Salatrezept

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Es ist ein schöner und nützlicher Brauch zünftigen Handwerks, Tipps und Tricks weiter zu geben. Leider verschwindet dieser Brauch wegen der zunehmenden technischen Entwicklung immer mehr. Neben den spezifisch handwerklichen Bräuchen werden auch solche von Generation zu Generation vererbt, die eigentlich garnicht mit dem ursprünglichen Handwerk in Verbindung stehen. Ein prägnantes Beispiel ist der Beruf des Elektrikers und seiner Artverwandten, bei denen dieses Geheimnis vom Nestor erst dann vermittelt wird, wenn der Geselle das Geheimnis auch zuverlässig für sich behalten kann, es sei denn, er schlüpft mit weiterer Erfahrung in die Funktion des Nestors.

Als Sprössling eines Elektrikerclans offenbart Luggi öffentlich und exklusiv den Nimbus, der als solcher gar keiner ist. Es handelt sich um ein Rezept, nämlich um den Kabelsalat. Ursprünglich war es ein Armeelektrikergericht, dessen Zubereitung dann erfolgte, wenn der Geldzufluss mal wieder im Nirvana einer langen Leitung versackte und es für Kabeljau nicht reichte. In diesem Fall war dann der Fall des Eigenbedarfs angesagt. Nur waren damals die Inhaltsstoffe nicht eben mit Vielfalt gesegnet. Es blieb ein jämmerliches und armseliges Mahl.

Heute aber, wo uns vielfältige Zutaten für dieses alte Gericht zur Verfügung stehen ist es an der Zeit, sich wieder auf die alten Rezepte zu besinnen und sie im neuen Licht auferstehen zu lassen. Deshalb heute mein Rezept für einen Kabelsalat für 4 Personen.

Zuerst benötigen wir eine sehr gute Einkaufsquelle. Die "Quelle" als solche fällt ja leider aus, war auch nicht so gut, vielleicht mal für einen Salat "auf die Schnelle". Am besten wir gehen zum Kabelhändler um die Ecke. Dort haben wir auch die Garantie für absolute Frische der Kabel. Als Basis benötigen wir Schlauchleitung, 3x1,0mm², grau, 5m-Ring, immer wieder bewährt wie Eier im Eiersalat. 75-Ohm-Koaxkabel in weiß mit 2 m Länge stellt den komplementären Bestandteil dar. Bitte nicht darauf verzichten. Für Feinschmecker empfiehlt sich das Koaxkabel mit doppelter Abschirmung. Ein unbedingtes "Muss" ist heutzutage HDMI-Kabel. Mit dieser Ingredenz wird dem Kabelsalat eine gewisse hochauflösende Note zugeordnet. Bitte unbedingt einkaufen. Für HDMI-Allergiker empfehle ich ein DVI-Kabel; VGA-Kabel als Bestandteil des Salats führt nach einer gewissen Zeit zu Augenproblemen. Besonders wichtig sind ganz feine, flexible und bunte Kabel, sogenannte Litzen. Mit farbigen Litzen haben wir den optischen Spielraum, der unserem Kabelsalat eine gewisse Stimmungsnote geben kann. Sehr beliebt ist rote Litze für eine erotische Komponente. Planen Sie eine TINA-Stimmung, dann nehmen Sie Litze in der Farbe Bundeskanzlerinnenjacketgrün. Hier können Sie ihrer Phantasie mal so richtig Zucker abverlangen. Analog können Sie planen, wenn der Kabelsalat dem Knüpfen von Beziehungen dienen soll. Hier empfehle ich unbedingt die Verwendung von Netzwerkkabel. Lassen Sie sich aber nicht mit billigem BNC-Kabel abspeisen. Das hat sein MHD garantiert um Jahre überschritten. Kaufen Sie Glasfaserkabel. Das sorgt später für schnelle Verbindungen. Weitere Kabelsorten kann dann jeder später nach Gusto und beabsichtigter Wirkung ausprobieren.

Die Zubereitung ist relativ einfach. Die Schlauchleitung und das Koaxkabel müssen gut abgehangen sein (Raum mit 5% Luftfeuchte und 9,5° Celsius). Alle Kabel müssen in gleichmäßige Stücke nach der Formel Durchmesser x Luggikonstante geschnitten werden. Alles in eine trockene Kabeltrommel geben und gut mischen. Für die Vinaigrette kaufen wir farblose Druckertinte mit Qualität, z.B. von HPBrotherEpsonCanon. Wir benötigen ca. 100ml. Gewürzt wird das Ganze mit einer Würzmischung aus granulierten Motherboards und geschredderten Disketten. Unter Hinzufügung von 45m WLAN wird die Vinaigrette mit einem Kabelbinder luftig aufgeschlagen und erhält eine leichte Komponente. Die aufgeblasene Vinaigrette wird abschließend in die Kabeltrommel gefüllt und alles vorsichtig vermischt (untergehoben).

Ein Serviervorschlag, als wirklich einfaltsreiche Varianz, wäre die Verwendung eines Kabelschachts. Dagegen sprechen die Hygieneverordnungen in Deutschland. Nehmen Sie also herkömmliches Geschirr und genießen Sie den Kabelsalat mit einer Kabel.

btw. Ich überlege mir als nächtes etwas zu Scherbengericht, oder auch nicht.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

luggi

Ein Veggie, der gern Fleischtomaten futtert.Vermeidet Ärztehopping durch gesunde Ernährung.

luggi

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden