Rot-grüner Sexclub

Linksbündig Was kommt nach der Schwellenangst?

Kunde eines Sexclubs bin ich nie gewesen. Ich kann mir also nur vorzustellen versuchen, wie man sich fühlt, wenn man das erste Mal ein solches Etablissement aufsucht. Feuchte Hände wahrscheinlich, leichtes Flattern. Charmantes Personal fordert einen dann wahrscheinlich verständnisvoll auf, es sich bequem zu machen, bietet einen Drink an. Irgendwann gibt man sich dann einen Herzogschen Ruck, entledigt sich der Klamotten und begibt sich in die Fuck-Rooms. Und auf einmal ist wie durch ein Wunder die "Berührungsangst" überwunden. Beim nächsten Mal geht es schon wie geschmiert.

Im Überwinden von Berührungsängsten sind unsere Rotgrünen inzwischen Weltmeister und insofern als Coachs jedem Sexclub zu empfehlen. Innenminister Schily zum Beispiel hat offenbar nicht ein bisschen gezittert, als er im vergangenen Herbst in den USA auf einer Pressekonferenz dem furchtbaren Bush-Juristen John Ashcroft die Hand geben musste, den das liberale Monatsmagazin Harper´s seiner fundamentalistischen Leidenschaften wegen "Mullah Ashcroft" nennt. Gegenüber dem Militärischen vor allem haben die Rotgrünen jegliche Berührungsangst abgelegt. Da leuchten die Äuglein der grünen Frau Beer und des roten Herrn Scharping, wenn sie auf der Computeranimation das Transportflugzeug A 400 bewundern, das künftig die rotgrün schimmernde Wehr um den Globus schippern soll. Und alle die schönen Leopard-Panzer, Fuchs-Spürfahrzeuge, Tornados, Hubschrauber, U-Boote und Fregatten - welch Augenweide!

Die Berührungsangst gegenüber Waffen und deren Bedienern ist offenbar glücklich überwunden (jetzt kommt das Nationale, siehe Schröder-Freund Grass, und wer weiß was noch danach). Was aber kommt nach dem Sieg über die Schwellenangst? Von Rotgrünen unterscheiden sich Sexclub-Kunden recht positiv in einem Punkt: sie wissen ganz genau, was sie nach Überwindung der Berührungsangst wollen, ficken nämlich. Die Rotgrünen dagegen wissen nicht, was sie dann wollen. Sie bleiben im Vorraum, mit ihrem hübschen Softdrink. Hauptsache war, die Berührungsangst zu überwinden, was sie dann berühren oder nicht berühren, interessiert sie schon nicht mehr. Sie verstehen ja auch nichts davon.

Viele Soldaten der Bundeswehr spüren das allmählich auch, wie sie dem Wehrbeauftragten verärgert zu verstehen gaben: man schickt sie mit nettem Abschiedswinken nach Afghanistan oder ans Horn von Afrika, erklärt ihnen aber nicht in verständlichen politischen Begriffen, was sie dort eigentlich sollen. Sie stehen uniformiert herum, bestenfalls als lebende Denkmäler des denkwürdigen historischen Augenblicks, da ihre rotgrünen Befehlshaber ihre Berührungsangst gegenüber dem Militärischen überwanden. Lange wird diesen Soldaten, die offenbar nicht auf den Kopf gefallen sind, dies wahrscheinlich nicht ausreichen.

Die mir zufällig flüchtig bekannte afghanische Frauenministerin Dr. Sima Samar, Trägerin des schweizer Grüninger-Preises für Zivilcourage vom März 2001, teilte kürzlich mit, dass sie wegen Personalmangels ihr Büro selber streichen musste und auch nach der Ermordung ihres Kabinettskollegen vom Tourismus-Ressort von keinem Bodyguard geschützt wird. Auf meinen an die grüne Fraktion gerichteten Vorschlag, vielleicht einige Bundeswehrsoldaten zu diesem sinnvollen Zweck bereitzustellen, erhielt ich die Antwort der grünen Bundestagsabgeordneten Rita Grießhaber, derartige Angelegenheiten seien allein Aufgabe der afghanischen Sicherheitskräfte, fielen also nicht in die Kompetenz von Herrn Scharpings Mannen und Frauen.

Haushaltsrechtlich gesehen, möglicherweise sogar korrekt argumentiert. Haben die Rotgrünen aber überhaupt noch mehr als Haushalt im Kopf, nach der aufreibenden Überwindung all der Berührungsängste? Der große grüne Star scheint derzeit Haushaltsexperte Oswald Metzger zu sein, als Schwabe ethnisch auch dazu prädestiniert ("schaffe, schaffe, spare, raffe..."). Für den Wahlkampf ist dieser Grüne ein Göttergeschenk. Denn wie hieß es Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Hamburger Wahlkampf um einen Kandidaten namens Metzger: "Nur die allerdümmsten Kälber/ wählen ihren Metzger selber."

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