Geh doch mal ins Papa-Café, sagt die Frau zu mir. Ich kenne sie nicht. Und sie kennt mich nicht. Ich sitze mit meiner neun Monate alten Tochter in einem Café. Warum hat die Frau mich angesprochen? Es ist schon das zweite Mal, dass mir so was passiert. Das erste Mal war beim Pekip, einer Art Krabbelgruppe mit Frühförderungsanspruch. Ich solle mal zum „Männerfrühstück“ gehen, sagte dort eine Mutter zu mir. Das sei einmal die Woche. Und gaaaaanz toll. Ihr Mann gehe da auch immer hin.
Sehe ich so hilflos aus? Nur weil ich allein Zeit mit meiner Tochter verbringe – mitten unter der Woche? Weil ich zum Pekip gehe? Und nicht arbeiten, wie ein richtiger Mann? Wird mir da ein Problem unterstellt, das ich nicht habe? Andererseits: Irgendwie haben die beiden Frauen ja recht. Ich gehöre einer Minderheit an. Am Wochenende mit seinem Kind unterwegs zu sein, ist „normal“. Man trifft ständig Papas auf dem Kinderbauernhof, auf der Straße, im Café. Aber unter der Woche? Selten.
Keine einzige Frau. Sehr ungewohnt
Vielleicht brauche ich wirklich Hilfe. Vielleicht können die im Papa-Café mir helfen. Ich mag zwar keine Gruppen, erst recht keine homogenen. Aber ich beschließe, trotzdem mal hinzugehen. Auf den ersten Blick wirkt in dem Café alles normal. Kinder spielen auf einer blauen Matte, wie man sie aus dem Sportunterricht kennt. Auf einer Anrichte liegen Brötchen zum Selberschmieren, daneben steht eine Thermoskanne mit Kaffee. Aber das hier ist natürlich nur auf den ersten Blick eine normale Krabbelgruppe. Babygezwitscher. Menschen, die „babaa“ und „bububu“ sagen. Und nur Papas. Keine einzige Frau. Das ist sehr ungewohnt.
Ich beginne mich unwohl zu fühlen. Ich finde das krampfig. Dann fällt mein Blick auf ein Kampagnen-Plakat an der Wand. Ein frustriert wirkender Mann ist zu sehen. Er sitzt auf der Bettkante und hält die Hand vors Gesicht. Seine Frau versucht ihn zu trösten. Darunter steht: „Würde er Teilzeit arbeiten, könnte er länger.“ Langsam entspanne ich mich. Und klinke mich in ein Gespräch ein. Es geht um Kindersendungen. Manche Pippi-Langstrumpf-Folgen seien total gruselig, erfahre ich. Dann fängt der erste Papa an, sein Kind zu füttern. Ich tue es ihm gleich. Auch der dritte im Bunde steigt ein. Wir füttern jetzt alle drei. In mir steigt ein warmes Gefühl auf, wie nachts am Lagerfeuer. Ich bin okay – du bist okay. Allein unter Männern. Echt schön. Das hatte ich nicht erwartet. Und ich merke: Nicht die Vätergruppe ist krampfig, sondern eine Gesellschaft, die solche Selbsthilfegruppen nötig hat.
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