Werden es "unsere Kinder" besser haben?

Zukunft Immer weniger Menschen glauben, dass es ihren Kindern „besser gehen wird“ als ihnen selbst. Ein Versuch des Widerspruchs durch eine optimistische Zukunfsvision.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Angeblich herrscht der Kulturpessimismus. Die Zukunft sieht düster aus. Zumindest in Europa, zumindest im s.g. „Alt-Europa“ (um es nach Donald Rumsfeld zu nennen), also dem „ehemaligen West-Block“ (um es nach L. Szopa zu nennen). Immer mehr Menschen glauben nicht, dass es ihnen, oder spätestens ihren Kindern und Enkelkindern „besser gehen wird“ als den Generationen davor.

Mag sein, doch als osteuropäischer Westeuropäer möchte ich hier ein – vielleicht utopisches, vielleicht nur teilweise utopisches – optimistisches Bild der Zukunft der folgenden Generationen an die Wand malen. Die Formulierung „unserer Kinder und Enkelkinder“ lasse ich lieber aus – denn mit den meisten „Freitag“-Lesern habe ich keine Kinder und Enkelkinder, und auch mit der „Gesellschaft“ teile ich kein Sorgerecht.

Vielleicht werden die Menschen – selbst in Beijing – unter weniger Verschmutzung in Luft, Wasser, und Erde die Welt erleben.

Vielleicht werden sie mehr als genug Energie durch Sonne haben – so dass nicht mal Windräder aufgebaut werden müssen.

Vielleicht kommen sie auch drauf, dass man gar nicht so viel Energie braucht – denn sie werden feststellen, dass man gar nicht so viel konsumieren und somit produzieren und transportieren muss.

Vielleicht werden die Menschen draufkommen, dass Kriege und Rüstung nicht nur die ungesundesten, sondern auch unwirtschaftlichsten Tätigkeiten sind.

Dafür körperliches und vor allem seelisches Wohlbefinden, oder einfach Glück, viel wichtiger als ein BIP oder die Anzahl der FB-„Freunde“ sind.

Vielleicht wird irgendwann die Bevölkerung dennoch nicht nur abnehmen, sondern auch die betonierten Städte verlassen, und sich wieder der Natur, dem Land zuwenden. (Die Natur braucht übrigens weniger als 50 Jahre, um eine Stadt wieder zu „naturalisieren“, sofern man sie läßt).

Vielleicht erkennen die Menschen, dass man zum glücklichen Überleben sogar weniger als die Hälfte des aktuellen „pro-Kopf“-Einkommens braucht – sofern man es einigermaßen verteilt, und dabei Konsumgier und Erfolgswahn ausmerzt.

Vielleicht werden sie gesünder essen – und zwar das, was sie selbst und ihr Nachbar angebaut hatten. Ohne Chemie- und Gentechnik-Hilfe, sondern mit Gülle-Bespritzung und täglichem Jäten. Dass Monokulturen für Erde wie Mensch eine Katastrophe sind. Und wenn Tiere im Wochenmenu dabei sein sollen – werden die Menschen diese schon selber töten müssen.

Vielleicht werden die Menschen mehr Zeit haben, vielleicht auch mehr analoge, also un-virtuelle Kontakte und Freundschaften. Vielleicht werden die Menschen dennoch noch mehr reisen – nur nicht so schnell und so weit, denn mit Pferd, Esel, Fahrrad, Boot, zu Fuß. Und auf den Himmel schauend, werden sie sich weder vor fallenden Atombomben noch wandelndem Klima fürchten müssen.

Schließlich: Vielleicht werden die nächsten Generationen sich gar nicht mehr fragen, ob ihre Kinder es wirklich „besser“ haben müssen als sie es selbst hatten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Lukasz Szopa

Balkanpole. Textverarbeiter. Denker-in-progress. Ökokonservativer Anarchist.

Lukasz Szopa

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden