dieser Quelle nicht unbedingt Hintergrundinformationen über das Versagen russischer Politik in dem oder jenem Fall erwarte, dürfte klar sein. Dabei tritt RTDeutsch aber viel transparenter und offener auf, als die meisten so genannten „neutralen Medien“ und Journalisten. Jene, die in keiner Weise darstellen, in welchen Interessengruppen sie welche Rolle spielen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

LinksPazi

Unter dem Pseudonym Linkspazi bloggt Jochen Mitschka. Links, engagiert und gegen Heuchelei und Krieg. Statt Mainstream wiederholen, ihm antworten.

LinksPazi

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