Für einen anderen Umgang mit der AfD

Medien und die AfD Die AfD steht zu recht unter massiver Medienkritik. Andere Parteien werden aber zu unrecht nicht gleichbehandelt. Das schafft die "Anti-Lügenpresse-Stimmung".

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Die AfD wird seit ihrer Gründung massiv kritisiert. Zuerst wurde der Euro- und EU-Kurs der Partei als nationalistisch bezeichnet. Später als Bernd Lucke, Hans-Olaf Henkel und andere Neoliberale aus der Partei austraten, sah man dies als Bestätigung. Nachdem ab Sommer sehr viele Menschen über die Grenze nach Deutschland kamen, war die AfD die erste Partei, die diese Massenströme kritisierten. Später versuchte Seehofer seine CSU auf AfD-Kurs zu bringen und spaltete so die Union.

Seit dem Zeitpunkt, an dem die AfD eine Obergrenze für Flüchtlinge forderte, wurde in den Medien auf die Partei eingeschossen. Mit allen möglichen Vorwürfen. Oft hatte man sicher auch recht. Das Problem war aber, dass man sie total ideologisch betrachtet hat und sich nicht oder nur manchmal mit ihren Argumenten auseinandergesetzt hat. Wo man aber nicht recht hatte, war als man fast flächendeckend über den Entwurf zum Parteiprogramm behauptete, dass es das feststehende Parteiprogramm sei. Besonders peinlich war eine Sendung der „Aktuellen Stunde“ im WDR, als man behauptete, ein Entwurf, worüber man auf dem Parteitag noch diskutieren wird, sei das Parteiprogramm. Das nutzte der AfD-Chef in NRW und zeigte so, wie schwach die Journalisten vorbereitet waren. Was eigentlich sehr gut an diesem kritischen Auseinandersetzen mit der AfD ist, ist, dass man sich mit einer Partei kritisch beschäftigt. Das sollte die Presse mit jeder Partei tun. Das findet aber nur sehr selten statt.

Die AfD ist gegen die Ehe für alle. Das ist eine Meinung, die es in der Gesellschaft gibt und auch bei anderen Parteien wie der CDU vertreten ist. Im Sommer gab es eine große Diskussion über dieses Thema. Als ob es nichts wichtigeres gäbe … Wer war der große Gegner der Ehe für alle? Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wieso wird sie und ihre Partei nicht mitkritisiert, wenn man die AfD kritisiert? Dem Umgang der AfD mit der Flüchtlingssituation gilt häufig die Hauptkritik. Die AfD will die Grenzen schließen, eine Obergrenze und Flüchtlinge abschieben. Wie sieht es denn bei den anderen Parteien aus? In allen anderen Parteien gibt es Kräfte, die eine Obergrenze oder zumindest etwas Derartiges fordern. Weshalb steht dann nicht Alexander Dobrindt oder Markus Söder in einer massiven Kritik? Stattdessen stehen Alexander Gauland, Frauke Petry und die gesamten AfD-Wähler in der Kritik.

Es gibt noch viele andere Kritkpunkte an der AfD, die auch richtig sind. Der Umgang mit Arbeitslosen, das fehlende Engagement zur Verhinderung der Fluchtursachen und allgemein die neoliberale Agenda, die die AfD zurzeit verfolgt. Die AfD ist gespalten. Das konnte ich erfahren, als ich zu einem Infostand der Partei ging und mich mit den Verstretern der Partei unterhielt. Das war eine Mischung aus neoliberalen Trotteln, Nationalisten und kritischen Bürgern, denen v. a. der Kapitalismus auf den Geist geht. Die kritischen Bürger machten dabei aber den größten Teil aus. Die meisten nannten sich auch Patrioten.

Dass die Politiker der AfD in der Kritik stehen, ist absolut richtig. Was fatal falsch ist, jeden AfD-Wähler in die rechte Ecke zu stellen. So schafft man erst eine aggressive „Anti-Lügenpresse-Stimmung“. Die Folge daraus ist , dass sich die Menschen von den Medien abwenden und sich stattdessen bei Propagandasendern wie Compact oder PI-Newsinformieren, wo sie dann in ihrer Meinung gestärkt werden. Es tut jedem gut, sich auch andere Meinungen anzutun und auch mal RTdeutsch, Compact PI-News durchzulesen, aber auch Jungle World oder konkret. Ich fordere von der Presse, dass sie sich mit allen Parteien so kritisch auseinandersetzt, wie mit der AfD, denn jede Partei hat massive Schwächen.

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Geschrieben von

lintention

Junger Blogger, der die aktuelle Politik kritisch betrachtet und versucht (geo-)politische Zusammenhänge zu erklären.

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