Tag 1 - meine Lieblings-LP

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Zwei Buchstaben, LP, scheiden viele Menschen in Wissende und ihr Gegenteil. Oder exponierter ausgedrückt in den Teil, der in den Genuss analogen Hörens von Klangereignissen kam, damals, und den Rest. Sie kannten noch nicht diese gewöhnungsbedürftige Sterilität bitratengesteuerter Soundausgaben von CD-Playern. Diese LP's, sie atmeten noch vinyles Leben, die Spannung knisterte beim Aufsetzen des Tonarms, dieses Knistern, das man nicht hören wollte und trotzdem dazu gehörte, und dieser vorsichtige Umgang mit den Tonträgern. Möge der Wissende in Erinnerung schwelgen und der Neugierige sich die nächst greifbare LP auf den nächst greifbaren Plattenspieler legen ... und genießen.

Über die Jahre mag ich sie nicht mehr, diese digital remasterd. Nein, sie sind leblos. Sie haben keine Spuren, kein auf 33 Umdrehungen geprägtes Leben. Sie sind neu und trotzdem tot.
Es war Anfang der 70er Jahre. Beat- und Rockmusik waren bei meinem Musikempfang bestimmend. Sendungen ob in Ost oder West waren auf bestimmte Zeitfenster beschränkt. Deutscher Soldatensender, Stimme der DDR, NDR, Radio DDR, Europawelle Saar, DT 64 usw. bestimmten, wo die Skalennadel auf den Frequenzbändern ihren vorläufigen Halt fand.

Die meisten meiner Alterskameraden schwärmten für "Westgruppen", also fast nur für diese. Ich hatte irgendwie auch ein Ohr für andere Töne. Musik musste für mich nicht nur englisch klingen. Ich hörte vieles in anderen Sprachen; manches gefiel mir. Besonders gefiel mir die Rockmusik von Omega in dieser unvergleichlichen, eigentümlichen ungarischen Sprache. Diese Sprache, die so ungewöhnlich hart klingt und von anderen Konsonanten dominiert wird. Aber wie weich klingt diese Sprache beim "Mädchen mit dem Perlenhaar". Dieses Lied hat ein Suchtpotenzial und einen Anspruch auf Eternity.







Tja, und meine Lieblings-LP? Man kann es ahnen. Es war eine Omega-LP. Und es war für damalige Verhältnisse eine ungewöhnliche Ausgabe. Aluminiumhülle. Also keine normale Papphülle. Hatte den Vorteil, dass ich sie schnell fand, auch heute. Und die Musik? Die eine oder andere gute Musik entstand oder entsteht in bestimmten Spannungsverhältnissen. So war es auch damals bei Omega. Leitfiguren wie Gabor Presser und Anna Adamis hatten Omega verlassen und gründeten LGT. Diesen Schmerz verarbeiteten Omega in dem Titel "Untreue Freunde". Auch wenn man kein ungarisch versteht, die Musik ist ein sehr guter Sprachmittler und ich verstand damals, Musik kennt keine Grenzen. Die Platte hat über die Jahre nun doch ihre Abnutzungserscheinungenn aufzuweisen. Sie sind sichtbar, diese Kratzer. Und sie sind hörbar. Aber ich möchte sie nicht mehr missen. F**k CD und MP3. Gäbe es doch nur so kleine LP-Abspielgeräte.

Habe ich jetzt vergessen, den Titel meiner Lieblings- und Omega-LP zu nennen? Na gut, bei Aluminium ist es doch nicht so schwer - es ist "Elo Omega".

Und wie ümmer bei mir gewohnt die Links zur Erweiterung des was auch ümma.

omega.hu/lemez.php?i=13&cat=17

www.gammapolis-omega.de/


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Geschrieben von

luggi

Ein Veggie, der gern Fleischtomaten futtert.Vermeidet Ärztehopping durch gesunde Ernährung.

luggi

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