1917: Linker Marsch

Zeitgeschichte Wladimir Majakowski gilt als der Dichter der Oktoberrevolution. Mit 36 Jahren verübt er Selbstmord. Warum?, fragt Valentin Katajew im Roman „Das Gras des Vergessens“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2017

Der Dichter liegt aufgebahrt im Moskauer Haus der Schriftsteller, draußen im Hof der gefrorene Schlamm eines nachlässigen Frühjahrs, schwarze Blätter, ein wenig Schnee. Drinnen weiße Chrysanthemen, Orchideen, Rosen. Die großen mit Kupfer beschlagenen Schuhe des Toten sieht zuerst, wer den Saal betritt. Erst dann fällt der Blick auf die leeren Hände, das bleiche Gesicht, das getrocknete Blut auf der Stirn. Die Folge eines Sturzes nach der Tat, erklärt man die Verletzung. Wladimir Majakowski hat sich am 14. April 1930, kurz nach zehn Uhr, in seinem Zimmer am Lubjanski Projesd mit einer Pistole in die Brust geschossen. „Rede, Genosse Mauser!“, rief er in seinem Poem Linker Marsch. Nun hat er die Pistole reden lassen, um zu verstummen un